Naphazolin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 10.03.2008

Allgemeines

Naphazolin hat eine schleimhautabschwellende Wirkung. Es wird in Form von Tropfen, Salben oder Sprays zur örtlichen Behandlung an Auge oder Nase angewandt.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Rötungen und Schwellungen der Augenbindehaut verringern
  • Blendungsempfindlichkeit herabsetzen
  • Durchspülungen des Tränenkanals erleichtern
  • tränende Augen behandeln
  • Schleimhäute abschwellen
  • Schwellungen und Sekretbildung in der Nasenschleimhaut verringern
  • Belüftung der Nasennebenhöhlen und der Eustach'schen Röhre gewährleisten
  • Schnupfen lindern
  • Entzündungen der Nasennebenhöhlen vorbeugen oder behandeln
  • Mittelohrentzündungen vorbeugen
  • Nasenhöhlen- und Harnblasenspiegelungen erleichtern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Naphazolin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Naphazolin nicht verwendet werden?

Bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Naphazolin sollte der Wirkstoff nicht angewendet werden. Bei trockener Nasenschleimhaut (Rhinitis sicca) verbietet sich die Anwendung im Nasenbereich, das Gleiche gilt im Bereich des Auges bei erhöhtem Augeninnendruck (Engwinkelglaukom). Schwangere Frauen im ersten Schwangerschaftsdrittel dürfen ebenfalls nicht mit Naphazolin behandelt werden.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie koronare Herzkrankheit (Herzkranzgefäßverengung), Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen erfordern eine sorgfältige ärztliche Abwägung von Nutzen und Risiko für die Behandlung mit Naphazolin. Das Gleiche gilt bei Patienten, die mit MAO-Hemmern (antidepressive Wirkung) und anderen potenziell blutdrucksteigernden Medikamenten behandelt werden.

Ebenso vorsichtig muss der Einsatz bei bestehendem Phäochromozytom (Nebennierentumor) sowie bei Stoffwechselerkrankungen wie einer Schilddrüsenüberfunktion oder der Zuckerkrankheit erfolgen. Der behandelnde Arzt wird in diesen Fällen individuell über eine Therapie entscheiden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Naphazolin sollte aufgrund seiner gefäßverengenden Eigenschaften nicht während der Schwangerschaft eingesetzt werden. Darum sollte vor allem im ersten Schwangerschaftsdrittel auf eine Anwendung verzichtet werden. Während der gesamten Zeit einer Schwangerschaft liegen nur unzureichende Erfahrungen vor.

Es ist ebenfalls nicht bekannt, ob der Wirkstoff in die Muttermilch übergeht. Darum sollten stillende Mütter nicht mit Naphazolin behandelt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Naphazolin darf bei Säuglingen und Kindern unter zwei Jahren nicht angewendet werden. Bis zum Alter von sechs Jahren sollte der Einsatz nur während ärztlicher Kontrollen erfolgen.

Für die Anwendung an der Nase gibt es für dieses Alter spezielle Präparate mit schwächer konzentriertem Wirkstoffgehalt. Besonders bei Kindern ist auf die vorgeschriebene Dosierung und Anwendungsdauer zu achten. Der Wirkstoff kann in diesem Alter leichter als bei Erwachsenen in den Körperkreislauf übertreten und dort zu unerwünschten Nebenwirkungen führen.

Zur Schleimhautabschwellung vor speziellen Untersuchungen oder Therapiemaßnahmen darf Naphazolin nicht bei Kindern unter zwölf Jahren angewendet werden. Die Gefahr einer Überdosierung ist in dieser Altersklasse zu hoch.

Welche Nebenwirkungen kann Naphazolin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Naphazolin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen bei Anwendung in der Nase:
Brennen oder Trockenheit der Nasenschleimhaut, nach Abklingen der Wirkung verstärkte Schleimhautschwellung (reaktive Hyperämie).

Gelegentliche Nebenwirkungen bei Anwendung in der Nase:
Herzklopfen, Pulsbeschleunigung, Blutdruckanstieg, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Müdigkeit.

Seltene Nebenwirkungen bei Anwendung in der Nase:
Gefühl einer verstopften Nase.

Besonderheiten:
Bei längerer Anwendung kann es zu einer dauerhaften Schädigung der Nasenschleimhaut kommen. Diese kann mit Austrocknung und einer Hemmung der Aktivität der Flimmerhärchen verbunden sein.

Häufige Nebenwirkungen bei Anwendung am Auge:
Pupillenerweiterung, verschwommenes Sehen, Bindehautreizung, vermehrte Blutfülle.

Gelegentliche Nebenwirkungen bei Anwendung am Auge:
Herzklopfen, Pulsbeschleunigung, Blutdruckanstieg, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, Müdigkeit.

Seltene Nebenwirkungen bei Anwendung am Auge:
Glaukomanfall aufgrund der Pupillenerweiterung.

Besonderheiten:
Bei Daueranwendung kann es, insbesondere bei älteren Patienten, zur Engstellung der Pupille kommen.

Wegen der Gefahr von Langzeitschäden darf Naphazolin ohne ärztliche Verordnung nicht länger als sieben Tage angewendet werden. Eine erneute Behandlung sollte erst nach einer Pause von mehreren Tagen erfolgen. Das Auftreten von Augenreizungen oder –rötungen kann ein Hinweis auf eine ernste Augenerkrankung sein, die ärztlich abgeklärt werden muss.

