Codein

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 29.04.2015

Allgemeines

Codein wird aufgrund seiner hustenblockierenden Wirkung zur Behandlung von unproduktivem Husten (so genanntem Reizhusten) eingesetzt. Dieser trockene Husten kann beispielsweise zu Beginn einer Bronchitis auftreten, die oftmals in Zusammenhang mit einer Erkältungskrankheit steht. Bei dieser Art von Husten kann im Gegensatz zum produktiven Husten kein Schleim ausgehustet werden. Unproduktiver Husten kann neben infektionsbedingten Entzündungen der Atemwege wie bei einer Bronchitis auch bei allergischer Ursache mit Codein behandelt werden, um den Hustenreiz zu unterdrücken.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Reizhusten dämpfen
  • Schmerzen lindern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Codein im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Codein nicht verwendet werden?

Codein darf nicht eingenommen werden bei funktioneller Atemschwäche (Ateminsuffizienz), bei einem akuten Asthmaanfall und bei Bewusstlosigkeit (Koma). Bei chronischem Husten darf Codein ebenfalls nicht angewendet werden, da dies, insbesondere bei Kindern, ein Frühsymptom für Asthma bronchiale sein kann.
Codein darf nur nach Rücksprache mit dem Arzt und unter besonderer Vorsicht angewendet werden bei Abhängigkeit von Opioiden, Bewusstseinsstörungen, Störungen des Atemzentrums und der Atemfunktion sowie bei Zuständen, die mit erhöhtem Hirndruck einhergehen. Bei chronischer Verstopfung sollte Codein ebenso nur nach ärztlicher Rücksprache eingenommen werden. In höheren Dosen stellt auch niedriger Blutdruck aufgrund von zu wenig Blutvolumen eine Erkrankung dar, bei der Codein nur nach Rücksprache und mit besonderer Vorsicht anzuwenden ist.

Manche Erwachsene wandeln Codein in ihrem Körper besonders schnell zu Morphin um und erleiden daher besonders viele Nebenwirkungen. Ist solch eine erhöhte Enzymaktivität bekannt, sollte der Patient kein Codein erhalten.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Codein darf während der Schwangerschaft, besonders während der ersten drei Monate, nur auf ausdrückliche Verordnung des Arztes eingenommen werden, da ein Zusammenhang zwischen der Einnahme und dem Auftreten von Missbildungen festgestellt wurde. Bei nahender Geburt oder drohender Frühgeburt darf Codein nicht eingenommen werden, da es die Plazentaschranke passiert und beim Neugeborenen zu Atemstörungen führen kann.

Bei längerfristiger Einnahme von Codein kann sich eine Abhängigkeit des Ungeborenen entwickeln, ebenso gibt es Berichte über Entzugssymptome beim Neugeborenen nach wiederholter Anwendung von Codein im letzten Drittel der Schwangerschaft.

Codein geht in die Muttermilch über, daher ist das Stillen während der Behandlung zu unterbrechen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Codein ist nicht bei Kindern zu verwenden, die jünger sind als zwölf Jahre. Sie wandeln den Wirkstoff besonders schnell im Körper zu Morphin um und können dadurch Atemprobleme bekommen.

Für Kinder ab dem 12. Lebensjahr ist Codein zur Behandlung von akuten, mäßig starken Schmerzen nur geeignet, wenn anzunehmen ist, dass die Schmerzen durch nicht-steroidale Antirheumatika wie Paracetamol oder Ibuprofen (allein) nicht gelindert werden.

Weiterhin darf Codein bei Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahre nicht eingesetzt werden, wenn sich diese einer Operation im Bereich der oberen Atemwege (Entfernung der Mandeln oder von Polypen) unterziehen müssen. Auch ohne solche Eingriffe darf Codein in der genannten Altersgruppe nur mit Vorsicht angewendet werden.

