Immunglobulin Anti-D

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 28.03.2013

Allgemeines

Der Wirkstoff Immunglobulin Anti-D wird zur passiven Immunisierung eingesetzt.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Rhesus-Unverträglichkeitsreaktionen mindern
  • Rhesus-Sensibilisierung während der Schwangerschaft unterstützen
  • Rhesus-Sensibilisierung bei Bluttransfusionen unterstützen.

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Immunglobulin Anti-D im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Immunglobulin Anti-D nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen homologe Immunglobuline darf der Impfstoff nicht angewendet werden.

Der Impfstoff darf nicht in die Venen gespritzt werden. Falls versehentlich in ein Blutgefäß injiziert wurde, können Patienten einen Schock entwickeln.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Der Wirkstoff wird in der Regel in der 28. bis 30. Schwangerschaftswoche gegeben sowie innerhalb von 72 Stunden nach operativen Eingriffen und der Entbindung. Arzt und Hebamme kontrollieren im Vorfeld das Rhesus-System der Schwangeren.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Welche Nebenwirkungen kann Immunglobulin Anti-D haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Immunglobulin Anti-D. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Seltene Nebenwirkungen:
Allergische Reaktionen einschließlich Blutdruckabfall, Atemnot, Hautreaktionen, Schüttelfrost, Fieber, Kopfschmerzen, Unwohlsein, Übelkeit und Erbrechen, Gelenkschmerzen, leichte Rückenschmerzen.

Sehr seltene oder vereinzelt auftretende Nebenwirkungen:
Anaphylaktischer Schock.

Besonderheiten:
An der Injektions- oder Infusionsstelle können lokale Reaktionen wie Schwellungen, Entzündungen, Rötungen, Verhärtungen, örtliches Hitzeempfinden, Juckreiz, Hämatome oder Ausschlag auftreten.

Kreislaufreaktionen können insbesondere bei unbeabsichtigter Gabe in die Venen auftreten.

Bei intramuskulärer Verabreichung kann es zu örtlichen Schmerzen, Druckempfindlichkeit oder Schwellungen kommen.

In seltenen Fällen können Immunglobuline wie Immunglobulin Anti-D zu hämolytische Reaktionen führen. Dabei lösen sich die Roten Blutkörperchen auf, ohne in ausreichendem Maße wieder ersetzt zu werden. Es entsteht eine Blutarmut mit Anzeichen wie Müdigkeit, Schwäche, Schwindel, Kopfschmerzen, Herzrasen, Ohrensausen, Atemnot oder Gelbsucht.

Welche Wechselwirkungen zeigt Immunglobulin Anti-D?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die Antikörper zeigen eine Wechselwirkung mit gleichzeitig durchgeführten aktiven Immunisierungen in dem Sinne, dass sie die Immunantwort auf die aktive Impfung verschlechtern.

Die Gabe von Immunglobulin Anti-D kann für einen Zeitraum von sechs Wochen bis zu drei Monaten die Wirksamkeit von Impfungen mit Virus-Lebend-Impfstoffen wie zum Beispiel gegen Masern, Röteln, Mumps und Windpocken beeinträchtigen. Nach Verabreichung von Immunglobulin Anti-D sollte ein Abstand von drei Monaten vor der Impfung mit Virus-Lebend-Impfstoffen eingehalten werden. Im Falle von Masern kann die Beeinträchtigung bis zu einem Jahr anhalten. Deshalb sollten Patienten, die Masernimpfungen erhalten, ihren Antikörperstatus prüfen lassen.

Zu oral anzuwendenden Lebend-Impfstoffen (beispielsweise gegen Poliomyelitisoder Typhus) ist kein zeitlicher Abstand erforderlich, weil nach Gabe dieser Impfstoffe die Immunität vorwiegend im Darm aufgebaut wird.

Auch Impfstoffe aus inaktivierten Erregern (zum Beispiel gegen Hepatitis-A, Influenza, FSME-Virus, Tollwut, Pertussis, HIB) oder aus Toxoiden (zum Beispiel gegen Diphtherie, Tetanus beziehungsweise den entsprechenden Kombinationen) können gleichzeitig mit Immunglobulin Anti-D verabreicht werden.

Immunglobulin Anti-D kann serologische Untersuchungen beeinflussen. Bei der Beurteilung von serologischen Testergebnissen muss berücksichtigt werden, dass es nach der Injektion eines Immunglobulins durch einen vorübergehenden Anstieg der passiv übertragenen Antikörper zu positiven Testergebnissen kommen kann.

Nach der Impfung mit Immunglobulin Anti-D sollte vier Wochen lang keine Bluttransfusion und kein weiteres Immunglobulin gegeben werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Nach Gabe von Immunglobulinen oder Bluttransfusionen sollte ein Abstand von mindestens drei Monaten bis zur Injektion von Lebendimpfstoffen eingehalten werden.
  • Auch nach der Impfung sollte vier Wochen lang keine Bluttransfusion und kein Immunglobulin gegeben werden.
  • Bei Gabe in den Muskel muss ärztlich geprüft werden, dass kein Gefäß getroffen wurde.
  • Die Patienten sollten während der Infusion laufend ärztlich überwacht und hinsichtlich des Auftretens von unerwünschten Wirkungen sorgfältig beobachtet werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Immunglobulin Anti-D?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Immunglobulin Anti-D enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform
Ampullen

So wirkt Immunglobulin Anti-D

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Immunglobulin Anti-D. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Immunstärkende und -schwächende Mittel, Impfstoffe, zu welcher der Wirkstoff Immunglobulin Anti-D gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Immunglobulin Anti-D

Der Wirkstoff Immunglobulin Anti-D wird zur passiven Immunisierung eingesetzt.

Er enthält menschliche gereinigte Antikörperextrakte gegen das D-Antigen und wird zur Rhesus-Sensibilisierung während der Schwangerschaft oder im Bedarfsfall bei Bluttransfusionen eingesetzt.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Immunglobulin Anti-D sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Immunglobulin Anti-D

Immunglobolin-D gehört zu den aktiven Impfstoffen aus der Gruppe der Immunologika und dient insbesondere der
Rhesus-Sensibilisierung.

Das Rhesus-System ist eine komplizierte Ansammlung vieler Antigene auf Blutzellen, von denen das vererbbare D-Antigen am bedeutsamsten ist. 85 Prozent aller Europäer sind Rhesus-positiv und besitzen das Antigen, die anderen werden als Rhesus-negativ bezeichnet.

Gelangen Rhesus-positive Blutzellen in einen Rhesus-negativen Körper, so werden Antikörper gebildet und es kommt zu einer Schädigung des Blutzellensystems. Daher ist bei Bluttransfusionen im Bedarfsfall der Impfstoff Rhesus-negativen Empfängern zu geben, um die Immunantwort zu verringern.

Im Falle einer Schwangerschaft einer Rhesus-negativen Frau mit einem Rhesus-positiven Embryo kommt es bei Verletzungen während der Geburt, bei Abtreibungen oder Verletzungen der Plazentaschranke zu einer Immunantwort der Mutter auf das D-Antigen. Wird die Frau nun wieder mit einem Rhesus-positiven Embryo schwanger, so kann ihr Körper mit einer heftigen Immunantwort den Embryo schwer schädigen oder sogar töten.

Die Zugabe des Impfstoffs verringert eine starke, lang anhaltende Immunantwort, indem die Antikörper das Antigen an sich binden und es so für den Mutterorganismus "unsichtbar" machen.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.