Liraglutid + Insulin deglutec

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 15.06.2015

Allgemeines

Die Kombination dient der Behandlung des Diabetes mellitus vom Typ 2 bei Erwachsenen. Sie wird zusammen mit oralen Antidiabetika angewendet. Damit soll der Blutzucker besser gesenkt werden, als es durch die Einnahme dieser Wirkstoffe allein oder in Kombination mit Basalinsulin möglich ist.

 

Welchen Zwecken dient diese Wirkstoffkombination?

  • Energieaufnahme drosseln
  • Hungergefühl dämpfen
  • Freisetzung von Glukose aus der Leber hemmen
  • Glukosebindung und -verbrauch im Gewebe fördern
  • Blutzucker senken
  • Unterzuckerung verhindern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Liraglutid + Insulin deglutec im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann dürfen Liraglutid + Insulin deglutec nicht verwendet werden?

Die Kombination darf nicht eingesetzt werden bei Überempfindlichkeit gegen einen oder beide Wirkstoffe, bei Diabetes mellitus vom Typ 1 oder zur Behandlung der durch die Zuckerkrankheit bedingte Körperübersäuerung (diabetische Ketoazidose). Es gibt keine Erfahrungen mit der Kombination bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und Magenlähmung durch Diabetes. Daher wird die Kombination für diese Patienten nicht empfohlen.

Bei Patienten mit leichterer bis mittlerer Herzmuskelschwäche (NYHA-Stadien I bis II) gibt es nur begrenzte Erfahrungen. Der Arzt wird die Kombination bei ihnen daher nur mit Vorsicht anwenden. Patienten mit schwereren Formen der Herzmuskelschwäche sollten mit dem Wirkstoff nicht behandelt werden.

 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Weil sich Liraglutid bei Tieren als schädlich für die Nachkommen erwiesen hat, darf die Kombination in der Schwangerschaft nicht verwendet werden. Möchte eine Patientin schwanger werden oder tritt eine Schwangerschaft ein, sollte die Behandlung daher abgebrochen werden.

Man weiß nicht, ob die Bestandteile der Kombination in die Muttermilch übergehen, wie es bei Tieren im geringen Maß vorkam. Daher ist die Anwendung in der Stillzeit ebenfalls zu unterlassen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Bei Kindern ist die Anwendung der Kombination verboten.

Welche Nebenwirkungen können Liraglutid + Insulin deglutec haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Liraglutid + Insulin deglutec. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Unterzuckerung.

Häufige Nebenwirkungen:
Verminderter Appetit, Übelkeit und Erbrechen, Durchfalll, Verstopfung, Verdauungsstörungen, Magenschleimhautentzündung, Bauchschmerzen, Blähungen, Sodbrennen und Refluxkrankheit, Spannungsgefühl am Bauch, Reaktion an der Injektionsstelle.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Nesselsucht, Austrocknung, Ausschlag, Juckreiz, beschleunigter Herzschlag.

Seltene Nebenwirkungen:
Überempfindlichkeit, Störung der Fettverteilung am Körper,

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Allergischer Schock, Bauchspeicheldrüsenentzündung (auch mit Gewebszerfall), Wassereinlagerungen in Armen und Beinen.

 

Welche Wechselwirkungen zeigen Liraglutid + Insulin deglutec?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Von einer Vielzahl von Substanzen ist bekannt, dass sie den Zuckerstoffwechsel beeinflussen. Die folgenden Substanzen können den Bedarf an der Kombination senken:

  • andere Antidiabetika
  • Antidepressiva aus der Wirkstoffgruppe der MAO-Hemmer
  • Blutdrucksenker aus den Wirkstoffgruppen der Betablocker und ACE-Hemmer
  • Salicylate wie Sulfasalazin, die zur Behandlung von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen angewendet werden
  • Testosteron und andere Anabolika
  • Antibiotika aus der Wirkstoffgruppe der Sulfonamide.

Die folgenden Substanzen können den Bedarf erhöhen:

  • die „Pille“ (wobei sich deren Wirkung nicht verändert)
  • Thiazide und thiazidartige Entwässerungsmittel
  • Glukokortikoide („Kortison“)
  • Wachstums- und Schilddrüsenhormone
  • das in Deutschland nicht mehr gebräuchliche Antiandrogen Danazol.

Betablocker können die Anzeichen einer Unterzuckerung verschleiern.

