Ergotamin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 12.11.2007

Allgemeines

Ergotamin wird bei der Behandlung von akuten Migräne-Anfällen (insbesondere bei sehr langen Anfällen) eingesetzt, wenn andere Therapien nicht wirken oder nicht eingesetzt werden können. Ergotamin wird allerdings nicht zur Vorbeugung von Migräneanfällen (Migräneprophylaxe) verwendet.

Welchem Zweck dient dieser Wirkstoff?

  • Migräneanfälle behandeln

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Ergotamin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Ergotamin nicht verwendet werden?

Bei einer Überempfindlichkeit gegen die Wirkstoffgruppe der Mutterkornalkaloide dürfen Ergotamin-haltige Medikamente nicht eingenommen werden.

Der Wirkstoff darf nicht zur Prophylaxe einer Migräne verwendet werden. Er ist ausschließlich zur Behandlung eines akuten Migräneanfalls geeignet.

Patienten mit einer Sepsis (Blutvergiftung) dürfen Medikamente mit dem Wirkstoff Ergotamin nicht einnehmen.

Bei Durchblutungsstörungen - zum Beispiel bei arteriellen Gefäßerkrankungen - und bei Erkrankungen der Herzkranzgefäße darf keine Ergotamin verabreicht werden, da sich die Durchblutungsstörungen dadurch verschlimmern können.

Patienten, die an Bluthochdruck leiden oder an Erkrankungen, die einen Bluthochdruck verursachen (zum Beispiel Phäochromozytom oder Thyreotoxikose), dürfen Ergotamin-haltige Medikamente nicht einnehmen, da sie einen weiteren Anstieg des Blutdrucks verursachen.

Bei schweren Leber- und Nierenfunktionsstörungen muss die Dosierung im Einzelnen mit dem Arzt abgesprochen werden. Fast alle Medikamente werden über die Leber oder die Niere abgebaut, es kann also bei schweren Störungen der Leber, bzw. der Niere, zu sehr hohen Werten von Ergotamin im Blut kommen.

Personen über 65 Jahren müssen auf die Einnahme von Ergotamin verzichten.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Während der gesamten Schwangerschaft ist die Einnahme von Ergotamin verboten. Es wirkt direkt auf die Gebärmutter und gefährden das ungeborene Kind. Auch während der Stillzeit sind Ergotamin-haltige Medikamente verboten, da sie in die Muttermilch übergehen und beim Säugling Durchfall, Erbrechen und Krämpfe auslösen können.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren dürfen Ergotamin nicht einnehmen.

Welche Nebenwirkungen kann Ergotamin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Ergotamin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Durchfall, Erbrechen, Übelkeit.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Muskelschwäche, Muskelschmerzen, Kribbeln und Taubheit in Händen und Füßen.

Seltene Nebenwirkungen:
Herzschmerzen, zu langsame oder zu schnelle Herzfrequenz (Bradykardie, Tachykardie), Auslösen von Angina Pectoris (Schmerzen in der Brust, die durch eine Durchblutungsstörung des Herzens ausgelöst werden).

Bei Langzeitbehandlung Durchblutungsstörungen an Händen und Füßen bis hin zum Gefäßverschluss und Absterben der betroffenen Region, Atemstörungen, Dauerkopfschmerzen, Ödeme (Einlagerung von Flüssigkeit in das Gewebe) und Juckreiz.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Fibrose (Kollagenfaservermehrung in unterschiedlichen Geweben und Organen).

Welche Wechselwirkungen zeigt Ergotamin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Eine Kombination mit anderen Ergotamin- oder Dihydroergotamin-haltigen Medikamenten führt unter anderem zu Bluthochdruck.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Ergotamin-haltigen Medikamenten und Makrolid-Antibiotika oder Tetrazyklinen (spezielle Gruppen von Antibiotika) kommt es zu einer Erhöhung des Spiegels von Ergotamin im Blut mit der möglichen Folge einer unerwünschten gefäßverengenden Wirkung. Gleiches gilt auch bei gleichzeitiger Anwendung von HIV-Protease-Inhibitoren, einer Wirkstoffgruppe zur Behandlung bei AIDS-Patienten, oder der Kombination mit Triptanen, einer weiteren Wirkstoffgruppe zur Behandlung von Migräne.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Betarezeptorenblockern (Wirkstoffgruppe, die unter anderem zur Behandlung von Herzerkrankungen eingesetzt wird) und Ergotamin-haltigen Medikamenten kann es zu schweren Durchblutungsstörungen kommen.

Die gleichzeitige Einnahme von Ergotamin und Metoclopramid, ein Wirkstoff zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen, führt dazu, dass Ergotamin besser in die Blutbahn aufgenommen wird und unter Umständen mehr Nebenwirkungen zeigt.

In Kombination mit Nikotin (zum Beispiel durch Rauchen) kann Ergotamin zu einer Verstärkung der gefäßverengenden Wirkung führen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Wird das Medikament zu lange angewendet oder kommt es zu einer Überdosierung, sind Durchblutungsstörungen bis hin zum Gefäßverschluss möglich.
  • Das Medikament ist nicht zur Vorbeugung von Migräneanfällen bestimmt.
  • Eine Langzeitbehandlung mit dem Medikament kann selbst Kopfschmerzen hervorrufen.
  • Das Reaktionsvermögen kann während der Behandlung mit dem Medikament so stark beeinträchtigt sein, dass von einer Teilnahme am Straßenverkehr abgeraten wird. In Zusammenhang mit Alkohol wird die Wirkung noch verstärkt.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

So wirkt Ergotamin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Ergotamin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Mutterkornalkaloide, Migränemittel, zu welcher der Wirkstoff Ergotamin gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Ergotamin

Ergotamin wird bei der Behandlung von akuten Migräne-Anfällen (insbesondere bei sehr langen Anfällen) eingesetzt, wenn andere Therapien nicht wirken oder nicht eingesetzt werden können. Ergotamin wird allerdings nicht zur Vorbeugung von Migräneanfällen (Migräneprophylaxe) verwendet.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Ergotamin sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Wirkungsweise von Ergotamin

    Die Ursachen des Migräneanfalls sind bis heute nicht genau geklärt. Man nimmt aber an, dass eine übermäßige Erweiterung der Blutgefäße im Gehirn zu den Schmerzen führt. Bei der Entstehung dieser Erweiterung scheint Serotonin (ein körpereigenes Hormon) eine wichtige Rolle zu spielen, während die den Anfall begleitende Übelkeit durch den Botenstoff Dopamin vermittelt wird.

    Ergotamin zählt zu den Mutterkornalkaloiden, die auch natürlich im Mutterkorn-Pilz vorkommen. Es wirkt hauptsächlich an den Alpharezeptoren des vegetativen Nervensystems. Die Erregung dieser Rezeptoren bewirkt, dass Venen und sehr kleine Arterien (Artertiolen) sich zusammenziehen. Gleichzeitig beeinflusst Ergotamin wahrscheinlich die Rezeptoren für die Botenstoffe Serotonin und Dopamin, was zur Linderung oder sogar Beendigung des Migräneanfalls führt.

    Wie andere Mutterkornalkaloide wirkt Ergotamin darüber hinaus zusammenziehend auf die Muskulatur der Gebärmutter und kann dadurch Wehen auslösen.

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.