Talimogen laherparepvec-Zellen

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 26.07.2016

Allgemeines

Der Wirkstoff mit Zellen des Virus Talimogen laherparepvec kommt bei Erwachsenen mit schwarzem Hautkrebs zum Einsatz, der nicht operativ entfernt werden kann und der bereits Tochtergeschwulste (Metastasen) gebildet hat.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Zellen von schwarzem Hautkrebs abtöten
  • Immunabwehr gegen Krebszellen stärken
  • Zellen von schwarzem Hautkrebs schädigen
  • weitere Hautkrebsbildungen verhindern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Talimogen laherparepvec-Zellen im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Talimogen laherparepvec-Zellen nicht verwendet werden?

Patienten, die überempfindlich gegen Talimogen laherparepvec-Zellen sind oder die schwer immungeschwächt sind, dürfen nicht mit dem Wirkstoff behandelt werden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle dürfen Talimogen laherparepvec-Zellen eingesetzt werden bei
  • immungeschwächten Patienten, weil diese eine Herpesinfektion ausbilden können
  • vorhergehender Bestrahlung an der Injektionsstelle oder Wunden in schlecht durchbluteten Bereichen, weil es leichter zu Wundheilungsstörungen kommt
  • Patienten mit Multiplem Myelom, weil der Wirkstoff die Erkrankung beschleunigen könnte.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Infektionen mit Herpesviren in der Schwangerschaft sind für die Un- und Neugeborenen sehr gefährlich. Sie können dazu führen, dass mehrere Organe gleichzeitig versagen und auch tödlich verlaufen. Daher ist der Wirkstoff nicht für Schwangere geeignet.

Frauen, die schwanger werden können, müssen zuverlässig verhüten, um während der Behandlung eine Schwangerschaft zu vermeiden. Alle Patienten sollten beim Geschlechtsverkehr Kondome verwenden, um zu vermeiden, dass der Wirkstoff auf den Sexualpartner übertragen wird.

Es ist nicht bekannt, ob Talimogen laherparepvec in die Muttermilch übergeht. Der Arzt wird darüber entscheiden, ob das Stillen oder die Behandlung zu unterbrechen sind oder ob auf die Behandlung ganz verzichtet werden soll. Dabei wird er sowohl den Nutzen des Stillens für das Kind als auch den Nutzen der Therapie für die Frau berücksichtigen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff ist nur für Erwachsene geeignet.

Welche Nebenwirkungen kann Talimogen laherparepvec-Zellen haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Talimogen laherparepvec-Zellen. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen
Wassereinlagerungen in Armen und Beinen, Kopfschmerzen, Husten, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Schmerzen in Armen und Beinen, Grippe-ähnliche Erkrankung, Fieber, Schüttelfrost, Erschöpfung, Schmerzen, Reaktionen an der Injektionsstelle.

Häufige Nebenwirkung:
Entzündung der Unterhautzellen, Herpes im Mund, Krebsschmerzen, infizierte Krebsgeschwüre, Blutarmut, Verschlechterung immunbedingter Erkrankungen, Austrocknung, Verwirrtheit, Angst, Depression, Schwindel, Schlaflosigkeit, Ohrenschmerzen, Herzrasen, Verstopfung tiefliegender Venen, Bluthochdruck, Erröten, Atemnot bei Belastung, Mund- und Rachenschmerzen, Infektion der oberen Atemwege, Bauchschmerzen, Unwohlsein im Bauch, Weißfleckenkrankheit der Haut, Hautausschlag, Hautentzündung, Rückenschmerzen, Schmerzen in der Leiste, Unwohlsein, Schmerzen in der Achselhöhle, Gewichtsverlust, Wundkomplikationen, Wundnässen, Quetschung, Schmerzen durch den Eingriff.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Infektion der behandelten Stelle, Blutkrebs an der Injektionsstelle, Hornhautentzündung durch Herpesviren, Bronchialverengung (COPD).

Besonderheiten:
Grippe-ähnliche Beschwerden traten in Studien bei 90% der mit dem Wirkstoff behandelten Patienten auf. Die Nebenwirkungen gingen gewöhnlich innerhalb von 72 Stunden zurück. Sie traten häufiger während der ersten sechs Behandlungen auf, insbesondere bei Patienten, die bisher noch keine Herpes-Infektion gehabt hatten.

Nach der Anwendung muss die betroffene Stelle sorgfältig verbunden und vor Infektionen geschützt werden. Dies gilt besonders, wenn der Patient offene Wunden hat.

Welche Wechselwirkungen zeigt Talimogen laherparepvec-Zellen?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Es liegen keine Studien zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten vor. Aciclovir oder andere virenhemmende Mittel können die Wirksamkeit anderer Medikamente beeinträchtigen, wenn sie eingenommen oder direkt an der Injektionsstelle angewendet werden.

Arzt und auch Patienten müssen daher die Risiken und den Nutzen einer Behandlung mit Talimogen laherparepvec-Zellen bedenken, bevor Aciclovir oder andere Mittel zur Behandlung von Herpesinfektionen zum Einsatz kommen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Während der Behandlung sollten Sie beim Geschlechtsverkehr Kondome verwenden.
  • Die Behandlung mit dem Medikament darf nur von einem erfahrenen Krebsarzt begonnen und begleitet werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Talimogen laherparepvec-Zellen?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Talimogen laherparepvec-Zellen enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Talimogen laherparepvec-Zellen

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Talimogen laherparepvec-Zellen. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Immunstärkende und -schwächende Mittel, Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Talimogen laherparepvec-Zellen gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Talimogen laherparepvec-Zellen

Der Wirkstoff mit Zellen des Virus Talimogen laherparepvec kommt bei Erwachsenen mit schwarzem Hautkrebs zum Einsatz, der nicht operativ entfernt werden kann und der bereits Tochtergeschwulste (Metastasen) gebildet hat.

Voraussetzung ist, dass diese Tochtergeschwulste nicht die Knochen, das Gehirn, die Lunge oder andere Organe befallen haben.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Talimogen laherparepvec-Zellen sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Talimogen laherparepvec-Zellen

Talimogen laherparepvec-Zellen gehören einerseits zur Wirkstoffgruppe der Immunstärkenden und -schwächenden Mittel, andererseits zu den Zytostatika.

Die Behandlung mit Talimogen laherparepvec-Zellen ist eine Immuntherapie gegen Krebs, die sich von einem abgeschwächten Herpes simplex-Virus ableitet. Dieses Virus wird biotechnologisch so verändert, dass es sich in Krebszellen vermehrt. Außerdem stellt das Virus ein menschliches Eiweiß (GM-CSF) her, welches das Immunsystem stärkt. Talimogen laherparepvec bewirkt, dass Krebszellen absterben und Antigene, die von Krebszellen abstammen, freigesetzt werden. "Normale" Zellen sind nach einer Infektion mit Talimogen laherparepvec durch eine gegen Viren gerichtete Immunantwort geschützt. Die Krebszellen hingegen können durch das veränderte Virus Schaden nehmen.

Der genaue immunologische Wirkmechanismus ist noch nicht bekannt. Es wird angenommen, dass das Virus zusammen mit dem im Körper vorhandenen Immuneiweiß GM-CSF eine allgemeine Krebsabwehr bildet und auch die T-Zellen so verändert, dass diese zukünftige Krebsbildungen verhindern. Mäuse, deren Hautkrebs sich in Versuchen nach der Behandlung vollständig zurückgebildet hatte, bildeten danach keine neuen Tumore mehr.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.