Metformin + Glibenclamid

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 03.07.2014

Allgemeines

Die Kombination wird zur Behandlung der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus vom Typ 2) bei Erwachsenen eingesetzt. Sie dient als Ersatz für die vorangegangene Kombinationstherapie mit Metformin und Glibenclamid in Einzelpräparaten, wenn die Patienten einen stabilen und gut eingestellten Blutzuckerwert aufweisen.

Welchen Zwecken dient diese Wirkstoffkombination?

  • Blutzuckerspiegel senken
  • Blutzuckerneubildung in der Leber hemmen
  • Insulinempfindlichkeit der Muskulatur fördern
  • Zuckeraufnahme im Verdauungskanal verringern
  • Insulinfreisetzung aus der Bauchspeicheldrüse anregen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Metformin + Glibenclamid im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann dürfen Metformin + Glibenclamid nicht verwendet werden?

Die Einnahme der Kombination verbietet sich bei
  • Überempfindlichkeit gegen Metformin, Glibenclamid oder andere Sulfonylharnstoffe und Sulfonamide
  • Diabetes mellitus vom Typ 1, Ketoazidose, Vorstufen des diabetischen Koma
  • Nierenversagen oder Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance unter 60 Milliliter/Minute)
  • akuten Zuständen, die zu einer Beeinträchtigung der Nierenfunktion führen können, wie Austrocknung, schwere Infektionen, Schock, Gabe von jodhaltigen Kontrastmitteln in die Vene
  • akuten oder chronischen Erkrankungen, die zu einer Sauerstoff-Unterversorgung im Gewebe führen können, wie Funktionsstörungen des Herzens oder der Atemtätigkeit, frischer Herzinfarkt, Schock
  • Leberfunktionsstörungen, akuter Alkoholvergiftung, Alkoholkrankheit
  • der Stoffwechselkrankeit Porphyrie
  • gleichzeitiger Anwendung des Pilzmittels Miconazol.
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf die Kombination eingesetzt werden bei
  • chirurgischen Eingriffen oder irgendeiner anderen Ursache einer Stoffwechselentgleisung, hier sollten besser vorübergehend Insuline gegeben werden
  • verminderter Nierenfunktion; es sind die Nierenwerte regelmäßig ärztlich zu überprüfen
  • älteren Patienten, da diese häufig eine eingeschränkte Nierenfunktion aufweisen, auch wenn sie beschwerdenfrei sind.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Weder Metformin, noch Glibenclamid verursachten in Tierexperimenten Missbildungen. Da es aber keine Erfahrungen mit der Behandlung Schwangerer gibt, darf die Kombination nicht in der Schwangerschaft eingesetzt werden. Zur Erzielung einer ausreichenden Blutzuckereinstellung ist die Anwendung von Insulinen die Therapie der Wahl. Der Arzt wird die Patientinn von der Therapie mit oralen Antidiabetika auf Insulin umstellen, sobald eine Schwangerschaft geplant oder eine Schwangerschaft eingetreten ist.

Metformin geht bei Ratten in die Muttermilch über. Diesbezügliche Daten für den Menschen gibt es nicht. Daher darf die Kombination nicht in der Stillzeit eingenommen werden. Es könnte das Risiko einer Unterzuckerung des Neugeborenen hervorrufen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Bei Kindern hat sich die Kombination nicht als wirksamer als die beiden Einzelstoffe alleine erwiesen. Die Kombination wird daher nicht für die Behandlung in dieser Altersgruppe empfohlen.

Welche Nebenwirkungen können Metformin + Glibenclamid haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Metformin + Glibenclamid. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen::
Magen-Darm-Beschwerden (Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Appetitmangel).

Häufige Nebenwirkungen:
Geschmacksstörungen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
leichter bis mäßiger Anstieg des Harnstoff- und Kreatinin-Wertes im Blut, Porphyrie-Krisen (die Leber oder Haut betreffend).

