Metformin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 27.10.2016

Allgemeines zu Metformin

Metformin senkt den Blutzuckerspiegel. Es wird für die Behandlung von übergewichtigen Patienten mit Diabetes mellitus vom Typ 2 eingesetzt, wenn sich der erhöhte Blutzuckerspiegel langfristig weder mit Ernährungs- noch mit Bewegungstherapie normalisieren lässt.

 

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Blutzuckerspiegel senken
  • Zuckerproduktion in der Leber hemmen
  • Zuckerverwertung verbessern
  • Zuckeraufnahme aus dem Darm in das Blut vermindern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Metformin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Metformin nicht verwendet werden?

Metformin darf nicht verwendet werden bei

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Stoffwechselentgleisungen wie diabetische Ketoazidose oder diabetisches Präkoma
  • Nierenversagen oder Störung der Nierenfunktion (Kreatinin-Clearance unter 30 Milliliter/Minute)
  • akuten Zuständen, die zu einer Beeinträchtigung der Nierenfunktion führen können wie Austrocknung, schwere Infektionen und Schock
  • Gabe von jodhaltigen Kontrastmitteln in die Vene
  • mangelnder Sauerstoff-Versorgung im Gewebe durch Herz- oder Lungenfunktionsstörungen, frischen Herzinfarkt oder Schock
  • Leberfunktionsstörungen
  • akuter Alkoholvergiftung oder Alkoholismus.

Nur unter besonderer ärztlicher Überwachung darf eine Metformin-Therapie durchgeführt werden bei

  • älteren Patienten mit möglicherweise eingeschränkter Nierenfunktion, Patienten mit Neigung zu Nierenfunktionsstörungen oder wenn sie Medikamente einnehmen, die die Nierenfunktion verändern: Blutdrucksenker, Entwässerungsmittel und nicht-steroidale Antirheumatika
  • Risiko einer Lactatacidose wie zum Beispiel bei Fastenkuren, erhöhter Blut-Keton-Konzentration, schlecht eingestelltem Diabetes.

Hinweise:
Vor Behandlungsbeginn sowie danach sollte der Arzt regelmäßige Kontrollen der Blut-Kreatinin-Konzentration durchführen. Bei normaler Nierenfunktion mindestens jährlich; bei älteren Patienten und wenn der Blut-Kreatinin-Wert an der Obergrenze des Normbereichs liegt, mindestens zwei- bis viermal jährlich.

Allgemein sollten während der Therapie mit dem Wirkstoff regelmäßige ärztliche Laboruntersuchungen durchgeführt werden. Eine blutzuckersenkende Diät ist fortzusetzen, wobei auf angemessene Kohlenhydrat-Verteilung zu achten ist. Übergewichtige sollten eine Diät zur Gewichtsabnahme weiterführen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Grundsätzlich ist Metformin während der Schwangerschaft nicht anzuwenden. Die möglichen Blutzuckerschwankungen sind für das ungeborene Kind zu gefährlich. Stattdessen sollten zuckerkranke Patientinnen, die schwanger sind oder dies werden möchten, mit Insulinen behandelt werden. Mit Insulinen ist eine ausgeglichene Blutzuckereinstellung auf normale Werte leichter möglich. Damit sinkt auch das Risiko, ungeborene Kinder durch Blutzuckerschwankungen zu schädigen.

Auch während der Stillzeit darf Metformin nicht angewendet werden. Hält der Arzt eine Behandlung der Mutter mit Metformin für unumgänglich, so muss abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

In die klinischen Studien mit Kindern und Jugendlichen waren aus der Altersgruppe zwischen zehn und zwölf Jahren nur wenige eingeschlossen. Wirksamkeit und Sicherheit von Metformin unterschieden sich bei Kindern unter zwölf Jahren nicht von den Erkenntnissen bei älteren Kindern. Dennoch wird den Ärzten besondere Vorsicht bei der Verordnung von Metformin für Kinder zwischen zehn und zwölf Jahren empfohlen.

Welche Nebenwirkungen kann Metformin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Metformin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Appetitverlust.

