Natriumcitrat

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 22.10.2007

Allgemeines

Der Wirkstoff Natiumcitrat kann in Kombination mit anderen Wirkstoffen bei verschiedenen Erkrankungen zur Behandlung und auch vorbeugend angewendet werden.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Übersäuerung im Magen und Dünndarm bei Sodbrennen und Speiseröhrenentzündungen lindern
  • Harnsäuresteine auflösen und Neubildung von Nierensteinen wie Kalziumsteinen oder Cystinsteinen vorbeugen
  • Harn alkalisieren und erhöhte Blutharnsäurekonzentrationen bei Gicht unterstützend behandeln
  • Stuhlgang bei Verstopfung und chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung erleichtern
  • Darm vor diagnostischen Untersuchungen oder medizinischen Eingriffen entleeren
  • Mineralien- und Wassergleichgewicht des Körpers nach schwerem Durchfall wiederherstellen
  • Symptome bei Hauterkrankungen unterstützend behandeln

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Natriumcitrat im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Natriumcitrat nicht verwendet werden?

Der Wirkstoff darf bei einer Überempfindlichkeit gegen Natriumcitrat, bei akuten entzündlichen Darmerkrankungen wie Blinddarm- oder Bauchfellentzündungen, Blutungen im Verdauungstrakt, Verengungen im Magen-Darm-Kanal (Stenosen), Darmverschluss (Ileus) oder einer krankhaft veränderten Enddarmerweiterung (Megakolonsyndrom) nicht angewendet werden.

Bei Störungen des Wasser- und Elektrolythaushalts, schwerer Dehydratation, einer alkalischen Stoffwechselstörung (metabolische Alkalose mit pH-Werten über 6,6), Harnwegsinfektionen, Bewusstseinseintrübung, Schock, Struvitsteinen (bestimmten Nierensteinen), schweren Nierenfunktionsstörungen, Schluckstörungen sowie Erkrankungen, die mit einer eingeschränkten Flüssigkeitsaufnahme oder einer deutlichen Erhöhung des Natriumspiegels einhergehen, und bei Zuckerkrankheit mit stark schwankenden Blutzuckerwerten (instabiler Diabetes mellitus) darf der Wirkstoff ebenfalls nicht verabreicht werden.

Nur in Ausnahmefällen und nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt darf Natriumcitrat bei nieren- und/oder herzkranken Patienten sowie bei Bluthochdruck eingesetzt werden. Sollte die Einnahme des Wirkstoffs hier dringend erforderlich sein, müssen die Blutelektrolytwerte (Elektrolythaushalt) regelmäßig ärztlich kontrolliert werden.

Bei Beschwerden und Schmerzen im Bauchraum, Übelkeit und Erbrechen oder nach einer plötzlichen Änderung der Stuhlgewohnheit, die länger als zwei Wochen andauert, darf Natriumdihydrogenphosphat bis zur Klärung der Ursachen durch einen Arzt nicht eingesetzt werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Die Anwendung von Natriumcitrat bei Durchfall-Erkrankungen sollte während der Schwangerschaft und Stillzeit nur nach sorgfältiger ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.

Für die Anwendung von Natriumcitrat zur Behandlung und Vorbeugung von Steinen in den ableitenden Harnwegen sind bislang keine schädigenden Wirkungen auf das Ungeborene oder Neugeborene bekannt. Trotzdem sollte auch hier Natriumcitrat nur nach sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiko durch den Arzt verabreicht werden.

Klistiers mit Natriumcitrat können bei bestimmungsgemäßem Gebrauch während der Schwangerschaft und Stillzeit bedenkenlos angewendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Anwendung von Natriumcitrat bei Durchfall richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung des einzelnen Patienten. Die Anwendung ist für Säuglinge, Kleinkinder und Schulkinder erlaubt. Die Dosierung erfolgt nach Gewicht.

Ebenfalls zugelassen ist die Anwendung als Klistier (Miniklistier) für Säuglinge, Kleinkinder unter drei Jahren und Kinder.

