Reboxetin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 19.03.2009

Allgemeines

Der Wirkstoff ist für die Behandlung akuter depressiver Erkrankungen (Major Depressions) bestimmt. Die Behandlung sollte bei Patienten, die auf den Wirkstoff gleich mit Besserung ihres Zustandes reagiert haben, zur Aufrechterhaltung desselben fortgeführt werden.

Welchem Zweck dient dieser Wirkstoff?

  • Depressionen behandeln

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Reboxetin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Reboxetin nicht verwendet werden?

Reboxetin darf nicht verabreicht werden
  • bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • in Kombination mit MAO-Hemmern (gegen Depressionen), da sich die Wirkungsmechanismen ergänzen und es zu starken Blutdrucksteigerungen kommen kann
  • an ältere Patienten, weil Sicherheit und Verträglichkeit bei dieser Altersgruppe nur durch Anwendungsstudien und nicht durch Vergleichsstudien gegen ein Scheinmedikament (Placebo) überprüft wurden.
Nur nach ärztlicher Abwägung von Nutzen und Risiko sowie unter regelmäßiger Kontrolle des Arztes darf der Wirkstoff gegeben werden bei:
  • Patienten mit Krampfanfällen in der Vorgeschichte. Treten Krampfanfälle auf, muss Reboxetin abgesetzt werden.
  • Patienten, deren Stimmungslage zwischen übertriebener Hochstimmung und Depression wechselt (bipolare Störung)
  • Selbstmord-Gefährdeten
  • gutartiger Prostatavergrößerung, Harnverhaltung, grünem Star (Glaukom) oder Herzerkrankung in der Vorgeschichte
  • gleichzeitiger Gabe von Blutdrucksenkern wegen einer möglichen Verstärkung ihres Effektes.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Bisher gibt es beim Menschen nur sehr begrenzte Erfahrungen mit der Anwendung von Reboxetin in der Schwangerschaft und Stillzeit. Deshalb ist eine Behandlung mit dem Wirkstoff in diesen Lebensabschnitten verboten.

Tritt während der Behandlung eine Schwangerschaft ein, muss die Therapie abgebrochen werden, um eine Gefährdung der Ungeborenen zu verhindern.


Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Reboxetin sollte nicht zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren angewendet werden.

In klinischen Studien wurden Selbstmordgedanken und -versuche sowie Feindseligkeit (vorwiegend Gereiztheit, Widersetzlichkeit und Wut) häufiger bei mit Antidepressiva behandelten Kindern und Jugendlichen beobachtet als bei Kindern und Jugendlichen, die ein Scheinmedikament (Placebo) erhielten.

Sollte der Arzt die Behandlung mit Reboxetin dennoch für nötig halten, ist der Patient im Hinblick auf das Selbstmord-Risiko sorgfältig zu überwachen. Darüber hinaus weiß man noch zu wenig über die Verträglichkeit von Reboxetin bei Kindern und Jugendlichen in Bezug auf Wachstum, Reifung sowie geistige Entwicklung und Verhaltensentwicklung.

Welche Nebenwirkungen kann Reboxetin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Reboxetin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Schlaflosigkeit, trockener Mund, Verstopfung, Schwitzen.

Häufige Nebenwirkungen:
Schwindel, Herzrasen, Herzklopfen, Gefäßerweiterung, Blutdruckabfall nach Lagewechsel, Störung der Scharfsicht, Appetitlosigkeit, Harnverhaltung, Blasenentleerungsstörungen, Harnwegsinfektionen, Erektionsstörungen, Ejakulationsschmerz, Ejakulationsverzögerung, Hodenschmerzen, Kältegefühl.

Nebenwirkungen ohne Häufigkeitangaben:
Gereiztheit, kalte Arme und Beine, Übelkeit und Erbrechen, allergische Hautentzündung, allergischer Hautausschlag.

Besonderheiten:
Nebenwirkungen, die bei den bisher in klinischen Studien untersuchten Patienten zum Absetzen des Wirkstoffes führten, waren: Schlaflosigkeit, Benommenheit, Mundtrockenheit, Übelkeit, vermehrtes Schwitzen, Blasenentleerungsstörungen (nur bei Männern), Harnverhaltung (nur bei Männern) und Kopfschmerzen.

Welche Wechselwirkungen zeigt Reboxetin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Reboxetin wird in der Leber vorwiegend von einem bestimmten Enzym abgebaut. Stoffe, die dieses Enzym hemmen, können die Blutkonzentrationen von Reboxetin gefährlich steigern. Daher darf der Wirkstoff nicht zusammen mit Medikamenten wie beispielsweise den Pilzmitteln Ketoconazol und Itraconazol, mit Makrolid-Antibiotika wie Erythromycin oder dem selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-HemmerFluvoxamin (gegen Depressionen) gegeben werden.

