Flutamid

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 24.07.2017

Allgemeines

Flutamid dient der Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Krebs der Vorsteherdrüse (Prostatakrebs), bei denen die krebsfördernde Wirkung des männlichen Sexualhormons Testosteron ausgeschaltet werden muss.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Bindung von Testosteron an Prostatazellen verhindern
  • Wachstum von Krebszellen in der Prostata unterdrücken

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Flutamid im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Flutamid nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff darf Flutamid nicht eingesetzt werden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf der Wirkstoff angewendet werden bei
  • eingeschränkter Leberfunktion und längerer Therapiedauer
  • eingeschränkter Nierenfunktion
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen, weil Flutamid zu Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödemen) führen kann

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Flutamid ist nur für den Gebrauch bei männlichen Patienten vorgesehen. Während der Behandlung muss bei der Partnerin eines Patienten eine Schwangerschaft sicher verhütet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff ist nicht für die Anwendung bei Kindern nötig oder geeignet.

Welche Nebenwirkungen kann Flutamid haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Flutamid. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die Nebenwirkungen unterscheiden sich in Art und Häufigkeit, je nachdem ob der Wirkstoff alleine oder in Kombination mit einem Hypothalamushormon (LH-RH-Analogon) verabreicht wird.

Alleinige Therapie mit Flutamid
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Brustschwellung, Brustschmerzen, krankhafter Milchfluss

Häufige Nebenwirkungen:
Vorübergehende unnormale Leberwerte, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, gesteigerter Appetit, Müdigkeit, Leberentzündung, Schlaflosigkeit

Seltene Nebenwirkungen:
Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme), Unterhautblutungen, Lymphstau, Schwindel, verschwommenes Sehen, unklare Oberbauchbeschwerden, Sodbrennen, Verstopfung, Juckreiz, Hitzewallungen, Essensverweigerung, Gürtelrose, Kopfschmerzen, Schwäche, Unwohlsein, Durst, Schmerzen im Brustkorb, Hautgeschwüre (Lupus erythematodes-ähnlich), verminderte Libido, verminderte Spermienzahl, Angst, Depression

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Lichtüberempfindlichkeit der Haut, Brustkrebs

Kombinierte Therapie
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Hitzewallungen, verminderte Libido, Impotenz

Gelegentliche Nebenwrikungen:
Brustschwellung, Leberentzündung

Seltene Nebenwirkungen:
Leberfunktionsstörungen, erhöhter Harnstoff-Wert im Blut, erhöhter Kreatinin-Wert, Blutarmut, Mangel an weißen Blutkörperchen, Blutplättchenmangel, Benommenheit, Verwirrung, Nervosität, unklare Oberbauchbeschwerden, bernsteinfarbene oder grünlich-gelbe Verfärbung des Urins, Hautausschlag, Hautrötung, Störungen der Nerven- und Muskelfunktion, Essensverweigerung, Bluthochdruck, Reizung an der Injektionsstelle, Gelbsucht, Angst, Depression

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Spezielle Formen der Blutarmut (hämolytische, megalozytäre, Methämoglobinämie, Sulfhämoglobinämie), Atembeschwerden, Lungenerkrankung, Beschwerden im Harntrakt und an den Sexualorganen, Lichtüberempfindlichkeit der Haut, Hautrötung, Geschwulste, Blasenbildung, Hautauflösung, Blutzucker-Überschuss, Verschlimmerung eines Diabetes mellitus, Gelbsucht mit Gallestau, leberbedingte Gehirnerkrankung, Gewebszerfall der Leber, tödliche Leberschädigung

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Blutgefäßverschlüsse

Welche Wechselwirkungen zeigt Flutamid?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Blutverdünnern (Antikoagulantien) kann die Blutungszeit nach Beginn der Therapie mit Flutamid verlängert sein. Deshalb wird der Arzt die Blutgerinnung häufig kontrollieren und gegebenenfalls den Blutverdünner schwächer dosieren.

Die gleichzeitige Anwendung von möglicherweise leberschädlichen Stoffen (auch starker Alkoholkonsum) sollte vermieden werden.

Bei gleichzeitiger Anwendung des AntiasthmatikumsTheophyllin kann es durch Flutamid zur Verstärkung von Wirkung und Nebenwirkungen kommen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Vor Beginn und während einer Langzeitbehandlung wird der Arzt in den ersten vier Monaten die Leberfunktion in monatlichen Abständen, danach in längeren Abständen regelmäßig kontrollieren.
  • Während der Behandlung darf kein Kind gezeugt werden. Es ist für eine sichere Schwangerschaftsverhütung zu sorgen.
  • Bei einer Langzeittherapie ohne Kastration mit Medikamenten oder durch Operation wird der Arzt die Spermienzahl regelmäßig komntrollieren.
  • Während der Therapie mit dem Medikament muss ein starker Alkoholkonsum unbedingt vermieden werden.
  • Benommenheit und Verwirrtheit können beim Autofahren oder der Maschinenbedienung ein Risiko darstellen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Flutamid?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Flutamid enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Flutamid

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Flutamid. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Antiandrogene, Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Flutamid gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Flutamid

Flutamid dient der Behandlung von Patienten mit fortgeschrittenem Krebs der Vorsteherdrüse (Prostatakrebs), bei denen die krebsfördernde Wirkung des männlichen Sexualhormons Testosteron ausgeschaltet werden muss.

Der Arzt wird die Therapie mit dem Wirkstoff immer in Kombination mit einem Hypothalamushormon (LH-RH-Analogon) oder in Verbindung mit einer Hodenentfernung beginnen, um eine komplette Ausschaltung der männlichen Hormone herbeizuführen. Flutamid kann aber auch nach einer Behandlung mit LH-RH-Analoga oder nach einer Kastration erfolgen.

Auch dient Flutamid der Therapie von Krebs-Patienten, bei denen andere hormonelle Therapieformen nicht wirksam waren oder bei denen eine solche Therapie nicht verträglich, aber dennoch notwendig ist.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Flutamid sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Flutamid

Flutamid gehört zur Wirkstoffgruppe der Zytostatika und Antiandrogene. Es hebt die Wirkung des männlichen Sexualhormons Testosteron auf, ohne selbst eine Hormonwirkung zu enfalten.

Grundlage dieser Wirkung ist die Blockade der Aufnahme des vom Körper produzierten Testosterons in die Zielorgane und/oder der Bindung an den Kern der dortigen Zellen. Wenn Flutamid an Patienten verabreicht wird, die durch Medikamente oder eine Operation kastriert wurden, erreicht man eine völlige Unterdrückung der natürlichen Ausschüttung von Testosteron.

Flutamid lässt die Vorsteherdrüse, Hoden und Samenanlagen schrumpfen. Die in ihrem Wachstum von Testosteron abhängigen Krebszellen werden an der Vermehrung gehindert.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.