Pazopanib

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 27.02.2017

Allgemeines

Pazopanib wird zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkrebs eingesetzt. Entweder kommt es ohne andere Vorbehandlung zur Anwendung oder nach einer Therapie bei fortgeschrittenen Erkrankung mit Zytostatika aus der Wirkstoffgruppe der Zytokine.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Blutversorgung der Krebszellen unterbinden
  • Krebswachstum hemmen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Pazopanib im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Pazopanib nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff und schwerer Leberfunktionsstörung darf Pazopanib nicht angewendet werden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Pazopanib eingesetzt werden bei
  • Patienten mit leichten bis mäßigen Leberfunktionsstörungen
  • Patienten mit Bluthochdruck - dieser muss vor der Behandlung ausreichend gesenkt werden
  • Herzfunktionsstörungen wie beispielsweise Herzmuskelschwäche, weil diese sich verschlimmern können
  • Patienten mit Herzrhythmusstörungen (QT-Verlängerung) oder Herzerkrankungen in der Vorgeschichte, aber auch der Einnahme von Antiarrhythmika oder anderen Substanzen, die Herzrhythmusstörungen herbeiführen können
  • erhöhtem Risiko für Blutgefäßverstopfungen in den zurückliegenden sechs Monaten.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Bisher liegen keine hinreichenden Erfahrungen mit der Anwendung von Pazopanib in der Schwangerschaft bei Menschen vor. Tierexperimente haben jedoch Missbildungen bei den Nachkommen gezeigt. Das Risiko für den Menschen ist nicht bekannt. Pazopanib darf daher während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, dass der Arzt eine Behandlung damit aufgrund des Zustandes der Patientin für unumgänglich hält.

Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung und mindestens zwei Wochen nach ihrer Beendigung eine zuverlässige Verhütungsmethode verwenden. Männliche Patienten (auch solche, die sich sterilisieren ließen) sollten während der Einnahme von Pazopanib und mindestens zwei Wochen nach der letzten Pazopanib-Dosis beim Geschlechtsverkehr Kondome verwenden, um einen möglichen Kontakt von Schwangeren und Frauen im gebärfähigen Alter mit dem Medikament zu vermeiden.

Es ist nicht bekannt, ob Pazopanib in die Muttermilch übergeht; es gibt daz auch keine Tierexperimente. Ein Risiko für den Säugling ist nicht auszuschliessen. Daher sollte während der Behandlung mit Pazopanib nicht gestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Pazopanib beeinflusst aufgrund der Wirkungsweise das Organwachstum und die Reifung während der frühen Entwicklung nach der Geburt stark. Der Wirkstoff ist nur für die Therapie Erwachsener zugelassen. Nach Ermessen des Arztes kann er aber auch bei Kindern über zwei Jahren angewendet werden.

Welche Nebenwirkungen kann Pazopanib haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Pazopanib. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Verminderter Appetit, Geschmacksstörung, Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Verfärbung der Haare, Missempfindungen der Hand- und Fußflächen, Haarausfall, Hautausschlag, Erschöpfung, erhöhte Leberwerte (ASAT, ALAT).

