Obinutuzumab

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 16.10.2014

Allgemeines

Die chronische lymphatische Leukämie (CLL), eine bestimmte Form von Blutkrebs, wird normalerweise mit dem Zytostatikum Fludarabin bekämpft. Manche Patienten vertragen jedoch eine vollständige Dosis von Fludarabin nicht. Sie erhalten zusätzlich Obinutuzumab in Kombination mit dem Zytostatikum Chlorambucil.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Markierung von entarteten Zellen
  • Auslösung des spontanen Zelltodes
  • Herbeilocken von Zellen der körpereigenen Abwehr

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Obinutuzumab im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Obinutuzumab nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff und bestehenden Infektionen (vor allem Hepatitis B) darf Obinutuzumab nicht verabreicht werden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf der Wirkstoff eingesetzt werden bei
  • bereits bestehenden Herzerkrankungen wie Herzrhythmusstörungen, Angina pectoris, verstopften Herzkranzgefäßen, Herzinfarkt und Herzversagen, weil sich diese verstärken können
  • Patienten mit akutem Risiko für die Entwicklung einer Bluthochdruck-Krise, weil diese vor der Infusion des Wirkstoffs keine Blutdrucksenker mehr erhalten dürfen
  • vorbestehender Lungenerkrankung, weil die Infusion des Wirkstoffs die Atemfunktion beeinträchtigen kann
  • Patienten mit Nierenfunktionsstörungen, weil diese ein erhöhtes Risiko für Blutplättchenmangel haben, der sich durch Obinutuzumab verstärken kann
  • Erkrankung von Nervengewebe, weil die Therapie eine Gehirnerkrankung, die progressive multifokale Leukoenzephalopathie (PML), fördern kann
  • wiederkehrenden oder chronischen Infektionen in der Vorgeschichte
  • Patienten mit Leberentzündung vom Typ Hepatitis B in der Vorgeschichte; diese sind vorher sehr sorgfältig vom Arzt zu untersuchen, weil die Krankheit aktiviert werden kann.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Es gibt keine Daten zur Anwendung von Obinutuzumab in der Schwangerschaft. Tierexperimente zeigen, dass es bei Gabe des Wirkstoffs an die Mutter zu einem völligen Fehlen der B-Zell-Lymphozyten bei den Neugeborenen kommen kann. Diese Blutzellen aber sind für die körpereigene Abwehr sehr wichtig. Obinutuzumab sollte daher während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, der Arzt hält den möglichen Nutzen für größer als das mögliche Risiko.
Da auch natürliches Immunglobulin G beim Menschen in die Muttermilch übertritt, ist dies auch für das gentechnisch veränderte Produkt anzunehmen. Inwieweit dieses vom Säugling aufgenommen wird und ihn schädigt, ist unbekannt. Während der Therapie mit Obinutuzumab und in den 18 Monaten nach der letzten Dosis sollte daher nicht gestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Obinutuzumab bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wurden nicht untersucht. Eine Anwendung in dieser Altersgruppe liegt im Ermessen des Arztes.

Welche Nebenwirkungen kann Obinutuzumab haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Obinutuzumab. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Mangel an Neutrophilen Blutzellen, Mangel an Blutplättchen, Blutarmut, Durchfall, Fieber, infusionsbedingte Reaktionen.

Häufige Nebenwirkungen:
Harnwegsinfektion, Nasen-Rachen-Entzündung, Lippenherpes, Schnupfen, Hautkrebs (Plattenepithelkarzinom), Mangel an weißen Blutkörperchen, Abnahme der Neutrophilen-Zahl, Überschuss an Harnsäure im Blut, massiver Zerfall von Krebsgewebe (Tumorlysesyndrom), Vorhofflimmern, Bluthochdruck, Husten, Verstopfung, Haarausfall, Gelenkschmerzen, Rückenschmerzen, nicht herzbedingte Brustschmerzen, Gewichtszunahme.

Besonderheiten:
Da Obinutuzumab immer nur zusammen mit dem ZytostatikumChlorambucil gegeben wird, gilt die Übersicht über die Nebenwirkungen für diese Kombination.

