Sibutramin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 19.01.2022 - 13:50 Uhr

Allgemeines

Seit 21. Januar 2010 sind Medikamente mit dem Wirkstoff Sibutramin in Apotheken nicht mehr erhältlich. Die Zulassung wurde wegen des erhöhten Risikos von Nebenwirkungen widerrufen. Die Ergebnisse einer Studie zeigten, dass für übergewichtige Patienten mit zusätzlichen Risikofaktoren die Einnahme von Sibutramin mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten schwerwiegender Herz-Kreislauf-Schäden wie beispielsweise Herzinfarkt oder Schlaganfall verbunden ist.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Appetit zügeln
  • Gewichtsabnahme bei Übergewicht erleichtern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Sibutramin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Sibutramin nicht verwendet werden?

Seit 21. Januar 2010 sind Medikamente mit dem Wirkstoff Sibutramin in Apotheken nicht mehr erhältlich. Die Zulassung wurde wegen des erhöhten Risikos von Nebenwirkungen widerrufen.

Sibutramin darf nicht angewendet werden bei:

 

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • körperlichen Ursachen für das Übergewicht (zum Beispiel schwere Schilddrüsenunterfunktion)
  • Essstörungen wie Magersucht (Anorexie) oder Ess-Brech-Sucht (Bulimie)
  • psychischen Erkrankungen wie Depressionen wegen der Gefahr der Entwicklung von Übersteigerung (manischen Phasen)
  • Gilles-de-la-Tourette-Syndrom
  • Missbrauch von Psychopharmaka oder Alkoholabhängigkeit
  • gleichzeitige oder weniger als zwei Wochen zurückliegende Behandlung mit Antidepressiva, MAO-Hemmern, Neuroleptika oder weiteren Abmagerungsmitteln/Appetitzüglern sowie mit Tryptophan (zur Behandlung von Schlafstörungen)
  • Koronarer Herzkrankheit (KHK)
    Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) Herzrhythmusstörungen oder beschleunigtem Herzschlag (Tachykardie)
  • Angina Pectoris, arteriellen Durchblutungsstörungen beziehungsweise Störungen der Durchblutung von Armen und Beinen (periphere arterielle Verschlusskrankheit)
  • einem zurückliegenden Herzinfarkt oder Schlaganfall
  • unzureichend behandeltem Bluthochdruck (über 145/90 Millimeter Quecksilbersäule (mmHg))
  • Schilddrüsenüberfunktion
  • starken Störungen der Leber- oder Nierenfunktion
  • einem Tumor des Nebennierenmarks (Phäochromozytom)
  • einer Prostatavergrößerung mit Harnabflussstörung (Restharnbildung)
  • Engwinkelglaukom (einer speziellen Form des Grünen Stars)
  • Personen über 65 Jahren.

Nur nach einer sorgfältigen Abwägung von Nutzen und Risiko durch den Arzt sollte Sibutramin eingesetzt werden bei:

 

 

  • leicht eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion,
  • Epilepsien,
  • Störungen der Blutgerinnung sowie bei Personen, die gleichzeitig Wirkstoffe einnehmen, die die Blutungsneigung fördern,
  • Weitwinkelglaukom (einer speziellen Form des Grünen Stars),
  • familiärem Vorkommen von motorisch-verbalen Tics (unkontrollierten Bewegungen, Zuckungen oder Wortäußerungen),
  • Personen, die zu zwanghaften Essanfällen (Binge-Eating-Disorder) neigen.

 

 

 

 

 

 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Sibutramin darf während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht eingenommen werden, da das Kind Schaden nehmen kann. Frauen im gebärfähigen Alter sollten daher während der Einnahme von Sibutramin eine geeignete Methode zur Empfängnisverhütung anwenden und ihren Arzt informieren, wenn sie während der Behandlung schwanger werden oder dies beabsichtigen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder und Jugendliche unter achtzehn Jahren dürfen nicht mit Sibutramin behandelt werden.

