Cinnarizin + Dimenhydrinat

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 06.09.2007

Allgemeines

Die Kombination aus Cinnarizin und Dimenhydrinat wird zur Behandlung von Schwindel verschiedener Ursachen eingesetzt. Sie lindert dabei insbesondere auch den Schwindel und die Übelkeit bei der Menière-Krankheit.

Welchen Zwecken dient diese Wirkstoffkombination?

  • Übelkeit und Schwindel bei der Menière-Krankheit mindern
  • Übelkeit und Erbrechen bei der Reisekrankheit behandeln.

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Cinnarizin + Dimenhydrinat im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann dürfen Cinnarizin + Dimenhydrinat nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen Dimenhydrinat oder Cinnarizin darf die Wirkstoffkombination nicht eingenommen werden.

Ebenso darf die Wirkstoffkombination nicht angewendet werden bei akuten Vergiftungen oder Alkoholmissbrauch, Krampfanfällen (Epilepsie), Verdacht auf Tumore im Kopf, der Augenkrankheit Grüner Star (Engwinkelglaukom), gutartiger Vergrößerung der Vorsteherdrüse, Harnblasenentleerungsstörungen, Kaliummangel, Magnesiummangel, zu niedrigem Puls, erblich bedingten Herzrhythmusstörungen (angeborenes langes QT-Syndrom) oder schweren Herzerkrankungen wie der koronaren Herzkrankheit sowie Asthma bronchiale.

Patienten, die gleichzeitig mit Aminoglykosid-Antibiotika (zum Beispiel Gentamicin, Neomycin oder Streptomycin) behandelt werden, dürfen Cinnarizin und Dimenhydrinat nicht erhalten, da es hier zu schweren Schädigungen des Innenohres kommen kann.

Auch die gleichzeitige Anwendung von Wirkstoffen aus der Gruppe der MAO-Hemmer ist verboten. Der Abstand zwischen beiden Behandlungen muss mindestens 14 Tage betragen, da es sonst zu einem bedrohlichen Blutdruckanstieg kommen kann.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt sollte die Kombination an Patienten mit der Parkinson-Krankheit verabreicht werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Die Wirkstoffkombination darf während der Schwangerschaft nicht eingenommen werden, da der Wirkstoff Dimenhydrinat vorzeitige Wehen auslösen kann.

Auch während der Stillzeit sollte die Wirkstoffkombination nicht angewendet werden, da schädliche Wirkungen auf das gestillte Kind nicht sicher auszuschließen sind und Dimenhydrinat in geringen Mengen in die Muttermilch übergeht.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Wirkstoffkombination darf Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt verabreicht werden.

Welche Nebenwirkungen können Cinnarizin + Dimenhydrinat haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Cinnarizin + Dimenhydrinat. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Augeninnendruckerhöhung, Herzschlagbeschleunigung, verstopfte Nase.

Sehr seltene und vereinzelt auftretende Nebenwirkungen:
Schwere Hautreaktionen wie Lupus erythematodes und Lichen ruber planus sowie Blutbildveränderungen wie Agranulozytose, Leukopenie, Blutzellschäden.

Nebenwirkungen Häufigkeitsangabe:
Müdigkeit, Erregung, Unruhe, Konzentrationsstörungen, Mundtrockenheit, Überempfindlichkeitsstörungen, Kopfschmerzen, Schwitzen, Störungen beim Harnlassen, Sehstörungen, Grüner Star (Engwinkelglaukom), Veränderungen der Reizleitung am Herzen, Lichtempfindlichkeit, allergische Hautreaktionen, Muskelschwäche, Schwindel, Benommenheit, Stimmungsschwankungen, Schlaflosigkeit, Angststörungen, Leberfunktionsstörungen (Gelbsucht).

Besonderheiten:
Besonders zu Beginn der Behandlung treten häufig Magen-Darm-Störungen in milder Ausprägung auf, die im Verlauf der Behandlung aber zurückgehen.

Störungen der unwillkürlichen Bewegungsabläufe wie Zittern, erhöhter Spannungszustand der Muskeln, Bewegungsarmut können sich bei höheren Cinnarizin-Dosen und bei älteren Patienten häufen. In diesen Fällen ist der Arzt aufzusuchen und die Behandlung gegebenenfalls abzusetzen oder mit verminderter Dosis fortzusetzen.

Welche Wechselwirkungen zeigen Cinnarizin + Dimenhydrinat?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die gleichzeitige Anwendung der Wirkstoffkombination mit bestimmten Mitteln gegen Depressionen (MAO-Hemmern), trizyklischen Antidepressiva sowie anderen Alpha-Sympathomimetika kann zu einem krisenhaften Blutdruckanstieg führen. Diese Wechselwirkungen können auch auftreten, wenn die Einnahme der MAO-Hemmer weniger als zwei Wochen zurückliegt.

Die Wirkstoffkombination kann die Wirkung von Beta-Blockern und Alpha-Adrenozeptor-Antagonisten sowie die betäubende Wirkung von anderen Antihistaminika, Betäubungsmitteln und Alkohol verstärken.

