Methionin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 05.09.2012

Allgemeines

Methionin ist eine schwefelhaltige Aminosäure, die im Körper zum Aufbau von Eiweißen sowie für viele Stoffwechselfunktionen notwendig ist. Sie ist essentiell, das heißt, sie muss mit der Nahrung aufgenommen werden. Da sie in vielen Lebensmitteln enthalten ist (Fleisch, Fisch, Eier, zahlreiche Gemüse), deckt eine ausgewogene Mischkost den täglichen Bedarf an Methionin.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Harn ansäuern
  • Bildung von Phosphatsteinen vorbeugen
  • Bakterienwachstum bei Harnwegsinfektionen hemmen
  • Wirksamkeit von Antibiotika erhöhen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Methionin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Methionin nicht verwendet werden?

Methionin darf nicht angewendet werden bei:
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Überschuss der Aminosäure Homocystein im Urin
  • Harnsteinen, die sich aus Harnsäure und der Aminosäure Zystin bilden
  • Nierenfunktionsstörung
  • Überschuss an Oxalsäure im Urin, die nicht durch den Verzehr oxalsäurereicher Nahrungsmittel (Rhabarber, Spinat, Mangold, Erdnüsse oder Schokolade), sondern durch eine Stoffwechselstörung bedingt ist
  • Mangel an dem Enzym Methionin-Adenosyltransferase
  • stoffwechselbedingter Übersäuerung des Körpers
  • Leberfunktionsstörungen oder leberbedingten Störungen der Gehirnfunktion, weil diese sich verschlimmern können.
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Methionin angewendet werden bei
  • einem Mangel an Folsäure, Vitamin B2, Vitamin B6 und/oder Vitamin B12, weil dies zu einem gefäßschädigenden Anstieg des Blutgehalts an Homocystein führen kann
  • Schilddrüsenunterfunktion, weil auch hier die Blutkonzentration an Homocystein erhöht sein kann.
Hinweise:
Bei Gabe von Methionin kann es zu einer erhöhten Kalziumausscheidung im Urin (Hyperkalziurie) kommen. Bei Langzeitbehandlung mit dem Wirkstoff ist deshalb der Mineralhaushalt regelmäßig ärztlich zu kontrollieren.

Patienten mit einem erhöhten Risiko für eine Übersäuerung des Körpers müssen während einer Behandlung mit Methionin ihren Säure-Basen-Haushalt im Blut regelmäßig vom Arzt kontrollieren lassen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Während der Schwangerschaft sollte der Wirkstoff Methionin nicht eingenommen werden, da sich eine Überversorgung mit dieser Aminosäure nachteilig auf die Entwicklung des Ungeborenen auswirken kann.

Zu einer Anwendung während der Stillzeit gibt es keine ausreichenden Erkenntnisse. Daher sollte hier auf eine Einnahme ebenfalls verzichtet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff Methionin darf nicht bei Säuglingen angewendet werden. Außerdem sollte er Kindern unter zwölf Jahren nicht verabreicht werden, da keine ausreichenden Erfahrungen über die Auswirkungen bei dieser Patientengruppe vorliegen.

Welche Nebenwirkungen kann Methionin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Methionin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Nebenwirkungen Häufigkeitsangabe:
Übelkeit und Erbrechen, Müdigkeit, gesteigerte Reizbarkeit.

Besonderheiten:
Bei Patienten mit Störungen des Säure-Basen-Stoffwechsels kann sich der pH-Wert des Bluts sehr leicht in den sauren Bereich verschieben.

Welche Wechselwirkungen zeigt Methionin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die Einnahme von Methionin kann die Wirkung einiger Antibiotika (zum Beispiel Ampicillin, Sulfonamide und Nitrofurantoin) verstärken.

Methionin kann die Wirkung von Levodopa, das bei der Parkinson-Krankheit verwendet wird, abschwächen.

Methionin-Gaben beeinflussen den Stoffwechsel der Schilddrüse sowie den Mineralhaushalt. Bei Langzeittherapie sollten Schilddrüsenhormone und Kalziumspiegel im Blut regelmäßig ärztlich kontrolliert werden.