Welche Nebenwirkungen kann Sibutramin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Sibutramin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Seit 21. Januar 2010 sind Medikamente mit dem Wirkstoff Sibutramin in Apotheken nicht mehr erhältlich. Die Zulassung wurde wegen des erhöhten Risikos von Nebenwirkungen widerrufen.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Verstopfung, Mundtrockenheit, Schlaflosigkeit.

Häufige Nebenwirkungen:
Herzrasen, Herzklopfen, Blutdruckerhöhung, Bluthochdruck, Blutgefäßerweiterung (Flush), Übelkeit, Hämorrhoidalbeschwerdenzunahme, Benommenheit, nervliche Missempfindungen, Kopfschmerzen, Angstgefühle, Schwitzen, Geschmacksstörungen.

Seltene Nebenwirkungen:
Entzugssymptome (Kopfschmerzen, Appetitsteigerung).

Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
Blutplättchenmangel, Unterhautblutungen, Vorhofflimmern, Herzrasen (anfallsweise, von den Herzvorhöfen ausgehend), Überempfindlichkeitsreaktionen (leichte Hautausschläge, Nesselsucht bis Gesichtsschwellungen und Schock), Unruhe, Depressionen, Krampfanfälle, Serotonin-Syndrom (bei gleichzeitigem Gebrauch entsprechender Wirkstoffe), Kurzzeitgedächtnisseinschränkung (vorübergehend), Verschwommensehen, Durchfall, Erbrechen, Magen-Darm-Blutung, Haarausfall, Hautausschlag, Nesselsucht, Hautblutungen, Nierenentzündungen, Harnverhaltung, Ejakulationsstörungen, Orgasmusstörungen, Impotenz, Zyklusstörungen, Zwischenblutungen, Leber-Enzym-Wertanstieg (vorübergehend).

Besonderheiten:
Meist kommt es zu einem mittleren Anstieg des oberen und unteren Blutdruckwerts in Ruhe zwischen zwei bis drei Millimeter Quecksilbersäule (mmHg) und einem mittleren Anstieg des Herzschlags um drei bis sieben Schläge pro Minute. Höhere Anstiege des Blutdrucks und des Herzschlags sind im Einzelfall nicht auszuschließen. Ein krankhafter Blutdruck- und Pulsschlaganstieg tritt überwiegend zu Beginn der Behandlung (in den ersten vier bis zwölf Wochen) auf. In diesen Fällen sollte die Behandlung abgebrochen werden.

Nach neueren Studien traten nach Sibutraminbehandlung vermehrt Herzinfarkte und Schlaganfälle auf. Die vor­läufige Untersuchung dieser Ereignisse unterstützt die Wichtigkeit der in den Produktinformationen genannten Anwendungseinschränkungen. Danach ist eine Behanldung mit Sibutramin bei Angina pectoris, Herzmuskelschwäche, Herzrasen, Blutgefäßverschlüssen in Armen und Beinen, Herzrhythmusstörungen oder Schlaganfall oder Durchblutungsstörungen des Gehirns in der Vorgeschichte zu unterlassen.

 

Welche Wechselwirkungen zeigt Sibutramin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Seit 21. Januar 2010 sind Medikamente mit dem Wirkstoff Sibutramin in Apotheken nicht mehr erhältlich. Die Zulassung wurde wegen des erhöhten Risikos von Nebenwirkungen widerrufen.

Die Wirkung von Sibutramin kann durch gleichzeitige Behandlung mit Makrolid-Antibiotika (wie Erythromycin), Mittel gegen Pilzerkrankungen (wie Ketoconazol) oder Immunologika (wie Ciclosporin) verstärkt werden.

Auch Rifampicin (Mittel zur Tuberkulose-Therapie), Antiepileptika (wie Phenytoin oder Carbamazepin und Phenobarbital) und Glukokortikoide (wie Dexamethason) können die Wirksamkeit von Sibutramin steigern.

Bei gleichzeitiger Therapie mit MAO-Hemmern, Antidepressiva, Neuroleptika, Alpha-Sympathomimetika und opioiden Schmerzmitteln kann es zu einer gegenseitigen Wirkungsverstärkung kommen. Gleiches gilt für Mittel zur Behandlung der Migräne (wie Sumatriptan und Dihydroergotamin) und Antihistaminika (wie Xylometazolin). Auch unerwünschte Wirkungen wie Blutdruckerhöhung oder Herzrasen treten in diesem Fall vermehrt auf.