Werden Reboxetin und das BenzodiazepinLorazepam (Beruhigungsmittel) gleichzeitig verabreicht, ergibt sich eine leichte bis mäßige Schläfrigkeit und eine kurz andauernde Erhöhung der Herzschlagfrequenz. Bedeutende Wechselwirkungen zwischen Reboxetin und dem Benzodiazepin Lorazepam wurden nicht gefunden.

Wegen der Möglichkeit einer Blutdruckerhöhung sollten Mutterkornalkaloide und Antidepressiva aus der Wirkstoffgruppe der MAO-Hemmer nicht zusammen mit Reboxetin gegeben werden. Die Kombination mit anderen Antidepressiva wurde nicht untersucht.

Reboxetin scheint die Kalium-Ausscheidung zu fördern. Bei gleichzeitiger Einnahme von Kalium-ausschwemmenden Entwässerungsmitteln besteht daher die Gefahr eines Blutkaliummangels.

Nahrungsaufnahme verzögert die Aufnahme des Wirkstoffes Reboxetin in den Körper. Die Wirkung setzt damit lediglich später ein, wird aber nicht insgesamt abgeschwächt.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Das Medikament sollte nicht mit Antidepressiva aus der Gruppe der MAO-Hemmer kombiniert werden.
  • Werden schwer Depressive und besonders junge Erwachsene unter 30 Jahren mit dem Medikament behandelt, sind sie sorgfältig zu überwachen, da sie ein besonderes Selbstmordrisiko haben.
  • Das Medikament ist nicht für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren geeignet.
  • Treten während der Behandlung mit dem Medikament Krampfanfälle auf, muss die Therapie beendet werden.
  • Kommt es während der Behandlung zu einer Schwangerschaft, muss die Therapie abgebrochen werden.
  • Bei Patienten mit Störungen der Leber- oder Nierenfunktion muß eine Dosisanpassung durch den Arzt erfolgen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Reboxetin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Reboxetin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Reboxetin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Reboxetin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen , zu welcher der Wirkstoff Reboxetin gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Reboxetin

Der Wirkstoff ist für die Behandlung akuter depressiver Erkrankungen (Major Depressions) bestimmt. Die Behandlung sollte bei Patienten, die auf den Wirkstoff gleich mit Besserung ihres Zustandes reagiert haben, zur Aufrechterhaltung desselben fortgeführt werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Reboxetin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Reboxetin

Die seelische Verfassung wird maßgeblich von der Verfügbarkeit der Nervenbotenstoffe Noradrenalin, Serotonin und Dopamin im Gehirn bestimmt. Reboxetin gehört zu einer neueren Gruppe von Antidepressiva, die das Angebot von Noradrenalin im Gehirn steigern.

Noradrenalin wie Serotonin und Dopamin werden bei Erregung der Nervenzellen an deren Enden ausgeschüttet. Die Botenstoffe docken in den Nervenzellen an speziellen Bindungsstellen (Rezeptoren) an. Die Verbindung von Botenstoff und Rezeptor führt zur Erregung der benachbarten Nervenzelle und damit zur Reizweiterleitung. Ist der Reiz auf diese Weise weitergegeben, werden die Botenstoffe entweder abgebaut oder von der Nervenzelle wieder aufgenommen, die sie ausgeschüttet hat. Reboxetin hemmt die Wiederaufnahme von Noradrenalin in die Nervenzellen und erhöht so das Angebot an diesem Botenstoffe. Dadurch wird die seelische Verfassung positiv beeinflusst.

Reboxetin hemmt fast ausschließlich die Wiederaufnahme von Noradrenalin. Der Nervenstoffwechsel von Serotonin wird kaum, der des Dopamin gar nicht beeinflusst. Durch die auf Noradrenalin zielende Wirkung führt Reboxetin nicht nur zu einer Verbesserung der Depressionen, sondern zeigt gleichzeitig einen positiven Einfluss auf das Denkvermögen und die sozialen Fähigkeiten. Da Reboxetin nicht an allen Bindungsstellen des Noradrenalin im Körper aktiv wird, ist es gut verträglich. In der durchschnittlichen Normaldosierung hat es kaum Nebenwirkungen, zu Blutdrucksenkung oder Müdigkeit kommt es erst bei höheren Dosierungen.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.