Bei Langzeitanwendung muss auf eine ausreichende Versorgung mit Folsäure und den Vitaminen B2, B6 und B12 geachtet werden, um einer Arterienverkalkung (Arteriosklerose) vorzubeugen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei Patienten mit Neigung zur Übersäuerung des Blutes sollte eine regelmäßige ärztliche Kontrolle des Säure-Base-Haushalts im Blut erfolgen.
  • Bei Patienten mit einer Schilddrüsenunterfunktion sollte vor der Behandlung die Schilddrüsenfunktion vom Arzt überprüft werden.
  • Es wird eine regelmäßige Kontrolle des Mineralhaushalts während der Behandlung empfohlen.
  • Bei der Behandlung ist auf eine ausreichende Zufuhr an B-Vitaminen und Folsäure zu achten.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Methionin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Methionin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform
Filmtabletten
Filmtabletten

So wirkt Methionin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Methionin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen , zu welcher der Wirkstoff Methionin gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Methionin

Methionin ist eine schwefelhaltige Aminosäure, die im Körper zum Aufbau von Eiweißen sowie für viele Stoffwechselfunktionen notwendig ist. Sie ist essentiell, das heißt, sie muss mit der Nahrung aufgenommen werden. Da sie in vielen Lebensmitteln enthalten ist (Fleisch, Fisch, Eier, zahlreiche Gemüse), deckt eine ausgewogene Mischkost den täglichen Bedarf an Methionin.

Die zusätzliche Aufnahme von Methionin über den Magen-Darm-Trakt (zum Beispiel als Tablette) führt zu einer Ansäuerung des Harns. Dies hemmt das Wachstum von Bakterien und senkt so das Risiko für Harnwegsinfektionen. In diesem Zusammenhang kann der Wirkstoff auch zur Vorbeugung bei Patienten mit wiederkehrenden Blasenfunktionsstörungen eingesetzt werden.

Ein saurer Harn verbessert zudem die Wirkung bestimmter Antibiotika. Methionin kann auf diese Weise die Therapie bei Harnwegsinfekten unterstützen.

Bei chronischen Harnwegsinfekten lagern sich häufig Mineralsalze in Form von Phosphatsteinen in den Harnwegen ab und führen zu Schmerzen und Beschwerden beim Wasserlassen. Methionin verringert das Risiko für die Entstehung beziehungsweise Neubildung solcher Harnsteine.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Methionin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Methionin

Methionin ist eine essentielle schwefelhaltige Aminosäure, die im Körper zum Aufbau von Eiweißen sowie für viele Stoffwechselfunktionen notwendig ist. Sie liefert dem Körper Schwefel sowie Methylgruppen. Die stoffwechselaktive Form von Methionin ist S-Adenosyl-Methionin (SAM), das praktisch in allen Körpergeweben und -flüssigkeiten vorkommt. Methionin hat entsprechend vielfältige Wirkweisen:
  • Methionin hat eine harnsäuernde Wirkung. Der Urin des Menschen ist normalerweise schwach sauer (um pH-Wert sechs). Werden größere Mengen Methionin mit der Nahrung beziehungsweise als Medikament aufgenommen, werden verstärkt schwefelhaltige und saure Verbindungen über die Nieren ausgeschieden, wodurch der pH-Wert des Harns auf Werte zwischen vier und sechs absinkt. Unter diesen Bedingungen können Bakterien schlechter an der Schleimhaut des Harntrakts haften, sich vermehren und Infektionen auslösen.
  • Bakterielle Infektionen der Harnwege (Harnwegsinfektionen) führen oft zu einer Alkalisierung des Harns, das bedeutet, der pH-Wert steigt auf Werte über sieben an. Das mindert die Wirksamkeit von Antibiotika, die typischerweise gegen diese Erreger eingesetzt werden. Die Harnansäuerung durch Methionin verbessert die Wirkung solcher Antibiotika und beschleunigt damit den Heilungsprozess.
  • Methionin kann vor Infektionen der Harnwege schützen. Bakterien, die solche Infektionen verursachen können, werden nämlich durch Methionin in ihrem Wachstum gehemmt.
  • Der Wirkstoff verhindert auch, dass sich infolge chronischer Harnwegsinfekte verstärkt Phosphatsteine in den Harnwegen bilden. Chronische Harnwegsinfektionen, zum Beispiel aufgrund von Blasenentleerungsstörungen, können den Urin dauerhaft im alkalischen Bereich halten. Unter diesen Bedingungen sind Phosphat-Salze im Harn nur schwer löslich und können sich zu Steinen zusammenlagern. Diese Phosphatsteine können wachsen, Stauungen und Schmerzen verursachen und die Funktion der Nieren gefährden. In saurem Harn hingegen entstehen diese Verbindungen kaum. So wirkt die Einnahme von Methionin der Neubildung und Ablagerung von Phosphatsteinen entgegen.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.