Die Behandlung mit den Wachstumshormonen Octreotid oder Lanreotid sowie Alkoholgenuss kann den Bedarf an der Kombination sowohl senken als auch erhöhen.

Bei Patienten, die mit Blutverdünnern wie Warfarin oder anderen Cumarin-Abkömmlingen (beispielsweise Phenprocoumon) behandelt werden, kann die Blutgerinnung beeinflusst werden. Daher muss diese zu Beginn der Behandlung häufiger ärztlich überwacht werden.
 

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Kalter Schweiß, kalte blasse Haut, Ermattung, Nervosität oder Zittern, Angstgefühle, ungewöhnliche Müdigkeit oder Schwäche, Verwirrung, Konzentrationsschwierigkeiten, Nervosität und Kopfschmerzen können Anzeichen einer Unterzuckerung sein.
  • Kommt es zu Durchfall oder Erbrechen, muss einer Austrocknung mit genügender Flüssigkeitsaufnahme begegnet werden.
  • Verstärkte körperliche Aktivität, Änderung der Ernährungsgewohnheiten oder während Begleiterkrankungen kann eine Dosisveränderung notwendig sein.
  • Eine auftretende Unterzuckerung kann Autofahren und das Führen von Maschinen gefährlich machen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

 

Welche Medikamente beinhalten Liraglutid + Insulin deglutec?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Liraglutid + Insulin deglutec enthalten sind.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

 
Medikament
Darreichungsform
Xultophy 100 Einheiten/ml + 3,6 mg/ml Injektionslösung
Injektionslösung

 

So wirkt Liraglutid + Insulin deglutec

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Liraglutid + Insulin deglutec. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Insuline, Antidiabetika, zu welcher die Wirkstoffkombination Liraglutid + Insulin deglutec gehört.

Anwendungsgebiet der Wirkstoffkombination Liraglutid + Insulin deglutec

Die Kombination dient der Behandlung des Diabetes mellitus vom Typ 2 bei Erwachsenen. Sie wird zusammen mit oralen Antidiabetika angewendet. Damit soll der Blutzucker besser gesenkt werden, als es durch die Einnahme dieser Wirkstoffe allein oder in Kombination mit Basalinsulin möglich ist.

 

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Liraglutid + Insulin deglutec sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Liraglutid + Insulin deglutec

Im Verdauungskanal wird die Aufnahme von Zuckern in das Blut durch ein Hormon geregelt, das Inkretin GLP-1. Liraglutid ist diesem Hormon zu 97% nachgebaut. Daher kann es auch an den speziellen GLP-1-Rezeptor binden und diesen aktivieren. Die Aktivierung senkt den Blutzucker nach Mahlzeiten, aber auch in nüchternem Zustand. Liraglutid fördert die Ausschüttung von Insulin und hemmt die Freisetzung von Glukose aus der Leber, wenn der Blutzuckerspiegel schon ausreichend ist. Folglich wird bei hohem Blutzuckerspiegel die Insulin-Ausschüttung angeregt und die von Glukose gehemmt. Während einer Unterzuckerung verringert Liraglutid dagegen die Ausschüttung von Insulin, vermindert aber nicht die Freisetzung von Glukose. Der Mechanismus der Blutzuckersenkung geht auch mit einer leicht verlangsamten Entleerung des Magens einher. Liraglutid vermindert das Körpergewicht und die Menge an Körperfett, da es für ein schwächeres Hungergefühl und eine geringere Energieaufnahme sorgt. Durch eine starke Bindung an die Eiweiße des Blutes wird Liraglutid nicht so schnell abgebaut und kann besonders lange wirken.

Insulin degludec gehört zur Wirkstoffgruppe der Insuline. Nach der Injektion unter die Haut lagert es sich zu Komplexen zusammen. Dadurch entsteht ein Depot, aus dem langsam und gleichmäßig Insulin degludec in den Blutkreislauf aufgenommen wird. Das bedingt eine gleichmäßige blutzuckersenkende Wirkung ohne Konzentrationsspitzen und mit geringen Schwankungen. Insulin degludec bindet gezielt an den Rezeptor für menschliches Insulin und führt zur selben Wirkung. Nach Bindung des Insulins an Insulinrezeptoren in Muskel- und Fettzellen wird dort vermehrt Glukose gebunden und verbraucht, während gleichzeitig die Freisetzung von Glucose aus der Leber gehemmt ist.

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.