Seltene Nebenwirkungen:
Mangel an weißen Blutkörperchen, Mangel an Blutplättchen, Hautreaktionen (Juckreiz, Nesselsucht, fleckig-blasiger Ausschlag),

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Natrium-Mangel im Blut, Mangel an Granulozyten, Blutarmut (hämolytische Anämie), Knochenmarksverringerung, Mangel an allen Blutzellen, allergische Blutgefäßentzündung, schwere Hautreaktionen (Erythema multiforme, abschälende Hautentzündung), Lichtempfindlichkeit der Haut, Nesselsucht bis hin zum Schock, Körperübersäuerung (Laktatazidose), verminderte Aufnahme von Vitamin B12, abnorme Leberfunktionswerte oder Leberentzündung (Behandlungsende erforderlich).
Bei Alkoholikern:
Entzugsbeschwerden wie bei der Einnahme von Disulfiram.

Besonderheiten:
Zu Beginn der Behandlung können durch die Abnahme des Blutzuckerspiegels vorübergehende Sehstörungen auftreten.

Bei empfindlichen Personen kann es zu einer allergischen Kreuzreaktion auf Sulfonamide und ihre chemischen Verwandten kommen.

Durch die Behandlung, vor allem in Verbindung mit zusätzlichen Faktoren, kann es zu einer Wirkungsverstärkung und in der Folge zu einer Unterzuckerung kommen. Die Anzeichen einer Unterzuckerung sind: Kopfschmerzen, Hunger, Übelkeit und Erbrechen, extreme Müdigkeit, Schlafstörungen, Unruhe, Aggression, eingeschränkte Konzentrations- und Reaktionsfähigkeit, Depression, Verwirrtheit, Sprach- und Sehstörungen, Zittern, Lähmungserscheinungen und nervliche Missempfindungen, Schwindel, Delirium, Krampfanfälle, Benommenheit, Bewusstlosigkeit, oberflächliches Atmen und ein verlangsamter Herzschlag. Infolge einer Gegenregulation können aber auch Schwitzen, Angst, Herzrasen, Bluthochdruck, Herzklopfen, Angina pectoris und Herzrhythmusstörungen auftreten. Diese letzteren Symptome können fehlen, wenn sich die Unterzuckerung langsam entwickelt, eine Nervenstörung vorliegt oder die Patienten Blutdrucksenker wie Betablocker, Clonidin, Reserpin, Guanethidin oder Beta-2-Sympathomimetika einnehmen.

Welche Wechselwirkungen zeigen Metformin + Glibenclamid?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wegen des Kombinationspartners Glibenclamid ist die gleichzeitige Anwendung des Pilzmittels Miconazol verboten. Es könnte nämlich zu Unterzuckerungen bis hin zum Koma kommen. Ähnlich, aber weniger stark, wirkt das Pilzmittel Fluconazol.

Das nicht-steroidale AntirheumatikumPhenylbutazon verstärkt die blutzuckersenkende Wirkung der Kombination derartig, dass die gleichzeitige Anwendung besser unterbleiben sollte. Gleiches gilt für das in Deutschland nicht mehr gebräuchliche Danazol (ein chemischer Verwandter des Testosterons).

Das NeuroleptikumChlorpromazin, Beta-2-Sympathomimetika, Glukokortikoide und Tetracosactid (ein Hormon, das die Kortison-Ausschüttung im Körper anregt) heben die Wirkung der Kombination mehr oder weniger stark auf. Eine gleichzeitige Anwendung ist daher möglichst zu vermeiden.

Blutdrucksenker aus der Wirkstoffgruppe der Betablocker und der ACE-Hemmer (wie Captopril oder Enalapril) können die Blutzuckerspiegel senken und damit die Wirkung der Kombination unvorhersehbar verstärken. Die Betablocker können dazu einige der Anzeichen einer Unterzuckerung wie Herzklopfen und -rasen unterdrücken und damit die Erkennung des Zustandes erschweren.