Welche Nebenwirkungen kann Natriumcitrat haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Natriumcitrat. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Leichte Magen-Darm-Beschwerden wie Magendruck, Übelkeit und Erbrechen sowie Durchfall.

Besonderheiten:
Bei der Anwendung von Natriumcitrat als Klistier kann ein leichtes Brennen im Analbereich empfunden werden.

Welche Wechselwirkungen zeigt Natriumcitrat?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wasser- und Elektrolytverluste, insbesondere Kaliumverlust, können bei gleichzeitiger Einnahme von Herzglykosiden, Entwässerungsmitteln (Diuretika) wie zum Beispiel Triamteren, Spironolacton, Amilorid, Wirkstoffen aus der Gruppe der ACE-Hemmer, bestimmten Schmerzmitteln (Analgetika), Aminoglykosid-Antibiotika, nicht-steroidalen Antirheumatika oder Glukokortikoiden auftreten. Dies kann Störungen der Herzfunktion (Herzrhythmusstörungen) und Muskelschwäche zur Folge haben. Eine besondere ärztliche Überwachung ist deshalb hier erforderlich.

Bei gleichzeitiger Gabe von Herzglykosiden wird die Wirkung der Herzglykoside durch Natriumcitrat vermindert. Die Serumkaliumspiegel sollten daher regelmäßig vom Arzt kontrolliert werden.

Werden gleichzeitig Anticholinergika verabreicht, so ist das Risiko für Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt aufgrund der hemmenden Wirkung von Natriumcitrat auf die Darmtätigkeit erhöht.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Vor der Anwendung (zur Vorbeugung gegen Steinbildung) sollten Nierenfunktion und Serumelektrolytwerte des Patienten ärztlich kontrolliert werden.
  • Täglich sollten mindestes zwei Liter Flüssigkeit getrunken werden.
  • Bei Patienten mit Herzmuskelschwäche oder Bluthochdruck muss vor der Behandlung vom Arzt geprüft werden, ob die zugeführten Natrium- und Flüssigkeitsmengen für den Patienten vertretbar sind.
  • Die Behandlung von geschwächten und älteren Patienten sollte sorgfältig ärztlich überwacht werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Natriumcitrat?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Natriumcitrat enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform
Pulverbeutel

So wirkt Natriumcitrat

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Natriumcitrat. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Mittel gegen Durchfallerkrankungen, zu welcher der Wirkstoff Natriumcitrat gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Natriumcitrat

Der Wirkstoff Natiumcitrat kann in Kombination mit anderen Wirkstoffen bei verschiedenen Erkrankungen zur Behandlung und auch vorbeugend angewendet werden.

So dient Natriumcitrat (als Pulver zum Auflösen) kombiniert mit anderen Salzen dazu, nach schweren Durchfall-Erkrankungen, das Mineralien- und Wassergleichgewicht des Körpers wieder herzustellen.

Ebenfalls als Pulver wird Natriumcitrat in Kombination mit den Mineralsalzen Kaliumhydrogencarbonat und Natriumhydrogencarbonat zur Behandlung einer Übersäuerung des Magens oder des Dünndarms bei Sodbrennen und Speiseröhrenentzündungen eingesetzt.

Brausetabletten mit Natriumcitrat können beispielsweise in Kombination mit Citronensäure zur Auflösung und erneuten Bildung von Harnsäuresteinen, Kalziumsteinen und Zystinsteinen in den ableitenden Harnwegen angewendet werden. Auch einer möglichen Übersäuerung des Harns kann mit solchen Brausetabletten vorgebeugt werden. Außerdem kann Natriumcitrat in dieser Wirkform die Behandlung erhöhter Blutharnsäurekonzentrationen bei Gicht zusätzlich zum Wirkstoff Allopurinol unterstützen. Ferner können Brausetabletten mit Natriumcitrat zur Linderung der Symptome bei der bläschenbildenden Hauterkrankung Porphyria cutanea tarda beitragen.

Des Weiteren wird Natriumcitrat in Kombination mit Macrogol, Kaliumchlorid und Natriumchlorid zur Darmspülung vor diagnostischen Untersuchungen, beispielsweise Spiegelungen des Dickdarms, sowie zur Darmentleerung vor operativen Eingriffen am Darm verwendet.

