Trastuzumab

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 30.03.2017

Allgemeines

Trastuzumab ist ein Krebsmittel gegen Brustkrebs und wird bei den verschiedenen Graden der Erkrankung unterschiedlich eingesetzt.

 

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • gezielt an das Krebszellen-Merkmal HER2 binden
  • Krebszellen am Wachstum hindern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Trastuzumab im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Trastuzumab nicht verwendet werden?

Trastuzumab darf nicht angewendet werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder Eiweiß der Maus besteht, da Trastuzumab gentechnisch unter Zuhilfenahme von Mauszellen gewonnen wird.

Für Patienten mit Atembeschwerden auch ohne Belastung (Ruhedyspnoe) aufgrund von Komplikationen der fortgeschrittenen Krebserkrankung und Begleiterkrankungen besteht ein erhöhtes Risiko einer tödlichen Reaktion auf die Infusion. Deshalb sollten diese Patienten nicht mit Trastuzumab behandelt werden.

Nur unter besonderer ärztlicher Kontrolle und mit Vorsicht darf Trastuzumab gegeben werden bei

  • Lungenentzündung, besonders bei Patienten, die gleichzeitig mit Krebsmitteln wie Paclitaxel oder Docetaxel behandelt werden
  • vorangegangener Behandlung mit den Zytostatika Anthrazyklin und Cyclophosphamid wegen der Gefahr einer Herzschädigung. Hier muss der Arzt Nutzen und Risiko des Trastuzumab-Einsatzes sorgfältig abwägen. Wenn möglich, sollte eine Anthrazyklin-Therapie noch bis zu 24 Wochen nach dem Absetzen von Trastuzumab vermieden werden. Kommen dennoch Anthrazyklin oder mit ihm chemisch verwandte Wirkstoffe zum Einsatz, muss der Arzt die Herzfunktion des Patienten sorgfältig überwachen.
  • Herzmuskelschwäche in der Vorgeschichte, Herzrhythmusstörungen, behandlungsbedürftiger Angina pectoris, Herzklappenerkrankung, Herzinfarkt an einer Herzwand und unzureichend gesenktem Bluthochdruck wegen dem Fehlen aussagefähiger Studien mit solchen Patienten.
 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

In Tierstudien zeigte sich der Wirkstoff als nicht schädlich für Mutter und Nachkommenschaft. Ob Trastuzumab bei Verabreichung an schwangere Frauen eine Schädigung des Ungeborenen verursachen oder ob es die Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann, ist jedoch nicht bekannt. Daher sollte die Gabe von Trastuzumab während der Schwangerschaft vermieden werden, es sei denn, der Arzt hält den Nutzen für die Mutter größer das mögliche Risiko für das Ungeborene. Nach der Markteinführung des Wirkstoffs sind bei schwangeren Frauen Fälle von Fruchtwassermangel durch Trastuzumab beobachtet worden.

Es ist nicht bekannt, ob Trastuzumab beim Menschen in die Milch übertritt. Natürliches menschliches Immunglobulin wird jedoch in die Milch abgegeben. Da das mögliche Risiko für den Säugling nicht bekannt ist, sollten Frauen während einer Therapie mit Trastuzumab und für sechs Monate nach der letzten Dosis nicht stillen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Mit Kindern unter 18 Jahren wurden keine Studien zur Wirksamkeit und Verträglichkeit von Trastuzumab unternommen. Der Einsatz des Wirkstoffs bei dieser Altersgruppe ist daher untersagt.

Welche Nebenwirkungen kann Trastuzumab haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Trastuzumab. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Brustkrebs im Frühstadium
Häufige Nebenwirkungen:
Gelenkschmerzen, Rückenschmerzen, Armschmerzen, Beinschmerzen, Muskelschmerzen, Knochenschmerzen, Schulterschmerzen, Brustwandschmerzen, Muskelkrämpfe, Skelettmuskulaturschmerzen, Nasen-Rachen-Entzündung, Grippe, Infektionen der oberen Atemwege, Harnwegsinfektionen, Schnupfen und Nasennebenhöhlenentzündung, Blasenentzündung, Rachenentzündung, Bronchitis, Gürtelrose, Ermüdung, Wasseransammlung in Armen und Beinen, Fieber, Schwäche, Schüttelfrost, Brustkorbschmerzen, Grippe-ähnliche Erkrankung, Wasseransammlungen im Gewebe, Brustkorbbeschwerden, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Verstopfung, Oberbauchschmerzen, Verdauungsstörungen, Magenschleimhautentzündung, Mundschleimhautentzündung, Kopfschmerzen, Benommenheit, nervliche Missempfindungen, Schwindel, Hitzewallungen, Bluthochdruck, Lymphstau, Ausschlag, Juckreiz, Nagelveränderungen, Nagelkrankheiten, Hautrötung, Husten, Atemprobleme, Rachenschmerzen, Schlundschmerzen, Belastungsatemnot, Nasenlaufen, Nasenbluten, Brustschmerzen, Schlaflosigkeit, Depressionen, Unruhe, Herzklopfen, Herzmuskelschwäche, Herzrasen, Herzleistungsverringerung, Gewichtszunahme, Harnentleerungsstörungen.

