Ipilimumab

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 02.02.2017

Allgemeines

Ipilimumab wird bei Erwachsenen zur Behandlung von fortgeschrittenem schwarzem Hautkrebs (Melanomen) eingesetzt, die nicht operierbar sind oder bereits Tochtergeschwulste gebildet haben. Voraussetzung ist, dass die Patienten bereits zuvor eine andere Therapie erhalten haben.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • T-Abwehrzellen aktivieren
  • Vermehrung von T-Abwehrzellen anregen
  • Einwanderung von T-Abwehrzellen in Hautkrebszellen beschleunigen
  • Abtötung von Hautkrebszellen durch T-Abwehrzellen fördern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Ipilimumab im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Ipilimumab nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff darf Ipilimumab nicht eingesetzt werden.

Ipilimumab sollte bei Patienten mit schweren aktiven Autoimmunerkrankungen, bei denen eine weitere Aktivierung der körpereigenen Abwehr möglicherweise lebensgefährlich sein kann, nicht eingesetzt werden. Der Wirkstoff darf bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen in der Vorgeschichte sowie bei leichter bis mittlerer Einschränkung der Leberfunktion nur nach sorgfältiger ärztlicher Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses durch den Arzt und unter seiner Kontrolle angewendet werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Bisher liegen keine Erfahrungen zur Anwendung von Ipilimumab bei Schwangeren vor und es gibt auch noch keine endgültigen Ergebnisse von Tierexperimenten. Menschliche Antikörper können den Mutterkuchen durchdringen. Daher sollte die Anwendung von Ipililumab während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, nur erfolgen, wenn es der Arzt für unumgänglich hält.

Es ist nicht bekannt, ob Ipilimumab in die Muttermilch übergeht. Da jedoch Nebenwirkungen beim gestillten Kind nicht ausgeschlossen werden können, muss der Arzt nach Abwägung des Nutzens des Stillens für das Kind und des Nutzens der Behandlung für die Mutter eine Entscheidung darüber treffen, ob das Stillen oder die Behandlung unterbrochen werden soll.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Ipilimumab ist bei Kindern unter 18 Jahren nicht durch Studien nachgewiesen worden. Da keine entsprechenden Daten zur Verfügung stehen, darf der Wirkstoff in dieser Altersgrupe nicht angewendet werden.

Welche Nebenwirkungen kann Ipilimumab haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Ipilimumab. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
verminderter Appetit, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Ausschlag, Juckreiz, Müdigkeit, Reaktionen an der Injektionsstelle, Fieber.

Häufige Nebenwirkungen:
Tumorschmerzen, Blutarmut, Mangel an Lymphozyten im Blut, Unterfunktion der Hirnanhangdrüse (mit Entzündung der Hirnanhangdrüse), Schilddrüsenunterfunktion, Austrocknung, Mangel an Kalium im Blut, Verwirrtheit, Empfindungsstörungen in Armen und Beinen, Schwindel, Kopfschmerzen, Antriebslosigkeit, Verschwommensehen, Augenschmerzen, Husten, Magen-Darm-Blutungen, Dickdarmentzündung, Verstopfung, Refluxkrankheit, Bauchschmerzen, Leberfunktionsstörungen, Hautentzündung, Hautrötung, Weißflecken (Vitiligo), Nesselsucht, Haarausfall, Nachtschweiß, trockene Haut, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Skelettschmerzen, Muskelkrämpfe, Schüttelfrost, Schwäche, Wassereinlagerung in das Gewebe (Ödeme), Schmerzen, Leberwert-Erhöhung (ASAT, ALAT, Bilirubin), Gewichtsabnahme.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Blutvergiftung (auch mit Schock), Gehirnhautentzündung, Magen-Darm-Entzündung, Divertikulitis, Harnwegsinfektionen, Infektion der oberen oder unteren Atemwege, paraneoplastisches Syndrom, Blutarmut durch Auflösung von Blutzellen (hämolytische Anämie), Mangel an Blutplättchen, Mangel an Neutrophilen, Überschuss an Eosinophilen, Überempfindlichkeit, Funktionsstörung der Nebennieren, Schilddrüsenüberfunktion, Unterfunktion der Geschlechtsdrüsen, Natriummangel im Blut, Untersäuerung des Körpers (Alkalose), Phosphatmangel im Blut, Tumorlysesyndrom, Veränderung der seelischen Verfassung, Depressionen, verminderte Libido, Guillain-Barré-Syndrom, Ohnmacht, Nervenfunktionsstörungen im Gehirn, Gehirnschwellungen, Nervenfunktionsstörungen in Armen und Beinen, Gangunsicherheit, Zittern, Muskelkrämpfe, Sprachstörungen, Augapfelentzündung, Glaskörperblutung, Regenbogenhautentzündung, verminderte Sehschärfe, Fremdkörpergefühl in den Augen, Bindehautentzündung, Herzrhythmusstörungen, Vorhofflimmern, Blutgefäßentzündung, Gefäßerkrankungen, Durchblutungsstörungen im Gewebe, Blutdruckabfall bei Körperlageveränderung, verminderte Atemfunktion, akutes respiratorisches Distress-Syndrom, Wasser im Lungengewebe, Wasser in der Lunge, Lungenentzündung, Heuschnupfen, Magen-Darm-Durchbruch, Dickdarmdurchbruch, andere Durchbrüche im Verdauungskanal, Bauchfellentzündung, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Darm- und dickdarmentzündung, Magengeschwür, Dickdarmgeschwür, Speiseröhrenentzündung, Darmverschluss, Leberversagen, Leberentzündung, Leberschwellung, Gelbsucht, schwere Hautreaktionen (toxische epidermale Nekrolyse, Hautabschälung), Blutgefäßentzündung durch Zerfall weißer Blutkörperchen, rheumatische Vielgelenkschmerzen, Gelenksentzündung, Nierenversagen, Nierenkörperchenentzündung, Übersäuerung der Nierenkanälchen (Nierentubulusazidose), Ausbleiben der Regel, Versagen mehrerer Organe, infusionsbedingte Reaktionen, anomaler Leberfunktionstest, erhöhte Kreatinin-Werte im Blut, Veränderung von Hormonkonzentrationen im Blut (Anstieg: thyreotropes Hormon; Verminderung: Cortisol, Corticotropin, Testosteron), erhöhte Lipase-Werte im Blut.