Außerdem wird gelöstes Natriumcitrat zusammen mit Dodecylsulfoacetat, Natriumsalz und Sorbitol in der Darreichungsform eines Mikroklistiers zur kurzfristigen Anwendung bei Verstopfung verabreicht. Schließlich wird diese Kombination auch bei Erkrankungen, die eine erleichterte Darmentleerung erfordern, wie beispielsweise chronische Bauchspeicheldrüsenentzündungen, gegeben.

Natriumcitrat ist ferner auch Bestandteil in Fettcremes zur Intervallbehandlung von Hauterkrankungen, die äußerlich mit Glukokortikoiden therapiert werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Natriumcitrat sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Natriumcitrat

Natriumcitrat ist das Natriumsalz der Zitronensäure und spielt als Säuerungsmittel eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Wasserhaushalts im Organismus. Der Wirkstoff fördert die Flüssigkeitsaufnahme aus dem Darm in das Zellinnere und wirkt so einer Austrocknung des Körpers (Dehydratation) bei schweren Durchfall-Erkrankungen entgegen. Er wird daher als Mittel gegen Durchfallerkrankungen zusammen mit anderen Mineralsalzen und Zucker (Glukose) in Form von Infusionslösungen verabreicht, um bei Flüssigkeitsmangel die ausreichende Zufuhr der erforderlichen Mineralstoffe Natrium und Phosphat von außen zu gewährleisten.

Daneben ist Natriumcitrat als wichtiges Zwischenprodukt im menschlichen Kohlenhydrat-Stoffwechsel von Bedeutung. Durch die Zersetzung von Natriumcitrat entsteht einerseits Kohlendioxid beziehungsweise Bicarbonat, das in den Stoffwechsel eingebunden wird, andererseits Natrium, das den pH-Wert des Harns in den basischen Bereich (pH > 7) verschiebt. Durch die Verschiebung des pH-Wertes in den basischen Bereich wird ein Säureüberschuss im Magen-Darm-Trakt ausgeglichen (neutralisiert). Natriumcitrat kann so also einer Übersäuerung im Magen und im Zwölffingerdarm entgegenwirken.

Im basischen Bereich erhöht sich zudem die Löslichkeit für Harnsäure und Zystin, womit der Bildung von Harnsäuresteinen, Kalziumsteinen und Zystinsteinen in den ableitenden Harnwegen vorgebeugt werden kann.

Aufgrund dieser Wirkweise und seinen kalklösenden Eigenschaften gilt Natriumcitrat als einer der wichtigsten Hemmstoffe der Harnsteinbildung. Der Wirkstoff bindet sich an die Harnsteinablagerungen, löst das Kalzium aus vorhandenen Steinen heraus und löst diese dadurch auf. So können diese mit dem Urin besser ausgeschieden werden.

Als Klistier setzt Natriumcitrat das im Stuhlgang physikalisch gebundene Wasser frei. Das austretende Wasser sorgt für eine Dehnung der Darmschleimhaut. Dadurch wird der Stuhlreflex ausgelöst. Durch weitere Wirkstoffe wie zum Beispiel Sorbitol wird die wasserfreisetzende Wirkung des Natriumcitrates verstärkt. Netzmittel (Emulgatoren wie beispielsweise Dodecylsulfoacetat) erleichtern das Eindringen der Klistierflüssigkeit in den Dickdarminhalt. Aufgrund dieses Prozesses werden harte Stuhlmassen erweicht und eine Darmentleerung innerhalb weniger Minuten ermöglicht.

Als Wirkstoff in Fettcremes verhindert Natriumcitrat bei nässenden Hautprozessen (wie beispielsweise bei Ekzemen) einen Sekretstau, indem es leicht in die oberste Zellschicht der Haut eindringt und dieser Flüssigkeit entzieht. Die betroffenen Hautstellen trocknen auf diese Weise rasch ab und die Schwellungen gehen zurück.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.