Häufige Nebenwirkungen:
Blutplättchenmangel, Mangel an Neutrophilen Blutzellen, Mangel an weißen Blutkörperchen, Schilddrüsenunterfunktion, Mangel an Phosphat im Blut, Austrocknung, Schlaflosigkeit, Schwindel, Antriebslosigkeit, nervliche Missempfindungen, Nervenstörungen, verschwommenes Sehen, Hitzewallungen, Venenverstopfung, Hautrötung, Nasenbluten, Sprechstörung, Atemstörung, Blutspucken, Schleimhautentzündung, Verdauungsstörungen, Blähbauch, Blähungen, Geschwüre im Mund, trockener Mund, Bilirubin-Überschuss im Blut, Leberfunktionsstörung, Leberversagen, Hellfärbung der Haut, trockene Haut, Juckreiz (auch allgemein), Hautrötung, Pigmentverlust der Haut, übermäßiges Schwitzen, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Muskelkrämpfe, Eiweiß im Urin, Schleimhautentzündung, Schwäche, Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme), Brustschmerzen, Gewichtsverlust, veränderte Blutwerte (Bilirubin, Kreatinin, Lipase, Amylase, Gamma-GT), Blutdruckerhöhung, Erhöhte Harnstoff-Werte im Blut, unnormaler Leberfunktionstest.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Infektionen, Zahnfleischinfektion, Bauchfellentzündung, Überschuss an allen Blutzellen, Magnesium-Mangel im Blut, Empfindungslosigkeit, vorübergehende Durchblutungsstörung des Gehirns, Schläfrigkeit, Schlaganfall (auch blutig), Netzhautablösung, Netzhautriss, Verfärbung der Wimpern, verlangsamter Herzschlag, Herzinfarkt, Herzfunktionsstörung, Bluthochdruck-Krise, Blutung, Naselaufen, Lungenblutung, Lungenzusammenfall, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Blutung aus dem After, Magen-Darm-Blutung, Blut im Stuhl, häufiger Stuhlgang, Dickdarmdurchbruch, Blutungen im Mund, Darmfisteln, Bluterbrechen, Blutung aus Hämorrhoiden, Dünndarmdurchbruch, Speiseröhrenblutung, Bauchfellblutung, Gelbsucht, Leberschädigung (medikamentenbedingt), Leberversagen, Nagelerkrankung, Hautabschälung, Lichtempfindlichkeit der Haut, Hautausschläge (gerötet, fleckig, juckend, mit Bläschen oder Papeln), Hauterkrankung, Rötung der Fußflächen, Muskel- und Knochenschmerzen, Harnwegsblutung, Störungen der Regelblutung (zu heftig, zu wenig), Blutungen aus der Scheide, Schüttelfrost, Erkrankung der Schleimhäute, erniedrigter Blutzucker-Wert, QT-Verlängerung im EKG, unnormaler Schilddrüsenfunktionstest.

Seltene Nebenwirkungen:
Gehirnschädigung (Posteriore reversible Enzephalopathie/reversibles posteriores Leukoenzephalopathie-Syndrom), Lungenentzündung.

Besonderheiten:
Patienten, die aufgrund der Blutbildveränderungen eine Verstopfung feinster Blutgefäße (thrombotische Mikroangiopathie) entwickeln, dürfen nicht weiter mit Pazopanib beahndelt werden.

Bei Ausbildung einer Lungenentzündung während der Behandlung mit Pazopanib muss die Einnahme sofort abgebrochen werden.

Kommt es während der Therapie mit dem Medikament zu Gehirnstörungen, die sich in Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Krampfanfällen, Teilnahmslosigkeit, Verwirrtheit, Erblindung und anderen nervlichen Funktionsstörungen äußern, ist die Einnahme sofort zu beenden und darf nicht wieder aufgenommen werden.

Da der Wirkstoff die Wundheilung verzögern kann, sollte eine Behandlung mit Pazopanib mindestens sieben Tage vor einer geplanten Operation beendet werden.

Während der Behandlung mit Pazopanib wird der Arzt den Patienten regelmäßig auf Anzeichen einer Schilddrüsenfehlfunktion überwachen.

Pazopanib darf nicht weiter eingenommen werden, wenn sich Anzeichen einer Nierenschädigung zeigen.