Nebenwirkungen mit einer Häufigkeit von unter 1%:
Gehirnhautentzündung, Herzmuskelentzündung, Herzmuskelerkrankung, autoimmune Entzündungen (Leber, Nieren, Schilddrüse), schwere Hautreaktion (Erythema multiforme), Myasthenia gravis-ähnliche Beschwerden, übermäßiges Gliederwachstum (Akromegalie, Hyperpituitarismus), Funktionsstörung der Nebennierenrinde, Unterfunktion der Nebenschilddrüse, Entzündung der Lederhaut und von Zwischenschichten im Auge, Lidrandentzündung, Augenschwellung, vorübergehende Arterienentzündung, Durchblutungsstörung von Fingern und Zehen (Raynaud-Syndrom), Enddarmentzündung, Rötung und Schmerzen an Handflächen und Fußsohlen, Schuppenflechte, Blut im Urin, Eiweiß im Urin, Verminderung von Hormonkonzentrationen im Blut (thyreotropes Hormon, Gonadotropin, Thyroxin), Mangel an weißen Blutkörperchen, Überschuss an roten Blutkörperchen.

Besonderheiten:
Kommt es während der Behandlung mit dem Medikament zu Durchfall, verstärkter Darmtätigkeit, Bauchschmerzen oder Blutstuhl mit oder ohne Fieber, ist sofort ein Arzt zu verständigen. Wenn leichte bis mäßige Beschwerden auftreten oder über fünf bis sieben Tage andauern, sollte die nächste geplante Dosis des Wirkstoffs ausgelassen und der Durchfall oder die Darmentzündung mit Glukokortikoiden behandelt werden. Bei schweren Symptomen ist die Behandlung mit Ipilimumab abzubrechen.

Bei Zeichen einer Leberentzündung (Übelkeit, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Oberbauchbeschwerden, Gelbsucht) muss sofort ein Arzt aufgesucht werden. Tritt während der Behandlung Hautausschlag oder Juckreiz auf, ist sofort ein Arzt zu befragen. Je nach Ergebnis einer Leberwert-Bestimmung wird der Arzt die Behandlung unterbrechen oder ganz beenden.

Kommt es zu Muskelschwäche oder Empfindungsstörungen, können das nervliche Nebenwirkungen sein, die der sofortigen Abklärung bedürfen. Bei mittleren Beschwerden wird der Arzt die Behandlung unterbrechen, bei schweren Symptomen ganz beenden.

Bei Zeichen von Entzündung des hormonbildenden Systems wie Kopfschmerzen und Müdigkeit muss sofort ein Arzt befragt werden. Meistens kann nach einer Hormonersatztherapie die Behandlung mit Ipilimumab fortgesetzt werden.

