Misoprostol

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 01.12.2017

Allgemeines

Misoprostol wird zur Einleitung der Wehen bei Frauen mit noch unreifem Muttermund ab der 37. Schwangerschaftswoche eingesetzt, wenn eine Geburtseinleitung aus ärztlicher Sicht notwendig ist.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Muttermund für die Geburt reifen lassen
  • Wehentätigkeit anregen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Misoprostol im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Misoprostol nicht verwendet werden?

Misoprotol darf nicht eingesetzt werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Einsetzen der Wehen, weil diese außergewöhnlich stark werden können
  • Verdacht oder Hinweisen auf Schäden oder Unreife des Ungeborenen
  • Verabreichung von Oxytocin und/oder anderen wehenfördernden Wirkstoffen
  • Verdacht oder Hinweisen auf Vernarbungen der Gebärmutter infolge vorausgegangener Operationen wie beispielsweise Kaiserschnitt
  • einer Fehlbildung der Gebärmutter
  • frühzeitiger Ablösung des Mutterkuchens oder ungeklärten Scheidenblutungen ab der 25. Schwangerschaftswoche
  • Fehllage des Kindes
  • Anzeichen von einer Infektion der Gewebe, die das Ungeborene umgeben, außer wenn zuvor eine entsprechende Therapie begonnen wurde
  • nicht beendeter 36. Schwangerschaftswoche.
Nur nach sorgfältiger ärztlicher Abwägung von Nutzen und Risiko für die Mutter und das Kind und unter Kontrolle darf Misoprostol eingesetzt werden bei
  • Schwangerschaftsvergiftung (Präklampsie)
  • einem mehr als 48 Stunden zurückliegenden Platzen der Fruchtblase, weil der Wirkstoff nicht in solchen Fälle getestet wurde
  • Mehrlingsschwangerschaften oder mehrfachen Geburten, weil solche Frauen nicht in die klinischen Studien einbezogen waren
  • schon weiter fortgeschrittenem Geburtsvorgang.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Der Wirkstoff darf nicht vor der 37. Schwangerschaftswoche eingesetzt werden.

Da die Wirkstoffkonzentration im Blut nach der Geburt rasch absinkt, ist nicht zu erwarten, dass nennenswerte Mengen in die Muttermilch übergehen. Es darf deshalb nach der Anwendung von Misprostol gestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff ist nicht für die Anwendung bei Kindern gedacht.

Welche Nebenwirkungen kann Misoprostol haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Misoprostol. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Veränderung des Herzschlags beim Ungeborenen, vermehrte Wehentätigkeit mit Auswirkungen auf das Ungeborene, Kindspech im Fruchtwasser, beschleunigte Wehen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Übelkeit und Erbrechen, Hautausschlag, Blutung vor oder nach der Geburt, vorzeitige Ablösung des Mutterkuchens, Muskelspann der Gebärmutter, Juckreiz am Geschlechtsteil, erhöhter Blutdruck, Gebärmutter-Riss.
beim Neugeborenen:
Gehirnschädigung durch Sauerstoff-Unterversorgung, Atemprobleme, Atemnot, Hecheln, Körperübersäuerung, Beeinträchtigung der Lebensfunktionen.

Besonderheiten:
Der Wirkstoff muss sofort wieder aus der Scheide entfernt werden bei
  • selbsttätigem Einsetzen von Wehen oder einer Muttermund-Öffnung von über vier Zentimetern
  • langanhaltener oder überstarker Wehentätigkeit
  • Gefahr für Mutter und/oder Kind.

Welche Wechselwirkungen zeigt Misoprostol?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die gleichzeitige Anwendung von Oxytocin oder anderen wehenfördernden Wirkstoffen ist aufgrund des Risikos einer übersteigerten Wirkung nicht erlaubt.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Kommt es zu übermäßig starken Wehen, muss das Medikament aus der Scheide entfernt werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Misoprostol?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Misoprostol enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Misoprostol

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Misoprostol. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Prostaglandine, zu welcher der Wirkstoff Misoprostol gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Misoprostol

Misoprostol wird zur Einleitung der Wehen bei Frauen mit noch unreifem Muttermund ab der 37. Schwangerschaftswoche eingesetzt, wenn eine Geburtseinleitung aus ärztlicher Sicht notwendig ist.

Misoprostol wird in Form eines Systems in die Scheide eingeführt, das den Wirkstoff dort fortlaufend freisetzt.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Misoprostol sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Wirkungsweise von Misoprostol

    Misoprostol gehört zur Wirkstoffgruppe der Prostaglandine.

    Es wird synthetisch hergestellt und entspricht dem körpereigenen Prostaglandin E1. Dieses ist eine natürlicherweise im Organismus vorkommende, wehenfördernde Verbindung. Prostaglandine vom Typ E und F fördern die Reifung des Muttermundes, also dessen Vorbereitung auf die Dehnung bei der Geburt. Außerdem fördern sie das wehenartige Zusammenziehen der Gebärmutter.

    Die nachgeahmten Prostaglandine haben noch einige andere Wirkungen. So entspannen sie unter anderem die Muskulatur in der Luftröhre und den Bronchien, fördern die Schleimproduktion, vermindern die Säure- und Pepsinproduktion im Magen und steigern die Nierendurchblutung und die im Blut kreisenden Hormone ACTH und Prolaktin. Da Misoprotol in der Scheide nur kurzzeitig angewendet wird, haben diese Effekte allerdings für die Patientin keine Bedeutung.

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.