Tolterodin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 13.01.2017

Allgemeines

Tolterodin wird eingesetzt, um ungewöhnlich häufigen, plötzlich und stark auftretenden Harndrang und Harninkontinenz zu lindern, wenn diese durch eine so genannte überaktive Harnblase mit überschießender Aktivität des Harnblasenmuskels verursacht werden.

Welchem Zweck dient dieser Wirkstoff?

  • Harninkontinenz behandeln.

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Tolterodin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Tolterodin nicht verwendet werden?

Die Anwendung sollte unterbleiben bei:
  • Überempfindlichkeiten gegen diesen Wirkstoff
  • Blasenentleerungsstörungen
  • Myasthenia gravis
  • schwerer Colitis ulcerosa
  • massiver Erweiterung des Dickdarms (Megacolon)
  • Verengungen im Bereich des Magen-Darm-Kanals
  • bestimmten Formen des grünen Stars (Engwinkelglaukom).
Nur unter sorgfältiger ärztlicher Abwägung von Nutzen und Risiko sollte Tolterodin eingesetzt werden bei:
  • Harnabflussstörungen verbunden mit dem Risiko des Harnverhalts
  • Nierenerkrankungen
  • Lebererkrankungen
  • Erkrankungen des vegetativen Nervensystems (autonomen Neuropathien)
  • Zwerchfellbruch
  • Neigung zu Darmträgheit
  • Patienten mit bekannten Risikofaktoren für bestimmte Störungen des Reizleitungssystems am Herzen (QT-Verlängerungen)
  • bereits vorliegenden Herzerkrankungen (Minderdurchblutung des Herzmuskels, Herzrhythmusstörungen, Herzmuskelschwäche)
  • Kindern.


Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Der Wirkstoff sollte in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff ist für Kinder nicht geeignet.

Welche Nebenwirkungen kann Tolterodin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Tolterodin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Nervosität, Schwindel, Schläfrigkeit, Missempfindungen, trockene Augen, Sehstörungen, Verstopfung, Bauchschmerzen, Blähungen, Erbrechen, trockene Haut, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Brustschmerzen, Magenbeschwerden.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Blasenentleerungsstörung, Wasseransammlungen.

Seltene Nebenwirkungen:
Allergische Reaktionen, Herzklopfen, Herzrhythmusstörungen.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Herzmuskelschwäche.

Nebenwirkungen ohne Angabe zur Häufigkeit:
Vermindertes Schwitzen mit Wärmestau, Hautrötung, Unruhe, Halluzinationen, Auslösung von grünem Star (Engwinkelglaukom).

Welche Wechselwirkungen zeigt Tolterodin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Tolterodin löst zusammen mit anderen Wirkstoffen unterschiedliche Effekte aus. Dazu gehören:
  • gegenseitige Wirkungsverstärkung bei gleichzeitiger Einnahme von Tolterodin, den Makrolid-AntibiotikaErythromycin und Clarithromycin, HIV-1-Proteasehemmern oder Mitteln gegen Pilzerkrankungen wie Ketoconazol und Itraconazol sowie anderen Muscarinrezeptor-Antagonisten
  • Abschwächung der Wirkung von Tolterodin bei gleichzeitiger Gabe von Muscarinrezeptor-Agonisten
  • verminderte Wirkung von Magenmitteln wie Metoclopramid und Cisaprid.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Vor Anwendung des Medikaments müssen vom behandelnden Arzt andere Ursachen für die Harninkontinenz ausgeschlossen werden.
  • Die Behandlung mit dem Medikament kann das Sehvermögen vermindern.
  • Das Medikament beeinträchtigt das Reaktionsvermögen, was Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich macht.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Tolterodin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Tolterodin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Tolterodin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Tolterodin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Muscarinrezeptor-Antagonisten, zu welcher der Wirkstoff Tolterodin gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Tolterodin

Tolterodin wird eingesetzt, um ungewöhnlich häufigen, plötzlich und stark auftretenden Harndrang und Harninkontinenz zu lindern, wenn diese durch eine so genannte überaktive Harnblase mit überschießender Aktivität des Harnblasenmuskels verursacht werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Tolterodin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Tolterodin

Tolterodin ist ein Muscarinrezeptor-Antagonist, der speziell an den Muscarinrezeptoren im Bereich der Harnblase wirkt. Muscarinrezeptoren sind spezielle Bindungsstellen der parasympathischen Fasern des vegetativen Nervensystems, die normalerweise durch den körpereigenen Botenstoff Acetylcholin aktiviert werden. Tolterodin verdrängt diesen körpereigenen Botenstoff an den Rezeptoren und unterdrückt damit dessen Wirkung.

An den Muscarinrezeptoren der Harnblasenmuskulatur verhindert Tolterodin die Anspannung der Muskelfasern. Häufiger starker und plötzlicher Harndrang entsteht bei einer Drang-Inkontinenz, weil die harnaustreibende Muskulatur sich anspannt, noch bevor die Blase ausreichend gefüllt ist. Die Hemmung der Muskelanspannung durch Tolterodin lindert diese Beschwerden.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.