Häufige Nebenwirkungen:
Geschmacksveränderung

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Hautrötung, Juckreiz, Nesselsucht, Vitamin B12-Mangel (bei langfristiger Anwendung), Stoffwechselentgleisung (Laktatazidose), Leber-Enzym-Wertveränderung, Leberentzündung.

Besonderheiten:
Vor allem zu Therapiebeginn können Magen- und Darmbeschwerden auftreten, in den meisten Fällen verschwinden diese jedoch wieder von selbst. Um diese Beschwerden zu verhindern wird empfohlen, Metformin während der oder nach den Mahlzeiten in Form von zwei oder drei Einzeldosen einzunehmen. Eine langsame Steigerung der Dosierung kann die Verträglichkeit ebenfalls fördern.

Bei langfristiger Einnahme von Metformin kommt es manchmal zu einer verminderten Aufnahme von Vitamin B12 und demzufolge zu einem Mangel des Vitamins im Blut. Dies muss der Arzt als mögliche Ursache einer Blutarmut (megaloblastäre Anämie) berücksichtigen.

 

Welche Wechselwirkungen zeigt Metformin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Glukokortikoide ("Kortison"), Entwässerungsmittel und Asthma-Medikamente aus der Wirkstoffgruppe der Beta-2-Sympathomimetika können den blutzuckersenkenden Effekt des Wirkstoffs vermindern.

Herz-Kreislauf-Medikamente aus der Gruppe der ACE-Hemmer können zu einer verstärkten Senkung des Blutzuckerspiegels und einer Unterzuckerung führen.

Ein erhöhtes Risiko für Laktatazidose besteht

  • bei Alkoholgenuss oder gar einer Alkoholvergiftung, insbesondere in Verbindung mit Fasten
  • bei Einspritzung jodhaltiger Röntgenkontrastmittel in die Blutgefäße. Es kann dabei auch ein Nierenversagen auftreten.
 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Der Alkoholgenuss muss während der Behandlung mit Metformin eingeschränkt, wenn nicht ganz unterlassen werden.
  • Während der Therapie mit dem Wirkstoff ist eine regelmäßige ärztliche Kontrolle der Nierenfunktion nötig.
  • Übelkeit und Erbrechen sowie Bauchschmerzen können auf eine Laktatazidose hindeuten. In solchen Fällen ist der Arzt zu befragen.
  • Das Medikament ist nicht zur Behandlung von Kindern unter zehn Jahren geeignet.
  • Zu Beginn der Therapie oder bei unsachgemäßer Anwendung des Wirkstoffs kann die Teilnahme am Straßenverkehr oder das Führen von Maschinen durch Unterzuckerung beeinträchtigt sein.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

 

Welche Medikamente beinhalten Metformin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Metformin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

 

 

So wirkt Metformin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Metformin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe orale Antidiabetika, zu welcher der Wirkstoff Metformin gehört. 

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Metformin

Metformin senkt den Blutzuckerspiegel. Es wird für die Behandlung von übergewichtigen Patienten mit Diabetes mellitus vom Typ 2 eingesetzt, wenn sich der erhöhte Blutzuckerspiegel langfristig weder mit Ernährungs- noch mit Bewegungstherapie normalisieren lässt.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Metformin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Metformin

Metformin gehört zu den oralen Antidiabetika. Es senkt den Blutzuckerspiegel auf drei Wegen. Durch:

  • Hemmung der körpereigenen Produktion von Zucker in der Leber
  • Verbesserung der Zuckerverwertung in den Körperzellen, vor allem im Muskelgewebe
  • Verhinderung der Aufnahme von Zucker aus dem Darm in das Blut. Dadurch werden einerseits plötzliche Blutzuckeranstiege, sogenannte Blutzuckerspitzen, vermieden. Andererseits verringert sich die Kalorienaufnahme, wodurch eine Gewichtsabnahme des übergewichtigen Diabetikers erleichert wird.

Der Erfolg einer Behandlung mit Metformin lässt sich am Absinken des an den roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) gebundenen Zuckers ablesen (HbA1c-Wert). Dieser Wert ist für die Langzeitkontrolle der Blutzuckerkonzentration wichtig.

Da Metformin die Insulin-Freisetzung aus der Bauchspeicheldrüse nicht beeinflusst, ist das Auftreten von Unterzuckerungen nicht zu erwarten.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.