Ribavirin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 19.01.2015

Allgemeines

Ribavirin dient zur Behandlung bestimmter Virusinfektionen. In Kombination mit Interferon alpha 2b oder Peginterferon alpha 2b kommt es bei chronischer Hepatitis C zum Einsatz. Diese virusbedingte Form der Leberentzündung kann zu einer fortschreitenden Funktionseinschränkung der Leber und schließlich zu Leberzirrhose führen.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Vermehrung von Viren hemmen
  • Chronische Hepatitis C behandeln
  • Respiratory-Syncytial-Virus-Infektionen behandeln
  • hämorrhagisches Fieber behandeln.

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Ribavirin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Ribavirin nicht verwendet werden?

Ribavirin darf nicht zum Einsatz kommen bei:
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff,
  • schweren Herzerkrankungen wie Herzmuskelschwäche, Herzrhythmusstörungen oder Angina Pectoris,
  • starken Leberfunktionsstörungen oder Leberzirrhose,
  • psychiatrischen Erkrankungen wie Schizophrenie oder schweren Depressionen,
  • selbstmordgefährdeten Personen,
  • schweren Nierenfunktionsstörungen und Dialyse-pflichtigen Patienten,
  • gestörter Bildung des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin (zum Beispiel Sichelzellenanämie, Thalassamie).
Nur nach sorgfältiger ärztlicher Abschätzung von Nutzen und Risiko darf der Wirkstoff eingesetzt werden bei gleichzeitger HIV-Infektion und Behandlung mit weiteren virushemmenden Mitteln.

Bei einer Kombinationstherapie mit Interferon alpha 2b müssen zudem die Gegenanzeigen für eine Interferon-Behandlung beachtet werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Ribavirin darf in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden, da das Kind geschädigt werden kann.

Bei Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter sollte der Wirkstoff nicht zum Einsatz kommen. Ist eine Therapie unbedingt notwendig, müssen während der Behandlung sowie in den ersten sechs Monaten nach Therapieende zuverlässige Maßnahmen zur Empfängnisverhütung getroffen werden. Während dieser Zeit ist monatlich routinemäßig ein Schwangerschaftstest durchzuführen.

Mit Ribavirin behandelte Männer sollten während der Therapie sowie im ersten Halbjahr nach Behandlungsende keine Kinder zeugen, da der Wirkstoff das Erbgut in den Samenzellen verändern kann.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Zur Anwendung von Ribavirin bei Kindern unter 12 Jahren mit chronischer Hepatitis C liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor, daher sollte eine Behandlung nur nach einer sorgfältigen Abwägung von Nutzen und Risiko durch den Arzt erfolgen.

Eine Inhalationsbehandlung von Säuglingen und Kindern mit einer Respiratory-Syncytial-Virus-Infektion ist möglich. Die Dosis ist in Abhängigkeit von Körpergewicht und Alter sowie von Art und Schwere der Erkrankung individuell zu bestimmen.

Welche Nebenwirkungen kann Ribavirin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Ribavirin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen bei Inhalationsbehandlung:
Hautausschläge, Rötung und Schwellung der Haut, leichte Verkrampfung der Atemmuskulatur.

Seltene Nebenwirkungen bei Inhalationsbehandlung:
Kopfschmerzen, Atemnot, leichte Blutarmut, Husten, beschleunigte oder verlangsamte Atmung.

Einzelfälle:
schwere Blutarmut.

Sehr häufige Nebenwirkungen bei Gabe in Kombination mit Interferon alpha 2b:
Mundtrockenheit, Blutarmut (Anämie), Fieber, Müdigkeit, Muskelsteifigkeit, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Knochenschmerzen, Kopfschmerzen, grippeähnliche Beschwerden, Schüttelfrost, Gewichtsabnahme, Magersucht, Sodbrennen und Speiseröhrenentzündung, Oberbauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Schwindelgefühl, Reizbarkeit, Schlafstörungen, Depressionen, Angststörungen, Konzentrationsschwäche, gesteigerte Infektanfälligkeit, häufige Erkältungskrankheiten, Husten, Entzündungen der Atemwege, verstopfte Nase, Schnupfen, Nasennebenhöhlenentzündung, Nasenbluten (Epistaxis), Mittelohrentzündung, Bronchitis, Harnwegsinfektionen, Haarausfall, Juckreiz, Hauttrockenheit, Hautausschläge.

Häufige Nebenwirkungen:
Verstärktes Schwitzen, Hautrötung mit Hitzegefühl (Flush), Entzündungen der Lymphgefäße, Störungen der Immunabwehr (Lymphozytopenie), beschleunigter Herzschlag (Tachykardie), Brustschmerzen, Bluthochdruck, erniedrigter Blutdruck, Ohnmachtsanfälle, abnorme Herzgeräusche, Taubheitsgefühl oder Kribbeln in Händen und Füßen, Muskelzittern, erhöhte Muskelspannung (Muskelhypertonie), Störungen der Bewegungskontrolle (Ataxie), Sprachschwierigkeiten (Dysphonie), Schilddrüsenunterfunktion, Schilddrüsenüberfunktion, Blähungen, Verstopfung, Dickdarmentzündung (Colitis), Zahnfleischentzündungen, Zahnfleischbluten, Entzündungen des Mund- und Rachenraums, beeinträchtigtes Geruchs- und Geschmacksempfinden, Sehstörungen, Hörstörungen, Ohrgeräusche (Tinnitus), Ohrenschmerzen, Leberfunktionsstörungen, Lebervergrößerung, Gelbsucht, verstärktes Durstgefühl, Anstieg des Blutzuckerspiegels, Störungen des Mineralstoffwechsels und des Wasserhaushalts, Anstieg der Harnsäure-Konzentration im Blut, Gicht-Anfälle, Gelenksentzündungen, verringerte Anzahl von Blutplättchen (Thrombozytopenie), Gerinnungsstörungen, vermehrtes Auftreten von Blutergüssen, gesteigerte Nervosität, Aggressivität, Schläfrigkeit, Apathie, Selbstmordgedanken, ungewöhnliche Träume, Alpträume, Lippenherpes, Rötung und Schwellung der Haut, Ekzeme, Akne, erstmaliges Auftreten oder Verschlimmerung einer Schuppenflechte, erhöhte Lichtempfindlichkeit der Haut, Störungen beim Wasserlassen, Prostatabeschwerden, Verminderung des Geschlechtstriebs (Libidoverlust), Erektionsstörungen, Zyklusstörungen und -beschwerden, Entzündung an der Injektionsstelle (bei intravenöser Gabe).

