Paracetamol

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 06.03.2014

Allgemeines

Paracetamol ist bei Schmerzen (leicht bis mäßig) und Fieber sehr wirksam. Deshalb wird es zum Beispiel eingesetzt bei:
  • Erkältungskrankheiten
  • Schnupfen, Nasennebenhöhlenentzündung
  • Kopfschmerzen
  • Migräne
  • Regelschmerzen
  • Zahnschmerzen.
Anders als beispielsweise Acetylsalicylsäure (ASS) eignet sich Paracetamol auch bei Säuglingen und Kindern zum Senken des Fiebers oder zum Lindern von Schmerzen. Bei Entzündungen ist die Wirkung von Paracetamol allerdings im Gegensatz zu ASS wenig ausgeprägt.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Fieber senken
  • Schmerzen lindern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Paracetamol im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Paracetamol nicht verwendet werden?

Der Wirkstoff darf bei Überempfindlichkeit gegen Paracetamol und chemische Verwandte des Stoffes (Acetaminophen-Abkömmlinge) nicht angewendet werden. Die Anwendung verbietet sich des weiteren bei schweren Schäden der Leberzellen (Child Pugh über 9).

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf der Wirkstoff eingesetzt werden bei
  • Leberfunktionsstörungen (Child Pugh unter 9)
  • chronischem Alkoholmissbrauch
  • schwerer Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance unter 10 Milliliter/Minute)
  • der Bluterkrankung Gilbert-Meulengracht-Krankheit.
In solchen Fällen darf die Gabe von Paracetamol nur mit besonderer Vorsicht, das heißt mit längeren Zeitabständen zwischen einzelnen Gaben oder in verminderter Dosis erfolgen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Unter normalen Anwendungsbedingungen kann Paracetamol während der gesamten
Schwangerschaft nach Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses eingenommen
werden. allerdings sollte der Wirkstoff nicht über einen längeren Zeitraum,
in höheren Dosen oder in Kombination mit anderen eingenommen werden. Eine Sicherheit der Anwendung ist für diese Fälle nicht belegt.

Nach der Einnahme wird Paracetamol in geringen Mengen in die Muttermilch ausgeschieden. Bislang sind keine unerwünschten Wirkungen oder Nebenwirkungen während des Stillens bekannt. Paracetamol kann daher in der Stillzeit in den gebräuchlichen Dosierungen verwendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder und Säuglinge dürfen Paracetamol über einen kurzen Zeitraum erhalten. Zäpfchen und Säfte dürfen dabei je nach Dosierung schon an Säuglinge ab dem sechsten Lebensmonat gegeben werden. In jedem Fall sollte der Arzt zur Dosierung befragt werden.

Welche Nebenwirkungen kann Paracetamol haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Paracetamol. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Seltene Nebenwirkungen:
Anstieg der Leber-Enzym-Werte.

Sehr seltenen Nebenwirkungen:
Veränderungen im Blutbild wie Blutplättchenmangel, Mangel an weißen Blutkörperchen, Fehlen von Granulozyten, Mangel an allen Blutzellen, schwere Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse, akuter allgemeiner pusteliger Hautausschlag), Überempfindlichkeitsreaktionen (von einfacher Hautrötung bis hin zu Nesselsucht, Kehlkopfschwellung, Atemnot, Schweißausbruch, Übelkeit, Blutdruckabfall und allergischem Schock, der einen sofortigen Abbruch der Therapie notwendig macht).
Bei Empfindlichen:
Bronchialkrämpfe (Analgetika-Asthma).