Während der Behandlung kann es zu Sehstörungen kommen, die sofort von einem Augenarzt abgeklärt werden müssen. Meist muss dann eine begleitende Behandlung mit Glukokortikoiden in Form von Augentropfen begonnen werden.

Selten, aber dann schwerwiegend, sind Blutbildveränderungen wie das völlige Fehlen von Granulozyten oder eine allgemeiner Mangel an Blutzellen. Sie äußern sich in Infektanfälligkeit, Fieber, Halsschmerzen und Herzrasen. In solchen Fällen muss sofort ein Arzt aufgesucht werden.

Welche Wechselwirkungen zeigt Ipilimumab?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Weil Ipilimumab körpereigenen Eiweißen ähnelt, sind keine Wechselwirkungen mit den meisten anderen Wirkstoffen zu erwarten.

Allerdings sollte der Arzt vor dem Behandlungsbeginn keine innerlichen Glukokortikoide einsetzen, da diese die Aktivität und Wirksamkeit von Ipilimumab beeinträchtigen könnten. Dennoch können nach dem Beginn der Therapie solche Wirkstoffe oder andere Immunologika zur Abdämpfung der körpereigenen Abwehr angewandt werden, um immunvermittelte Nebenwirkungen zu behandeln.

Die Verwendung von Blutverdünnern (Antikoagulanzien) erhöht bekannterweise das Risiko einer Blutung im Verdauungskanal. Diese gehören aber zu den Nebenwirkungen von Ipilimumab. Daher muss die Blutgerinnung bei Patienten, die einer gleichzeitigen blutverdünnenden Behandlung bedürfen, regelmäßig ärztlich überwacht werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Kommt es während der Behandlung mit dem Medikament zu Durchfall, verstärkter Darmtätigkeit, Bauchschmerzen oder Blutstuhl mit oder ohne Fieber, ist sofort ein Arzt zu verständigen.
  • Bei Zeichen einer Leberentzündung (Übelkeit, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Oberbauchbeschwerden, Gelbsucht) muss sofort ein Arzt aufgesucht werden.
  • Tritt während der Behandlung Hautausschlag oder Juckreiz auf, ist sofort ein Arzt zu befragen
  • Kommt es zu Muskelschwäche oder Empfindungsstörungen, können das nervliche Nebenwirkungen sein, die der sofortigen Behandlung bedürfen.
  • Bei Entzündungszeichen wie Kopfschmerzen und Müdigkeit muss sofort ein Arzt befragt werden.
  • Während der Behandlung kann es zu Sehstörungen kommen, die sofort von einem Augenarzt abgeklärt werden müssen.
  • Die Behandlung mit dem Medikament muss von einem auf dem Gebiet der Krebsbehandlung erfahrenen Facharzt eingeleitet und überwacht werden.
  • Kommt es während der Behandlung zu erhöhter Infektanfälligkeit, Fieber, Halsschmerzen und Herzrasen, muss sofort ein Arzt aufgesucht werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Ipilimumab?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Ipilimumab enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Ipilimumab

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Ipilimumab. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Immunstärkende und -schwächende Mittel, Zytostatika, Monoklonale Antikörper, zu welcher der Wirkstoff Ipilimumab gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Ipilimumab

Ipilimumab wird bei Erwachsenen zur Behandlung von fortgeschrittenem schwarzem Hautkrebs (Melanomen) eingesetzt, die nicht operierbar sind oder bereits Tochtergeschwulste gebildet haben. Voraussetzung ist, dass die Patienten bereits zuvor eine andere Therapie erhalten haben.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Ipilimumab sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Ipilimumab

Ipilimumab wird gentechnisch aus Hamsterzellen hergestellt und ist ein sogenannter monoklonaler Antikörper, in erster Linie ein Immunologikum. Es wirkt indirekt, in dem es die körpereigene Abwehr stärkt. CTLA-4 ist ein Antigen, das die Aktivierung der T-Lymphozyten ("Killerzellen") hemmt, welche gewissermaßen die Speerspitze des Immunsystems darstellen. Ipilimumab verstärkt die Funktion der T-Zellen, indem es speziell das hemmende Signal von CTLA-4 blockiert. Dadurch kommt es zur Aktivierung und Vermehrung der T-Zellen sowie zu einem verstärkten Einwandern derselben in Tumore und damit zum Tod der Krebszellen. Der schwarze Hautkrebs (Melanom) scheint das beste Ziel für eine Immuntherapie auf Basis von T-Zellen zu sein, da diese Art Tumor wie sonst kaum eine andere auf Tumor-reaktive T-Zellen anspricht. Insofern ist Ipilimumab auch der Wirkstoffgruppe der Zytostatika zugehörig.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.