Welche Wechselwirkungen zeigt Pazopanib?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Pazopanib wird von einem leicht beeinflussbaren Enzym-System abgebaut. Starke Hemmstoffe dieses Systems führen zu mehr Wirkung und Nebenwirkungen. Dazu gehören
  • die Pilzmittel Ketoconazol, Itraconazol und Voriconazol
  • die AntibiotikaClarithromycin und Telithromycin
  • die virenhemmenden MittelAtazanavir, Indinavir, Nelfinavir, Ritonavir und Saquinavir
  • das Psychopharmakon Nefazodon
  • das ZytostatikumLapatinib.
  • Grapefruitsaft.
Wirkstoffe, die das Enzymsystem aktivieren, führen hingegen zu einer starken Wirkungsminderung von Pazopanib. Dazu gehören:Pazopanib selbst kann aber auch die Wirkung mancher Substanzen verändern, weswegen der Arzt die Kombination nur mit Vorsicht vornehmen wird. Dies ist der Fall bei
  • dem Psychopharmakon Midazolam
  • dem Hustenmittel Dextrometorphan
  • den ZytostatikaPaclitaxel, Irinotecan und Cetuximab
  • Statinen und besonders Simvastatin (gegen Fettstoffwechselstörungen)
Hinweis:
Weil die gleichzeitige Nahrungsaufnahme ebenfalls zu mehr Nebenwirkungen von Pazopanib führt, sollte der Wirkstoff entweder mindestens eine Stunde vor oder zwei Stunden nach einer Mahlzeit eingenommen werden.

Während der Behandlung mit dem Medikament darf kein Grapefruitsaft getrunken werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Die Leberfunktion sollte während der Behandlung, unabhängig vom Alter, bei allen Patienten regelmäßig ärztlich überwacht werden.
  • Kommt es während der Behandlung zu einer Gehirnstörung mit Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Krampfanfällen, Teilnahmslosigkeit, Verwirrtheit oder Sehstörungen, muss die Therapie sofort abgebrochen werden.
  • Treten während der Behandlung Anzeichen einer Lungenentzündung oder eines Lungenzusammenfalls auf, muss das Medikament sofort abgesetzt werden.
  • Bei Auftreten von Blutgerinnungsstörungen ist die Therapie mit dem Medikament sofort zu beenden.
  • Die Schilddrüsenfunktion muss regelmäßig während der Behandlung mit dem Medikament überprüft werden.
  • Das Medikament sollte entweder mindestens eine Stunde vor oder zwei Stunden nach einer Mahlzeit eingenommen werden.
  • Steht eine Operation bevor, muss die Einnahme des Medikaments mindestens sieben Tage davor beendet werden.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament darf kein Grapefruitsaft getrunken werden.
  • Die Behandlung mit dem Medikament darf nur von erfahrenen Krebsärzten begonnen werden.
  • Vermeiden Sie es, ein Fahrzeug zu führen oder Maschinen zu bedienen, wenn Sie sich schwindlig, müde oder kraftlos fühlen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Pazopanib?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Pazopanib enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Pazopanib

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Pazopanib. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Pazopanib gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Pazopanib

Pazopanib wird zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkrebs eingesetzt. Entweder kommt es ohne andere Vorbehandlung zur Anwendung oder nach einer Therapie bei fortgeschrittenen Erkrankung mit Zytostatika aus der Wirkstoffgruppe der Zytokine.

Des Weiteren wird der Wirkstoff zur Behandlung von Erwachsenen mit bestimmten Formen von fortgeschrittenem Krebs der Weichteile (Muskeln, Sehnen, Bänder) verwendet. Voraussetzung ist, dass schon Tochtergeschwulste aufgetreten sind und der Krebs mit einem anderen Zytostatikum behandelt wurde oder nach einer solchen Behandlung weiterwuchs.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Pazopanib sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Pazopanib

Pazopanib gehört zur Wirkstoffgruppe der Zytostatika.

Vom Wirkmechanismus her ist Pazopanib ein Multi-Tyrosinkinase-Inhibitor. Das heißt, er hemmt eine Gruppe von Enzymen, die vielfältige Wirkungen im Krebsgeschehen haben. Es blockiert drei Bindungsstellen, die für Wachstum und Blutversorgung der neuen Krebszellen wichtig sind: Die für den Endothelialen Wachstumsfaktor (unerlässlich für die Neubildung von Blutgefäßen), die für den Blutplättchen-Wachstumsfaktor und den Stammzellen-Faktor (beide für das Zellwachstum wichtig).

Pazopanib kann eingenommen werden und muss nicht gespritzt werden.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.