Patienten mit grünem Star (Glaukom) sollten vor der Anwendung von Augentropfen den Arzt befragen. Während der Behandlung ist eine regelmäßige ärztliche Überwachung des Augeninnendrucks zu empfehlen.

Welche Wechselwirkungen zeigt Naphazolin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Naphazolin mit bei Depressionen verordneten MAO-Hemmern und trizyklischen Antidepressiva oder blutdrucksenkenden Mitteln wie Guanethidin und Reserpin kann es zu einer Blutdruckerhöhung kommen. Deshalb sind regelmäßige Kreislaufkontrollen erforderlich.

Die Nebenwirkungen im Herz-Kreislauf-Bereich (wie Herzklopfen, Blutdruckanstieg) verstärken sich bei gleichzeitiger Gabe von Narkosemitteln, Insulin (zur Blutzuckersenkung bei Zuckerkrankheit), Atropinsulfat (zur Pupillenerweiterung) sowie bei Propranololgabe (Betablocker, blutdrucksenkende Wirkung). Diese Patienten sollten sorgfältig ärztlich überwacht werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei einseitiger oder akuter Augenrötung, Augen- oder Kopfschmerzen, fliegenden Punkten vor den Augen oder Sehverschlechterung nach Anwendung des Medikaments sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.
  • Bei Patienten mit Grünem Star (Glaukom) sollte das Medikament nur mit Vorsicht angewendet werden. Langfristige Anwendung und Überdosierung sind zu vermeiden.
  • Der Dauergebrauch des Medikaments in der Nase kann zu chronischer Schwellung und schließlich zum Schwund der Nasenschleimhaut führen.
  • Durch Verschlechterung des Sehvermögens bei Anwendung des Medikaments am Auge, aber auch durch Allgemenwirkung kann die Reaktionsfähigkeit so weit beeinträchtigt sein, dass das Bedienen von Maschinen und Autofahren gefährlich sind.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Naphazolin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Naphazolin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Naphazolin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Naphazolin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Alpha-Sympathomimetika, Mittel gegen Erkältungskrankheiten, zu welcher der Wirkstoff Naphazolin gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Naphazolin

Naphazolin hat eine schleimhautabschwellende Wirkung. Es wird in Form von Tropfen, Salben oder Sprays zur örtlichen Behandlung an Auge oder Nase angewandt.

Am Auge wird es zur Linderung der Symptome einer Bindehautentzündung eingesetzt. Die Rötung und Schwellung der Augenbindehaut geht zurück, die Augen tränen nicht mehr und die Blendungsempfindlichkeit wird verringert. Die eigentlichen Ursachen der Bindehautentzündung wie virale Infekte, Allergien oder unspezifische Auslöser wie Rauch, Staub, Zugluft, UV-Licht oder Fremdkörper werden jedoch nicht beeinflusst. Von einer Behandlung mit diesem Wirkstoff sind bakterielle Augeninfektion auszuschließen, die mit Antibiotika behandelt werden müssen.

In der Nase führt Naphazolin bei erkältungsbedingtem und allergischem Schnupfen zu einer Abschwellung der Nasenschleimhaut. Gleichzeitig verbessert sich die Belüftung der Nasennebenhöhlen und der Eustach'schen Röhre. Dadurch sinkt die Gefahr einer Ausbreitung des Infektes auf Nasennebenhöhlen und Mittelohr. Bei Nasennebenhöhlenentzündungen erleichtert Naphazolin zudem den Sekretabfluss.

Naphazolin darf nur maximal fünf bis sieben Tage zur Besserung der Symptome an Augen und Nase angewendet werden. Dies gilt vor allem für Kinder. Bei längerer Anwendung kann es zu einer chronischen Schwellung und schließlich zum Schwund der Nasenschleimhaut kommen. Außerdem besteht die Gefahr, dass der Wirkstoff in den Körperkreislauf übertritt. So kann es zu Nebenwirkungen im zentralen Nervensystem und Herz-Kreislauf-System kommen.

Neben den oben genannten Anwendungsgebieten wird die schleimhautabschwellende Wirkung von Naphazolin zur Erleichterung ärztlicher Untersuchungen und Therapiemaßnahmen genutzt. Dazu gehören Nasenhöhlenspiegelungen, Durchspülungen des Tränenkanals, Harnblasenspülungen und Harnblasenspiegelungen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Naphazolin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Naphazolin

Naphazolin ist ein örtlich wirkendes Alpha-Sympathomimetikum. Es ist eng verwandt mit den gleichermaßen angewendeten Wirkstoffen Oxymetazolin, Phenylephrin, Tetryzolin, Tramazolin und Xylometazolin. Sie alle aktivieren Alpha-Rezeptoren. Dies sind wichtige Bindungsstellen für die Weiterleitung von nervalen Botschaften im sympathischen Teil des vegetativen Nervensystems. Die Aktivierung der Alpha-Rezeptoren bewirkt eine örtliche Verengung der Blutgefäße an den Schleimhäuten. Dadurch können diese abschwellen und bilden weniger Sekret. Eine vorher verstopfte Nase wird so wieder frei oder geschwollene tränende Augen werden gemindert.

Die Wirkung setzt innerhalb weniger Minuten ein und hält circa vier bis sechs Stunden an. Naphazolin wird bei korrekter örtlicher Anwendung nur geringfügig ins Blut aufgenommen. Darum ist nicht mit schweren Nebenwirkungen zu rechnen.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.