Seltene Nebenwirkungen:
Fettstoffwechselstörungen, Störungen des Säure-Basen-Haushaltes mit Übersäuerung des Blutes (Azidose), schwere Verwirrung, Halluzinationen, Entzündungen der Bauchspeicheldrüse, Raynaud-Syndrom, Erythema exsudativum multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom.

Einzelfälle:
Selbstmordversuche.

Besonderheiten:
Bei Kindern kommt es häufig zu Wachstumsverzögerungen, Überaktivität, Verhaltensstörungen und rascher körperlicher Erschöpfung. Bei Kindern mit bestehenden Herzkrankheiten treten in seltenen Fällen Störungen der Herzfunktion auf.

Welche Wechselwirkungen zeigt Ribavirin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die gleichzeitige Einnahme von säurebindenden Mitteln, zum Beispiel gegen Sodbrennen, kann die Aufnahme von Ribavirin aus dem Verdauungstrakt vermindern.

Die zeitgleiche Anwendung anderer virenhemmender Mittel (beispielsweise zur Therapie der HIV-Infektion) kann zu einer gegenseitigen Wirkungsabschwächung führen. Bei Gabe von Didanosin und Abacavir ist zudem eine Übersäuerung des Blutes (Azidose) möglich und das Risiko für schwere Leberfunktionsstörungen ist erhöht.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Der Wirkstoff darf bei Hepatitis C nur in Kombination mit Interferon eingesetzt werden.
  • Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen müssen während der Behandlung streng überwacht werden.
  • Beim Auftreten von starkem Blutdruckabfall und schweren Herz-Kreislauf-Störungen ist die Behandlung sofort abzubrechen.
  • Bei Selbstmordabsichten sollte die Therapie beendet und der Patient in psychiatrische Betreuung überwiesen werden.
  • Leberfunktion, Blutbild und Blutgerinnung sind vor und während der Therapie zu kontrollieren.
  • Die Schilddrüsenfunktion sollte bei Kindern und Jugendlichen unter achtzehn Jahren alle drei Monate kontrolliert werden.
  • Bei gleichzeitiger Beatmung muss die Atemfunktion sorgfältig überwacht werden.
  • Das Pflegepersonal ist bei Inhalation vor Wirkstoffdämpfen zu schützen.
  • Die Behandlung mit dem Medikament sollte von einem Arzt mit Erfahrung in der Behandlung von chronischer Hepatitis C begonnen und überwacht werden.
  • Der Wirkstoff kann Müdigkeit hervorrufen und das Reaktionsvermögen beeinträchtigen.
  • Die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr und zum Bedienen von Maschinen kann vermindert sein.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Ribavirin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Ribavirin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Ribavirin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Ribavirin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe virenhemmende Mittel, zu welcher der Wirkstoff Ribavirin gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Ribavirin

Ribavirin dient zur Behandlung bestimmter Virusinfektionen. In Kombination mit Interferon alpha 2b oder Peginterferon alpha 2b kommt es bei chronischer Hepatitis C zum Einsatz. Diese virusbedingte Form der Leberentzündung kann zu einer fortschreitenden Funktionseinschränkung der Leber und schließlich zu Leberzirrhose führen.

Ferner werden Kinder mit Ribavirin behandelt, die aufgrund einer akuten Infektion der unteren Atemwege mit dem Respiratory Syncytial Virus (RSV) an einer hochfiebrigen Bronchitis oder Lungenentzündung leiden.

Auch ein hämorrhagisches Fieber, das auf eine Virusinfektion zurückzuführen ist, kann mit Ribavirin behandelt werden (zum Beispiel Hantavirus-Infektionen). Dieses Krankheitsbild wird oft von einer schweren Funktionsstörung der Nieren begleitet.

Je nach Art des Krankheitserregers und Schwere der Infektion kann der Wirkstoff als Tablette eingenommen, in die Venen gespritzt (intravenöse Gabe) oder inhaliert werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Ribavirin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Ribavirin

Ribavirin ist ein virenhemmendes Mittel. Es verfügt über ein breites Wirkungsspektrum, denn der Wirkstoff stört bei vielen Viren die Bildung neuer Erbinformation und unterbindet auf diese Weise die Virusvermehrung.

Bei der Bekämpfung von Hepatitis-C-Viren muss der Wirkstoff stets in Kombination mit Interferon verabreicht werden, da die alleinige Gabe von Ribavirin unwirksam ist.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.