Cisatracurium

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 06.07.2019

Allgemeines

Cisatracurium wird bei chirurgischen und anderen Eingriffen sowie in der Intensivmedizin bei Erwachsenen und Kindern im Alter von einem Monat oder älter angewendet. Der Wirkstoff kann dabei als muskelentspannendes Mittel begleitend zur Vollnarkose oder zur Ruhigstellung in der Intensivmedizin eingesetzt werden. Außerdem erleichtert er bei der künstlichen Beatmung die Einführung eines Beatmungsschlauches in die Atemwege.

 

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Reizübertragung durch Acetylcholin verhindern
  • Acetylcholin-Rezeptor besetzen
  • Zusammenziehen der Muskeln verhindern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Cisatracurium im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Cisatracurium nicht verwendet werden?

Bei Patienten mit einer Überempfindlichkeit gegen Cisatracurium oder das Muskelrelaxans Atracurium darf der Wirkstoff nicht eingesetzt werden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf der Wirkstoff verwendet werden bei

  • Überempfindlichkeitsreaktionen gegen andere Blocker der Reizleitung vom Nerven auf den Muskel
  • Patienten mit Myasthenia gravis und anderen Formen von Erkrankungen der Nerven und Muskeln, weil diese oft viel niedrigere Dosierungen erfordern
  • schweren Störungen des Säure-Basen- oder des Mineral-Haushaltes; diese müssen vor der Behandlung vom Arzt ausgeglichen werden
  • künstlicher Unterkühlung, weil hier geringere Dosierungen nötig sind
  • Patienten mit Verbrennungen, weil diese möglicherweise höhere Dosierungen benötigen und die Wirkdauer verkürzt ist.
 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Aufgrund fehlender Erfahrungen aus medizinischen Studien wird die Anwendung von Cisatracurium während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, nicht empfohlen.

Es ist nicht bekannt, ob Cisatracurium oder seine Abbauprodukte in die Muttermilch übergehen. Ein Risiko für den Säugling kann nicht ausgeschlossen und der Wirkstoff soll daher während der Stillzeit nicht angewendet werden.

Auf Grund der kurzen Verweildauer des Wirkstoffs im Körper ist kein Einfluss auf den Säugling zu erwarten, wenn die Mutter das Stillen wieder aufnimmt, nachdem die Wirkung der Substanz abgeklungen ist. Aus Vorsichtsgründen sollte das Stillen während und für mindestens 24 Stunden nach der Behandlung mit Cisatracurium unterbrochen werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Auch schon Kinder ab einem Monat können mit Cisatracurium behandelt werden. Bis zu einem Alter von zwölf Jahren erhalten sie 0,15 Milligramm Cisatracurium/Kilogramm Körpergewicht.

Welche Nebenwirkungen kann Cisatracurium haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Cisatracurium. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
verlangsamter Herzschlag, niedriger Blutdruck.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Hautrötung, Bronchialkrämpfe, Hautausschlag.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
allergischer Schock, Muskelbeschwerden, Muskelschwäche.

 

Welche Wechselwirkungen zeigt Cisatracurium?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Zu einer Wirkungsverstärkung von Cisatracurium kommt es durch Narkosemittel wie Enfluran, Isofluran, Halothan und Ketamin, andere Muskelrelaxanzien (auch Trimetaphan und Hexamethonium), Antibiotika wie Aminoglykosid-Antibiotika, Polymyxine, Spectinomycin, Tetrazykline, Lincomycin und Clindamycin, Antiarrhythmika wie Propranolol, Kalziumkanalblocker, Lidocain, Procainamid und Chinidin, Entwässerungsmittel (Diuretika) wie Furosemid und wahrscheinlich Thiazide, Mannitol und Acetazolamid, Magnesium und Lithium (eingesetzt gegen Depressionen).

Nach Langzeitanwendung von Antiepileptika wie Phenytoin oder Carbamazepin ist eine verminderte Wirkung zu beobachten.

In seltenen Fällen können bestimmte Wirkstoffe eine schlummernde Myasthenia gravis zum Ausbruch bringen, eine vorhandene verschlimmern oder Myasthenie-ähnliche Beschwerden auslösen. Die Folge könnte eine erhöhte Empfindlichkeit gegen Cisatracurium sein. Zu diesen Substanzen zählen verschiedene Antibiotika, Betablocker (Propranolol, Oxprenolol), Antiarrhythmika (Procainamid, Chinidin), Antirheumatika (Chloroquin, D-Penicillamin), Trimetaphan, das Psychopharmakon Chlorpromazin, Glukokortikoide, Phenytoin und Lithium.

Cholinesterasehemmer wie Donepezil, die üblicherweise zur Behandlung von Alzheimer-Demenz eingesetzt werden, können die Dauer der Cisatracurium-Wirkung verkürzen und deren Stärke vermindern.

Cisatracurium wird in alkalischen Lösungen zersetzt und wirkungslos. Daher darf es nicht mit alkalischen Lösungen wie beispielsweise Thiopental-Natrium in derselben Spritze gemischt oder durch dieselbe Nadel verabreicht werden.

Es hat sich gezeigt, dass Cisatracurium in manchen Volumenersatzmitteln wie Ringer-Laktat-Lösung und Ringer-Laktat-Lösung mit 5%iger Glucose-Lösung schneller abgebaut wird. diese sind daher nicht als Verdünnungsmittel bei der Zubereitung von Cisatracurium-Infusionslösungen zu verwenden.

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Das Medikament darf nur von Narkoseärzten oder unter deren Aufsicht oder anderen Ärzten angewendet werden, die mit der Anwendung und Wirkung von Muskelrelaxanzien vertraut sind.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

 

Welche Medikamente beinhalten Cisatracurium?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Cisatracurium enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

 
Medikament
Darreichungsform
Cisatracurium Kabi 2 mg/ml Injektionslösung/Infusionslösung
Infusionslösung
Cisatracurium-hameln 2 mg/ml Injektionslösung/Infusionslösung
Infusionslösung

 

So wirkt Cisatracurium

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Cisatracurium. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Muskelrelaxanzien, zu welcher der Wirkstoff Cisatracurium gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Cisatracurium

Cisatracurium wird bei chirurgischen und anderen Eingriffen sowie in der Intensivmedizin bei Erwachsenen und Kindern im Alter von einem Monat oder älter angewendet. Der Wirkstoff kann dabei als muskelentspannendes Mittel begleitend zur Vollnarkose oder zur Ruhigstellung in der Intensivmedizin eingesetzt werden. Außerdem erleichtert er bei der künstlichen Beatmung die Einführung eines Beatmungsschlauches in die Atemwege.

 

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Cisatracurium sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Wirkungsweise von Cisatracurium

    Cisatracurium gehört zur Wirkstoffgruppe der Muskelrelaxanzien.

    Am Übergang einer Nerven- zur einer Muskelfaser bindet Cisatracurium an den Rezeptor für den Nervenbotenstoff Acetylcholin. Diese Rezeptorblockade bewirkt, dass Acetylcholin nicht mehr seinerseits andocken und seine Wirkung entfalten kann. Dadurch unterbleibt die Reizweiterleitung vom Nerven auf den Muskel und der Muskel erschlafft.

     

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.