Welche Nebenwirkungen kann Codein haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Codein. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Zu Beginn der Behandlung: Übelkeit, Erbrechen.
Allgemein: Verstopfung, leichte Kopfschmerzen, Müdigkeit.
Bei höheren Dosen oder bei besonders empfindlichen Patienten: dosisabhängige Verschlechterung der Fähigkeit zur optischen Fixierung von Gegenständen (visomotorische Fähigkeiten), Verschlechterung der Sehleistung, Verminderung des Atemantriebs (Atemdepression), krankhafte Hochstimmung (Euphorie).

Seltene Nebenwirkungen:
Juckreiz, Hauterscheinungen, Kurzatmigkeit, Mundtrockenheit, Schlafstörungen, Ohrgeräusche.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Schwere Allergien, Gewichtszunahme.

Besonderheiten:
Codein kann, insbesondere bei Einzeldosen über 60 mg, den Muskelspannungszustand der Eingeweidemuskulatur (glatte Muskulatur) erhöhen.

Bei hohen therapeutischen Dosen oder bei Vergiftungen können Ohnmachtsanfälle und Blutdruckabfall auftreten.

Bei Patienten mit vorbestehenden Lungenfunktionsstörungen muss mit dem Auftreten von Lungenödemen gerechnet werden.

Welche Wechselwirkungen zeigt Codein?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Codein mit Beruhigungs- und Schlafmitteln, Psychopharmaka, anderen zentraldämpfenden Mitteln, Mitteln zur Behandlung von Allergien (Antihistaminika) oder blutdrucksenkenden Mitteln kann es zu verstärkter Müdigkeit und Benommenheit kommen. Auch kann hier die codeinbedingte Beeinträchtigung der Atmung verstärkt werden.

Diese Atembeeinträchtigung tritt ebenso auf bei der gleichzeitigen Anwendung von trizyklischen Antidepressiva sowie Opipramol. Bei gleichzeitiger Gabe von so genannten MAO-Hemmern kann es zu einer Verstärkung der zentralnervösen Wirkungen und zu anderen Nebenwirkungen in nicht vorhersehbaren Ausmaß kommen. Daher dürfen codeinhaltige Medikamente erst zwei Wochen nach dem Ende einer Therapie mit MAO-Hemmern angewendet werden.

Die Wirkung von Schmerzmitteln wird verstärkt. Bei gleichzeitiger Anwendung bestimmter stark wirksamer Schmerzmittel (partielle Opioidagonisten/-antagonisten) kann die Wirkung von Codein abgeschwächt werden.

Arzneimittel wie Cimetidin, die den Leberstoffwechsel beeinflussen, können die Wirkung von Codein verstärken.

Unter Behandlung mit Morphin kann es hier zu einer Hemmung des Morphin-Abbaus mit daraus folgender erhöhter Konzentration an Morphin im Plasma kommen. Bei Codeinbehandlung ist eine solche Wechselwirkung nicht auszuschließen.

Die Einnahme zusammen mit Alkohol kann die Fähigkeit zur Lösung komplexer Aufgaben sowie das Konzentrationsvermögen (psychomotorische Leistungsfähigkeit) stärker vermindern als die einzelnen Stoffe. Alkohol ist daher bei der Behandlung mit Codein streng zu meiden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Das Medikament hat ein Abhängigkeitspotenzial. Eine längere und hochdosierte Anwendung kann zur Gewöhnung und zu körperlicher und psychischer Abhängigkeit führen.
  • Bei vorbestehender Abhängigkeit von Opiaten, auch wenn sie überwunden scheint, kann das Medikament einen schnellen Rückfall verursachen.
  • Zu Behandlungsbeginn muss die Reaktion auf das Medikament ärztlich kontrolliert werden, um eventuelle Überdosierungen zu erkennen.
  • Hält ein mit dem Medikament behandelter Husten länger als zwei bis drei Wochen an, sollte auf jeden Fall eine weitere Abklärung beim Arzt erfolgen.
  • Das Medikament wird von Heroinabhängigen als Ersatzstoff missbraucht. Auch von Alkohol und Schlafmitteln Abhängige neigen zu Missbrauch des Medikaments.
  • Bei Patienten mit schweren Nierenfunktionsstörungen sowie im höheren Lebensalter muss der Abstand zwischen den Anwendungen des Medikaments verlängert werden, um eine Überdosierung zu vermeiden.
  • Falls das Medikament im letzten Drittel der Schwangerschaft angewendet wird, kann es beim Neugeborenen zu Entzugserscheinungen kommen.
  • Das Medikament darf nicht bei Kindern unter zwölf Jahren eingesetzt werden.
  • Durch das Medikament kann Autofahren oder das Bedienen von Maschinen insbesondere in den ersten Tagen der Behandlung und besonders bei Kombination mit Alkohol, Schlafmitteln, Psychopharmaka oder einigen Schmerzmitteln gefährlich sein.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Codein?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Codein enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Codein