Bustkrebs mit Tochtergeschwulsten
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Bauchschmerzen, Schwäche, Brustkorbschmerzen, Schüttelfrost, Fieber, Kopfschmerzen, Schmerzen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Ausschlag.

Häufige Nebenwirkungen:
Grippe-ähnliche Erkrankung, Rückenschmerzen, Infektion, Nackenschmerzen, Unwohlsein, Überempfindlichkeitsreaktion, Brustdrüsenentzündung, Gewichtsverlust, Blutgefäßerweiterung, Herzrhythmusstörungen (supraventrikuläre Tachyarrhythmie), niedriger Blutdruck, Herzmuskelschwäche, Herzmuskelerkrankung, Herzklopfen, Essensverweigerung, Verstopfung, Verdauungsstörungen, Leberdruck, Leberberührungsempfindlichkeit, trockener Mund, Hämorrhoiden, Weiße-Blutkörperchen-Mangel, Hautblutungen, Wasseransammlung in Armen und Beinen, Wasseransammlung im Gewebe, Knochenschmerzen, Beinkrämpfe, Gelenkentzündung, Benommenheit, nervliche Missempfindungen, Schläfrigkeit, Bluthochdruck, Nervenschäden in Armen und Beinen, Zittern, Angstzustände, Depressionen, Schlaflosigkeit, Asthma, Hustenverstärkung, Atemnot, Nasenbluten, Lungenfunktionsstörungen, Rachenentzündung, Schnupfen und Nasennebenhöhlenentzündung, Harnwegsinfektionen, Juckreiz, Schwitzen, Nagelveränderungen, trockene Haut, Haarausfall, Akne, Hautausschlag (fleck- und bläschenförmig), Geschmacksveränderung.

Besonderheiten:
Wird Trastuzumab zusammen mit anderen Zytostatika eingesetzt, können sich Art und Häufigkeit der Nebenwirkungen stark verändern.

Zu Beginn der Therapie mit Trastuzumab muss der Arzt die Herzfunktion prüfen und danach alle drei Monate kontrollieren. Sinkt die Pumpleistung der linken Herzkammer zehn Prozentpunkte unter den Ausgangswert, ist die Therapie zu beenden. Nach der Behandlung muss die Herzkontrolle über zwei Jahre hinweg halbjährlich erfolgen. Hat der Patient zu Trastuzumab noch zusätzlich Anthracycline erhalten, muss die Herzfunktion über fünf Jahre hinweg jährlich überrpüft werden.

 

Welche Wechselwirkungen zeigt Trastuzumab?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Es wurden keine Wechselwirkungsstudien mit dem Wirkstoff durchgeführt. Ein Risiko für Wechselwirkungen mit gleichzeitig gegebenen Medikamenten kann nicht ausgeschlossen werden.

Vom Arzt zu beachten ist, dass die gleichzeitige Gabe von Zytostatika wie Anthrazykline und Cyclophosphamid eine Herzschädigung hervorrufen kann. Besonders Anthracycline dürfen daher nicht gleichzeitig angewendet werde.

Patienten, die gleichzeitig mit Krebsmitteln wie Paclitaxel oder Docetaxel behandelt werden, haben ein erhöhtes Risiko, an einer Lungenentzündung zu erkranken.

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Die Anwendung des Medikaments darf nur erfolgen, wenn nachgewiesen wurde, dass der Brustkrebs das Merkmal HER2 trägt.
  • Eine Therapie mit dem Medikament darf nur von einem Arzt begonnen werden, der Erfahrungen in der Anwendung von Zellgiften zur Krebsbekämpfung besitzt.
  • Das Medikament darf nur als Infusion in die Vene gegeben werden. Eine Anwendung als Injektion oder hochdosierte Einmalgabe (Bolus) in die Vene ist verboten.
  • Kommt es nach der Infusion zu Atem- oder Herzbeschwerden, ist sofort ein Arzt aufzusuchen.
  • Haben sich bei der Eingangsuntersuchung Risikofaktoren für das Herz ergeben, ist die Herzfunktion während der Behandlung regelmäßig ärztlich zu kontrollieren.
  • Sinkt die Herzleistung während der Therapie mit dem Medikament deutlich ab, ist die Behandlung zu beenden.
  • Eine Infusion des Medikaments kann Atemnot oder Herzprobleme hervorrufen, durch die Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich sind.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