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei akuter Luftnot, Brustschmerzen oder starken Wassereinlagerungen in den Beinen ist sofort der Arzt zu verständigen und die Behandlung abzubrechen.
  • Während der Behandlung müssen Puls und Blutdruck regelmäßig kontrolliert werden.
  • Die maximale Behandlungsdauer mit dem Medikament beträgt ein Jahr.
  • Nach Absetzen des Medikaments sollten zwei Wochen vergehen, bevor MAO-Hemmer eingenommen werden.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament sollte der Arzt das Blutbild regelmäßig kontrollieren.
  • Seit 21. Januar 2010 sind Medikamente mit dem Wirkstoff Sibutramin in Apotheken nicht mehr erhältlich. Die Zulassung wurde wegen des erhöhten Risikos von Nebenwirkungen widerrufen.
  • Das Medikament kann das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich sind. Dies gilt vor allem im Zusammenwirken mit Alkohol.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

 

Welche Medikamente beinhalten Sibutramin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Sibutramin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

 
Medikament
Darreichungsform
Hartkapseln
Hartkapseln

 

So wirkt Sibutramin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Sibutramin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Abmagerungsmittel/Appetitzügler, zu welcher der Wirkstoff Sibutramin gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Sibutramin

Seit 21. Januar 2010 sind Medikamente mit dem Wirkstoff Sibutramin in Apotheken nicht mehr erhältlich. Die Zulassung wurde wegen des erhöhten Risikos von Nebenwirkungen widerrufen. Die Ergebnisse einer Studie zeigten, dass für übergewichtige Patienten mit zusätzlichen Risikofaktoren die Einnahme von Sibutramin mit einem erhöhten Risiko für das Auftreten schwerwiegender Herz-Kreislauf-Schäden wie beispielsweise Herzinfarkt oder Schlaganfall verbunden ist.

Sibutramin dient der unterstützenden Therapie von ernährungsbedingtem Übergewicht. Ob jemand übergewichtig ist, wird anhand des Körpermasseindex (Body-Mass-Index, BMI) abgeschätzt. Der BMI errechnet sich aus Kilogramm Körpergewicht des Patienten, geteilt durch Meter Körpergröße zum Quadrat (kg/m2).

Sibutramin kommt zum Einsatz bei Patienten mit einem BMI von 30 oder mehr. Zudem können auch übergewichtige Personen mit einem BMI über 27 behandelt werden, wenn sie infolge der Überernährung an Diabetes mellitus vom Typ 2 oder Fettstoffwechselstörungen leiden und dadurch ein erhöhtes Risiko für Erkrankungen der Herzkranzgefäße aufweisen.

Grundsätzlich sollte der Wirkstoff nur zum Einsatz kommen, wenn durch kalorienarme Kost, Veränderung der Essgewohnheiten und verstärkte körperliche Aktivität allein keine ausreichende Gewichtsminderung erzielt werden konnte. Die Einnahme von Sibutramin sollte stets von einer Diät sowie verhaltenstherapeutischen Maßnahmen begleitet werden. Denn nur die Änderung des Lebensstils ermöglicht es, nach Ende der Behandlung das verringerte Gewicht auch zu halten.

 

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Sibutramin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Sibutramin

Sibutramin entfaltet seine Wirkung im Gehirn und dient als Abmagerungsmittel/Appetitzügler. Der Wirkstoff verlängert die Wirkungsdauer bestimmter Nervenbotenstoffe (Neurotransmitter), insbesondere von Serotonin und Noradrenalin. In der Folge lässt der Appetit nach und bei Nahrungsaufnahme tritt das Sättigungsgefühl rascher ein. Zudem wird der Stoffwechsel angeregt, mehr Körperwärme erzeugt und dadurch mehr Energie verbraucht. Auf diese Weise kann der Wirkstoff die Gewichtsabnahme durch eine Diät unterstützen.

 

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.