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Codein. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen hustendämpfende Mittel, opioide Schmerzmittel, Mittel gegen Erkältungskrankheiten, zu welcher der Wirkstoff Codein gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Codein

Codein wird aufgrund seiner hustenblockierenden Wirkung zur Behandlung von unproduktivem Husten (so genanntem Reizhusten) eingesetzt. Dieser trockene Husten kann beispielsweise zu Beginn einer Bronchitis auftreten, die oftmals in Zusammenhang mit einer Erkältungskrankheit steht. Bei dieser Art von Husten kann im Gegensatz zum produktiven Husten kein Schleim ausgehustet werden. Unproduktiver Husten kann neben infektionsbedingten Entzündungen der Atemwege wie bei einer Bronchitis auch bei allergischer Ursache mit Codein behandelt werden, um den Hustenreiz zu unterdrücken.

Neben der Behandlung von Reizhusten wird Codein auch zur Behandlung von Schmerzen eingesetzt, da es neben seiner hustenblockierenden Eigenschaft auch Schmerzen lindern kann. Hier wird Codein allerdings fast immer in Kombination mit anderen Schmerzmitteln wie Paracetamol oder Acetylsalicylsäure angewendet. So werden solche Codein-Kombinationen bei akuten, mäßig starken Schmerzen wie beispielsweise Zahnschmerzen oder Regelschmerzen eingesetzt. Aber auch mittelstarke bis starke Schmerzen, wie sie nach chirurgischen Eingriffen auftreten können, können so behandelt werden. Ebenso zählen schwere Schmerzen im Bereich der Gallenwege, der Harnwege oder im Magen-Darm-Bereich zu den Anwendungsgebieten.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Codein sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Codein

Codein gehört sowohl zur Wirkstoffgruppe der hustendämpfenden Mittel wie der opioiden Schmerzmittel. Über den schmerzlindernden und hustenunterdrückenden Effekt hinaus vermindert Codein den Atemantrieb (so genannte Atemdepression). Die Zähigkeit der Schleims in den Bronchien nimmt zu und die Schleimhäute der Atemwege trocknen unter Codein leicht aus.

Codein wird im Körper teilweise in Morphin umgewandelt, wodurch ein Teil der schmerzlindernden und hustendämpfenden Wirkungen von codeinhaltigen Medikamenten vermittelt wird. Codein wirkt wie sein Abbauprodukt Morphin über die Opioid-Bindestellen im Schmerzzentrum des Gehirns und vermindert das Schmerzempfinden. Außerdem werden die Schmerzen nicht mehr als so unangenehm wahrgenommen. Durch Hemmung des Atem- und Hustenzentrums entsteht die hustenblockierende Wirkung, aber auch die Nebenwirkung der Verminderung des Atemantriebs (so genannte Atemdepression).

Codein wird durch ein bestimmtes Enzym im Körper zu Morphin abgebaut. Bei manchen Menschen ist dieses Enzym besonders aktiv. Diese wandeln Codein sehr schnell zu Morphin um, so dass im Blut hohe Konzentrationen an Morphin erreicht werden. Dadurch können lebensgefährliche Nebenwirkungen auftreten, besonders ausgeprägte Atembeschwerden. Die Häufigkeit dieser besonderen Enzymausstattung schwankt zwischen ein bis sieben Prozent (hellhäutige Menschen) und bis zu 29% bei Menschen afrikanischer Abstammung.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.