Besonderheiten:
Eine Überschreitung der empfohlenen Dosis kann zu sehr schweren Leberschäden führen. Diese sind möglich, wenn ein gesunder Erwachsener einmalig mehr als zehn bis zwölf Gramm oder über einen längeren Zeitraum mehr als täglich 7,5 Gramm Paracetamol einnimmt. Diese Grenzwerte sind bei Kindern geringer. Nach Überschreiten der Tageshöchstdosis sind Vergiftungserscheinungen möglich, die innerhalb der ersten 24 Stunden nach Einnahme mit Übelkeit und Erbrechen sowie Bauchschmerzen beginnen und tödlich enden können. Die Gabe von N-Acetylcystein in den ersten acht bis zehn Stunden als Gegenmittel bietet hier die meisten Chancen. Um Missbrauch zu vermeiden, sind Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Paracetamol ab 1. Juli 2008 verschreibungspflichtig, wenn in einer Packung mehr als zehn Gramm Paracetamol enthalten sind.

Bei langfristiger Einnahme in höherer Dosierung kann Paracetamol Kopfschmerzen, Müdigkeit und Nervosität, besonders in Kombination mit anderen Schmerzmitteln auch Nierenschädigungen hervorrufen.

Muskelschmerzen treten besonders dann auf, wenn der Wirkstoff über einen längeren Zeitraum nicht bestimmungsgemäß eingenommen wurde und dann plötzlich abgesetzt wird.

Welche Wechselwirkungen zeigt Paracetamol?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die Einnahme des GichtmittelsProbenecid hemmt die Ausscheidung von Paracetamol erheblich. Bei gleichzeitiger Einnahme von Probenecid sollte die Paracetamol-Dosis daher verringert werden.

Der EntzündungshemmerSalicylamid kann zu einer Verlängerung der Verweilzeit von Paracetamol im Körper führen und birgt damit das Risiko einer Ansammlung des Wirkstoffs.

Einige Schlafmittel und Antiepileptika wie beispielsweise Phenobarbital, Phenytoin und Carbamazepin, aber auch Rifampicin (ein Tuberkulosemittel) und Alkohol verstärken den Abbau von Paracetamol zu einem giftigen Stoffwechselprodukt. So werden in entsprechender Kombination selbst normalerweise unbedenkliche Paracetamol-Dosierungen für die Leber giftig.

Die wiederholte Einnahme von Paracetamol über mehr als eine Woche verstärkt die Wirkung von (Blutverdünnern (Antikoagulantien). Die gelegentliche Einnahme hingegen hat keine Auswirkungen auf die Blutgerinnung.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Paracetamol und dem AIDS-Mittel Zidovudin (AZT) wird die Neigung zur Ausbildung eines Mangels an Neutrophilen Blutkörperchen verstärkt. Paracetamol sollte daher nur nach ärztlichem Anraten gleichzeitig mit dem Wirkstoff angewendet werden.

Colestyramin (zur Behandlung von Fettstoffwechselstörungen) verringert die Aufnahme von Paracetamol in den Körper und damit auch seine Wirkung.

Hinweis:
Um das Risiko einer Überdosierung zu vermeiden, sollten gleichzeitig angewendete Medikamente kein Paracetamol enthalten. Ist die Kombination dennoch unumgänglich, darf die die Tageshöchstdosis an Paracetamol durch die gemeinsame Anwendung nicht überschritten werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei längerer und höher dosierter Anwendung kann dieses Medikament zu Kopfschmerzen führen, die nicht mit weiteren Schmerzmittelgaben behandelt werden dürfen.
  • Wird dieses Medikament über einen längeren Zeitraum in hoher Dosis eingenommen, kann es zu dauerhaften Nierenschäden kommen. Dies gilt besonders in Verbindung mit anderen Schmerzmitteln.
  • Wird dieses Medikament nach längerer hoher Dosierung plötzlich abgesetzt, kann es für einige Tage zu Entzugssymptomen wie Kopfschmerzen, Unruhe, Müdigkeit, Schmerzen in der Muskulatur und nervösen Begleiterscheinungen kommen.
  • Medikamenten-Packungen mit mehr als zehn Gramm Paracetamol sind verschreibungspflichtig.
  • Wird das Medikament nach Impfungen zur Fiebersenkung verwendet, kann dies den Impferfolg vermindern.
  • Die Einnahme des Medikaments kann die Messung der Harnsäure mittels Phosphorwolframsäure beeinflussen.
  • Die Einnahme des Medikaments kann die Blutzuckerbestimmung mittels Glucose-Oxidase-Peroxidase beeinflussen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Paracetamol?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Paracetamol enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform
Zäpfchen (Suppositorien)
Zäpfchen (Suppositorien)
Zäpfchen (Suppositorien)
Zäpfchen (Suppositorien)
Zäpfchen (Suppositorien)
Zäpfchen (Suppositorien)
Zäpfchen (Suppositorien)
Zäpfchen (Suppositorien)
Zäpfchen (Suppositorien)
Zäpfchen (Suppositorien)
Zäpfchen (Suppositorien)
Zäpfchen (Suppositorien)
Zäpfchen (Suppositorien)