Häufigkeit und Schwere von infusionsbedingten Beschwerden gehen im Allgemeinen nach der ersten Infusion von 1.000 Milligramm Obinutuzumab stark zurück. Bei den meisten Patienten traten sie während der nachfolgenden Zyklen nicht mehr auf. Bei der Mehrheit der Patienten sind die Beschwerden leicht bis mittelschwer und können durch Verlangsamung oder vorübergehendes Anhalten der ersten Infusion gelindert werden. Wenn es allerdings zu lebensbedrohlichen Atemwegsbeschwerden kommt, muss die Behandlung ganz abgebrochen werden.

Besonders während des ersten Behandlungszyklus sind die Patienten vom Arzt sorgfältig auf Blutbildveränderungen hin zu beobachten.

Bei allen Patienten mit neu auftretender oder einer Veränderung einer bestehenden Nervenstörung kann sich eine progressive multifokale Leukoenzephalopathie (PML) im Gehirn entwickelt haben. Ihre Anzeichen sind beispielsweise Muskelschwäche, Lähmungen, Sprach-, Wahrnehmungs- und Denkstörungen, Orientierungslosigkeit und Gesichtsfeldausfälle. Während der Überprüfung auf eine mögliche PML wird der Arzt die Behandlung mit dem Wirkstoff unterbrechen und, falls die PML bestätigt wird, dauerhaft beenden.

Welche Wechselwirkungen zeigt Obinutuzumab?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Obinutuzumab wirkt dämpfend auf die körpereigene Abwehr. Aufgrund dessen sollten während der Behandlung und bis zur Normalisierung der B-Zell-Werte keine Impfungen mit Lebendimpfstoffen erfolgen.

Die zwingend nötige Kombination von Obinutuzumab mit dem ZytostatikumChlorambucil kann die Häufigkeit eines Mangels an Neutrophilen Blutzellen erhöhen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Die Gabe des Medikaments sollte nur durch einen erfahrenen Arzt und dort erfolgen, wo eine vollständige Ausrüstung zur Wiederbelebung sofort verfügbar ist.
  • Bei lebensbedrohlichen Atembeschwerden ist die Infusion sofort zu unterbrechen und darf nicht wieder begonnen werden.
  • Bei Anzeichen der Gehirnerkrankung PML wird der Arzt die Infusion während der Diagnosestellung unterbrechen und bei Bestätigung nicht wieder beginnen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Obinutuzumab?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Obinutuzumab enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Obinutuzumab

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Obinutuzumab. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Immunstärkende und -schwächende Mittel, Zytostatika, Monoklonale Antikörper, zu welcher der Wirkstoff Obinutuzumab gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Obinutuzumab

Die chronische lymphatische Leukämie (CLL), eine bestimmte Form von Blutkrebs, wird normalerweise mit dem Zytostatikum Fludarabin bekämpft. Manche Patienten vertragen jedoch eine vollständige Dosis von Fludarabin nicht. Sie erhalten zusätzlich Obinutuzumab in Kombination mit dem Zytostatikum Chlorambucil.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Obinutuzumab sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Obinutuzumab

Obinutuzumab gehört zur Wirkstoffgruppe der immunstärkenden und -schwächenden Mittel. Es handelt sich um einen monoklonalen Antikörper, der wie ein Zytostatikum wirkt.

Obinutuzumab wurde durch gentechnische Veränderung aus dem menschlichen Immunoglobulin G1 gewonnen. Die Bearbeitung lässt ihn sich gezielt an bestimmte Oberflächenstrukturen normaler und krebsig entarteter Abwehrzellen (B-Lymphozyten) heften. Seine Aktivität richtet sich aber nicht gegen Stammzellen, aus denen Blutzellen entstehen, gegen normale Blutzellen oder anderes normales Gewebe. Durch gentechnisch angehängte Zuckermoleküle lockt Obinutuzumab natürliche Killerzellen (NK-Zellen), Makrophagen und Monozyten an, die die entarteten Zellen vernichten (Phagozytose).

Die Anheftung von Obinutuzumab an die Krebszellen führt zu einem spontanen Absterben derselben, sie werden aber auch zusätzlich durch die "herbeigelockten" Zellen der körpereigenen Abwehr vernichtet.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.