Entwässerungsmittel (Diuretika) - insbesondere Schleifendiuretika - können zusammen mit dem Metformin der Kombination eine Laktatazidose auslösen, weil sie die Nierenfunktion drosseln.

Sollen jodhaltige Kontrastmittel bei einer Untersuchung zur Anwendung kommen, muss die Behandlung mit der Kombination wegen des Metformins 48 Stunden vor oder zum Zeitpunkt einer solchen Untersuchung beendet werden und darf frühestens 48 Stunden nach Beendigung der Untersuchung und nach Sicherstellung einer normalen Nierenfunktion fortgesetzt werden.

Auch Alkohol oder alkoholhaltige Medikamente oder Nahrungsmittel sind zu meiden, da sie einerseits schlechter vertragen werden und andererseits eine Stoffwechselentgleisung hervorrufen können.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Während der Behandlung mit dem Medikament darf kein Alkohol getrunken werden.
  • Die Nierenfunktion aller Patienten und besonders von Nierenkranken muss regelmäßig ärztlich kontrolliert werden.
  • Durch Unterzuckerung kann die Reaktionsfähigkeit beeinträchtigt sein, was Autofahren sowie das Führen von Maschinen gefährlich macht.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Metformin + Glibenclamid?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Metformin + Glibenclamid enthalten sind.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Metformin + Glibenclamid

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Metformin + Glibenclamid. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Sulfonylharnstoffe und Abkömmlinge, orale Antidiabetika, zu welcher die Wirkstoffkombination Metformin + Glibenclamid gehört.

Anwendungsgebiet der Wirkstoffkombination Metformin + Glibenclamid

Die Kombination wird zur Behandlung der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus vom Typ 2) bei Erwachsenen eingesetzt. Sie dient als Ersatz für die vorangegangene Kombinationstherapie mit Metformin und Glibenclamid in Einzelpräparaten, wenn die Patienten einen stabilen und gut eingestellten Blutzuckerwert aufweisen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Metformin + Glibenclamid sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Metformin + Glibenclamid

Die Kombination gehört zur Wirkstoffgruppe der oralen Antidiabetika, also der blutzuckersenkenden Substanzen. Metformin und Glibenclamid haben unterschiedliche Wirkmechanismen und Wirkorte, aber ihre Wirkungen ergänzen sich gegenseitig.

Die Wirkung von Metformin beruht wahrscheinlich auf drei Effekten. Erstens verringert es die Produktion von Blutzucker (Glukose) in der Leber durch Hemmung der Neubildung und der Freisetzung aus der Vorläufersustanz Glykogen. Zweitens erhöht es die Empfindlichkeit der Muskulatur gegen Insulin und verbessert damit die Aufnahme des Energielieferanten Glukose in den Muskelzellen und seine Verwertung. Drittens hemmmt Metformin die Aufnahme von Glukose aus dem Verdauungskanal. Beim Menschen besitzt Metformin unabhängig von seiner Wirkung auf den Blutzuckerspiegel günstige Wirkungen auf den Fettstoffwechsel: Es senkt das Gesamtcholesterin, das LDL-Cholesterin und die Triglyzeride. In klinischen Studien, die bisher mit der Kombinations Metformin + Glibenclamid durchgeführt wurden, konnten diese günstigen Wirkungen auf den Fettstoffwechsel allerdings nicht gezeigt werden.

Glibenclamid regt die Freisetzung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse an und führt zu einer starken Senkung des Blutzuckers. Diese Wirkung ist jedoch abhängig von dem Vorhandensein funktionierender Betazellen in den Langerhans-Inseln, in denen das Hormon gebildet wird. Bei Diabetikern steigert Glibenclamid die Insulinausschüttung, die durch die Nahrungsaufnahme ausgelöst wird. Diese Reaktion bleibt nach mindestens sechsmonatiger Behandlung bestehen.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.