Die gleichzeitige Anwendung von Cinnarizin und Dimenhydrinat mit Aminoglykosid-Antibiotika kann eine gehörschädigende Nebenwirkung des Antibiotikums verschleiern.

Sowohl blutdrucksenkende Mittel wie beispielsweise Guanethidin oder Betanethidin, als auch blutdrucksteigernde Mittel sollten nur nach besonderer ärztlicher Nutzen-Risiko-Abwägung und bei regelmäßiger ärztlicher Blutdruckkontrolle angewendet werden. Eventuell ist eine Dosisanpassung dieser Wirkstoffe durch den Arzt erforderlich.

Die Wirkung von Procarbazin, ein Mittel zur Chemotherapie bei Krebs, wird durch die Wirkstoffkombination verstärkt.

Die Wirkung von entzündungshemmenden Glukokortikoiden sowie dem blutgerinnungshemmenden Mitteln (Antikoagulantien) wie Heparin kann bei gleichzeitiger Anwendung herabgesetzt sein.

Cinnarizin und Dimenhydrinat schwächen die durch Phenothiazine hervorgerrufenen Störungen des Bewegungsablaufs ab. Phenothiazine sind Wirkstoffe, die gegen psychische Erkrankungen, Allergien und Erbrechen eingesetzt werden.

Bei Allergietests kann es durch die Anwendung der Wirkstoffkombination zu fehlerhaften Testergebnissen kommen.

Die gleichzeitige Anwendung mit Wirkstoffen, die den Herzrhythmus beeinflussen (Verlängerung des QT-Intervalls) wie beispielsweise Antiarrhythmika der Klassen Ia oder III, Antibiotika, Mittel gegen Malaria sowie Neuroleptika zur Behandlung von Psychosen ist zu vermeiden. Dies gilt auch für Wirkstoffe, die einen Kaliummangel hervorrufen können wie zum Beispiel bestimmte Entwässerungsmittel.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Die Wirkstoffkombination kann das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Cinnarizin + Dimenhydrinat?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Cinnarizin + Dimenhydrinat enthalten sind.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform
Tabletten

So wirkt Cinnarizin + Dimenhydrinat

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Cinnarizin + Dimenhydrinat. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen H1-Antihistaminika, Antiemetika (Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen), Antiallergika, zu welcher die Wirkstoffkombination Cinnarizin + Dimenhydrinat gehört.

Anwendungsgebiet der Wirkstoffkombination Cinnarizin + Dimenhydrinat

Die Kombination aus Cinnarizin und Dimenhydrinat wird zur Behandlung von Schwindel verschiedener Ursachen eingesetzt. Sie lindert dabei insbesondere auch den Schwindel und die Übelkeit bei der Menière-Krankheit.

Dimenhydrinat wirkt auf das zentrale Nervensystem und wird als Einzelwirkstoff außerdem gerne zur Vorbeugung und Behandlung von Übelkeit und Erbrechen bei der so genannten Reisekrankheit (Kinetose) angewandt.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Cinnarizin + Dimenhydrinat sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Cinnarizin + Dimenhydrinat

Die Wirkstoffe Cinnarizin und Dimenhydrinat gehören zur Gruppe der H1-Antihistaminika und zählen zu den Mitteln gegen Übelkeit und Erbrechen. Beide Wirkstoffe verdrängen das Gewebshormon Histamin von seinen Bindungsstellen im Körper und heben dadurch dessen Wirkung auf. Im Gehirn wirken sie beruhigend und schlaffördernd, aber auch gegen Schwindel, Brechreiz und Übelkeit.

Bei Schwindel ist die Funktionsweise des Gleichgewichtsorgans im Innenohr gestört, wodurch gleichzeitig auch das Brechzentrum im Gehirn gereizt wird. Deshalb ist Schwindel häufig von Übelkeit und Erbrechen begleitet.

Diese Nervenimpulse zum Brechzentrum werden über H1-Bindungsstellen für Histamin und zusätzlich über Bindungsstellen für Muscarin (beides sind körpereigene Botenstoffe) weitergeleitet. Dimenhydrinat hemmt beide Bindungsstellen und kann so den Brechreiz erfolgreich unterdrücken.

Auch Cinnarizin hemmt die H1-Bindungsstellen für Histamin und unterdrückt so den Brechreiz. Des Weiteren behindert es Nervenimpulse, die vom Gleichgewichtsorgan im Innenohr zum Brechzentrum im Gehirn geleitet werden.

Außerdem erweitert Cinnarizin die Blutgefäße, indem es den Einstrom von Kalzium in die Muskelzellen der Gefäßwände hemmt. Da Kalzium für das Zusammenziehen (Kontraktion) der Muskeln wichtig ist, führt eine verringerte Kalziumkonzentration zur Erschlaffung der Muskeln. Die Blutgefäße erweitern sich daraufhin, weil mehr Blut hindurch fließen kann. Auf diese Weise verbessert sich die Durchblutung. Darüber hinaus verringert Cinnarizin die Zähigkeit des Blutes, wodurch sich dessen Fließeigenschaften verbessern. Aufgrund dieser Wirkweisen zählt der Wirkstoff auch zu den durchblutungsfördernden Mitteln.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.