So wirkt Paracetamol

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Paracetamol. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen nicht-opioide Schmerzmittel, Entzündungshemmer, Schmerzmittel, zu welcher der Wirkstoff Paracetamol gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Paracetamol

Paracetamol ist bei Schmerzen (leicht bis mäßig) und Fieber sehr wirksam. Deshalb wird es zum Beispiel eingesetzt bei:
  • Erkältungskrankheiten
  • Schnupfen, Nasennebenhöhlenentzündung
  • Kopfschmerzen
  • Migräne
  • Regelschmerzen
  • Zahnschmerzen.
Anders als beispielsweise Acetylsalicylsäure (ASS) eignet sich Paracetamol auch bei Säuglingen und Kindern zum Senken des Fiebers oder zum Lindern von Schmerzen. Bei Entzündungen ist die Wirkung von Paracetamol allerdings im Gegensatz zu ASS wenig ausgeprägt.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Paracetamol sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Paracetamol

Paracetamol gehört zur Wirkstoffgruppe der nicht-opioiden Schmerzmittel und dort zu den so genannten nicht-sauren fiebersenkenden Substanzen.

Der Wirkmechanismus von Paracetamol ist bisher nicht abschließend geklärt. Im Zentrum der Wirkung von Paracetamol steht die Hemmung des Enzyms Cyclooxygenase-2 (COX-2). Dieses Enzym steuert die Bildung von körpereigenen Botenstoffen, den Prostaglandinen. Prostaglandine werden bei Entzündungen freigesetzt und verursachen die typischen Anzeichen wie Rötungen oder Schwellungen. Gleichzeitig reizen Prostaglandine die Nervenenden, sind aber auch an der Schmerzweiterleitung und -wahrnehmung im Gehirn beteiligt.

Im Gehirn und Rückenmark unterdrückt der Wirkstoff nachweislich durch Hemmung der Prostaglandinproduktion die Weiterleitung und Wahrnehmung von Schmerz.

Zusätzlich scheint Paracetamol die Bindungsstellen (Rezeptoren) für den Nervenbotenstoff Serotonin im Rückenmark zu erregen, was ebenfalls die Weiterleitung von Schmerz hemmt.

Im Gehirn soll Paracetamol Rezeptoren wie die für den Nervenbotenstoff Glutamat-NMDA (viele schmerzverarbeitende Gehirnzellen besitzen diesen Rezeptortyp) beeinflussen und den Effekt von Stickstoffmonoxid verändern, das ebenfalls an der Schmerzwahrnehmung beteiligt ist.

Die starke fiebersenkende Wirkung des Paracetamols beruht darauf, dass die Substanz im Zentrum des Gehirns für Temperaturregulation die Wirkung körpereigener Fieberstoffe fast völlig ausschaltet.

Neben seiner stark ausgeprägten Wirkung in Gehirn und Rückenmark kann Paracetamol die Produktion von Prostaglandinen im übrigen Körpergewebe nur schwach bremsen. Durch seine nicht-saure chemische Eigenschaft reichert sich der Wirkstoff zudem bei therapeutisch üblichen Dosierungen nicht ausreichend in entzündetem Gewebe an. Beide Effekte zusammen erklären die geringe entzündungshemmende Wirkung der Substanz.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.