 

Welche Medikamente beinhalten Trastuzumab?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Trastuzumab enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

 
Medikament
Darreichungsform
Infusionslösungs­konzentrat
Ogivri 150 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Infusionslösungs­konzentrat

 

So wirkt Trastuzumab

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Trastuzumab. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Immunstärkende und -schwächende Mittel, Zytostatika, Monoklonale Antikörper, zu welcher der Wirkstoff Trastuzumab gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Trastuzumab

Trastuzumab ist ein Krebsmittel gegen Brustkrebs und wird bei den verschiedenen Graden der Erkrankung unterschiedlich eingesetzt.

Im Frühstadium der Krebserkrankung wird Trastuzumab allein direkt nach der Operation, Strahlenbehandlung oder einer ersten Chemotherapie eingesetzt. Voraussetzung ist allerdings, dass im Labor an der Oberfläche der Brustkrebszellen die Bindungsstelle HER2 nachgewiesen werden kann. An diese muss nämlich Trastuzumab andocken, um wirksam zu werden. Nach Auswertung neuer Studien ist der Einsatz von Trastuzumab jetzt auch gleichzeitig zur Chemotherapie bei Patientinnen mit früh festgestelltem HER2-positivem Brustkrebs zugelassen.

Ein weiteres Einsatzgebiet für Trastuzumab ist Brustkrebs, der bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) gebildet hat. Als Einzeltherapie wird der Wirkstoff allerdings nur nach einer vorangegangenen Chemotherapie oder bei eingesetzt. Diese Chemotherapie muss mindestens zwei Zytostatika (aus den Untergruppen der Anthrazykline und Taxane) enthalten haben, es sei denn, diese Behandlung war für die Patienten nicht geeignet. Bei Patienten mit hormonempfindlichem Krebs muss außerdem eine vorausgegangene Hormonbehandlung erfolglos gewesen sein oder eine solche Behandlung war für die Patientinnen nicht geeignet.

Haben Patientinnen noch keine Chemotherapie gegen ihr Krebsleiden erhalten, wird Trastuzumab als Kombinationspartner zu Zytostatika wie Paclitaxel und Docetaxel verwendet.

Bei Patientinnen nach den Wechseljahren, die noch kein Trastuzumab erhielten und einen hormonempfindlichen Brustkrebs haben, kann Trastuzumab auch in Kombination mit einem sogenannten Antiöstrogen oder einem Aromatasehemmer wie Anastrozol verwendet werden.

Trastuzumab wird zudem zur Behandlung von Krebs (Adenokarzinomen) mit Tochtergeschwulsten des Magens und am Speiseröhren-Übergang bei Patienten eingesetzt, die bisher keine Krebstherapie gegen ihre Erkrankung erhalten haben. Auch hier ist die Vorbedingung, dass die Krebszellen die Bindungsstelle HER2 aufweisen. Trastuzumab wird in Kombination mit weiteren Zytostatika wie Capecitabin oder 5-Fluorouracil und Cisplatin angewendet.

 

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Trastuzumab sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Trastuzumab

Trastuzumab gehört zur großen Wirkstoffgruppe der Immunologika. Wissenschaftlich genauer ausgedrückt, ist Trastuzumab ein rekombinanter humanisierter IgG1 monoklonaler Antikörper gegen den menschlichen epidermalen Wachstumsfaktor 2 (HER2).

Antikörper sind Eiweiße, die aktiv an der körpereigenen Abwehr beteiligt sind. Monoklonale Antikörper sind künstlich hergestellt und werden von einer Zelllinie produziert, welche auf einen einzigen B-Lymphozyten (besondere Form der weißen Blutkörperchen) zurückgeht. Diese monoklonalen Antikörper binden sich gezielt an eine einzelne, ganz spezielle Eiweißstruktur auf der Oberfläche anderer Zellen. Im Falle von Trastuzumab ist dies der menschliche epidermale Wachstumsfaktor 2 (HER2), der von 20 bis 30 Prozent Brustkrebs-Formen und auch manchen Krebszellen am Magen oder Speiseröhren-Übergang produziert wird und einen besonders schnellen Krankheitsverlauf kennzeichnet.

Sowohl im Reagenzglas wie in Tierversuchen wurde nachgewiesen, dass Trastuzumab sowohl Wachstum wie Vermehrung menschlicher Krebszellen, die HER2 produzieren, hemmt. Darüber hinaus markiert Trastuzumab hochwirksam diese Krebszellen, so dass sie von der körpereigenen Abwehr besser erkannt und vernichtet werden können.

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.