Choriongonadotropin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 23.02.2012

Allgemeines

Choriongonadotropin kann einen Mangel an bestimmten Geschlechtshormonen ausgleichen und dient zur Behandlung von Störungen der Fruchtbarkeit bei Frauen und Männern.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Mangel an Geschlechtshormonen bei Frau und Mann ausgleichen
  • Störungen der Fruchtbarkeit bei Frau und Mann behandeln
  • Eizellreifung anregen
  • Eisprung auslösen
  • Erhalt der Schwangerschaft unterstützen
  • Bildung von Samenzellen anregen
  • Hodenhochstand bei Knaben behandeln
  • Eintritt der Geschlechtsreife bei Jungen fördern
  • Hodenfunktion prüfen.

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Choriongonadotropin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Choriongonadotropin nicht verwendet werden?

Choriongonadotropin darf nicht angewendet werden bei:
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff,
  • Tumoren (Krebserkrankungen), deren Wachstum durch Sexualhormone gefördert wird,
  • organisch bedingtem Hodenhochstand (bei einem Leistenbruch, im Anschluss an Operationen im Leistenbereich, bei einer Fehllage des Hodens, die nicht durch Hormonbehandlung korrigiert werden kann),
  • Frauen mit Zysten (abgekapselte, gutartige Geschwülste) der Eierstöcke,
  • einer Überstimulierung der Eierstöcke.

Nur noch einer sorgfältigen Abwägung von Nutzen und Risiko durch den Arzt sollte Choriongonadotropin eingesetzt werden bei:
  • Funktionsstörungen der Schilddrüse, der Nebennieren oder der Hirnanhangsdrüse,
  • starkem Bluthochdruck,
  • Störungen der Leber- oder Nierenfunktion,
  • Migräne,
  • Epilepsien,
  • Endometriose,
  • Prostatavergrößerung (gutartig),
  • Frauen mit Störungen der Blutgerinnung, erhöhter Thrombose-Neigung oder deutlichem Übergewicht.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Choriongonadotropin kann nach künstlicher Befruchtung und Einsetzen des Embryos in die Gebärmutter sowie bei einer Gelbkörperschwäche (Corpus-luteum-Insuffizienz) den Erhalt der Schwangerschaft im Frühstadium unterstützen.

In späteren Stadien der Schwangerschaft sowie in der Stillzeit darf der Wirkstoff nicht angewendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Choriongonadotropin darf bei Knaben mit Hodenhochstand sowie im Fall einer verzögerten Geschlechtsreife eingesetzt werden.

Welche Nebenwirkungen kann Choriongonadotropin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Choriongonadotropin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Seltene Nebenwirkungen:
Überempfindlichkeitsreaktionen (Hautausschläge, Juckreiz, Fieber), Akne, Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme).

Nebenwirkungen ohne Angaben der Häufigkeit bei der Behandlung von Frauen:
Übermäßige Anregung der Eierstöcke.

Nebenwirkungen ohne Angaben der Häufigkeit bei der Anwendung bei Männern:
Vorübergehende oder bleibende Bildung einer weiblichen Brust (Gynäkomastie), Prostatavergrößerung.

Nebenwirkungen ohne Angaben der Häufigkeit bei der Anwendung bei Knaben:
Größenzunahme des Penis, Erektionen, Veränderungen der Persönlichkeit (wie am Anfang der Pubertät).

Besonderheiten:
Choriongonadotropin wird aus dem Urin schwangerer Frauen gewonnen, daher sind leichte Konzentrationsschwankungen sowie geringe Unterschiede in der biologischen Wirksamkeit der Präparate möglich. Zudem spricht jeder Mensch unterschiedlich auf die Gabe des Wirkstoffs an. Bei Frauen kann es infolge einer Überdosierung zu einer starken Anregung der Hormonbildung in den Eierstöcken kommen. Das gilt insbesondere, wenn zur Stimulierung des Eisprungs gleichzeitig weitere Wirkstoffe wie Clomifen und humanes Menopausen-Gonadotropin (hMG) verabreicht werden. Mögliche Folgen sind Schmerzen und Flüssigkeitsansammlungen in Brust- und Bauchraum, Übelkeit und Erbrechen und die Ausbildung von Zysten (gutartige Geschwülste) in den Eierstöcken. In Einzelfällen können die Zysten so stark wachsen, dass sie platzen und einen lebensbedrohlichen Zustand auslösen. Die Gerinnungsneigung des Bluts kann ansteigen, als Folge ist das Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln (Thrombose) und für Gefäßverschlüsse (Embolie) erhöht.

Bei der Behandlung von Jungen sind ein verfrühtes Ende des Längenwachstums und eine vorzeitige sexuelle Entwicklung möglich.

Welche Wechselwirkungen zeigt Choriongonadotropin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen sind bei der alleinigen Gabe von Choriongonadotropin bislang nicht bekannt geworden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei Frauen erhöht der Wirkstoff das Risiko für Mehrlingsschwangerschaften, Schwangerschaften außerhalb der Gebärmutter und Frühgeburten, ärztliche Kontrollen per Ultraschall sind daher notwendig.
  • Besonders Personen mit Nieren- und Leberfunktionsstörungen, Blutgerinnungsstörungen, Epilepsien, Bluthochdruck und Migräne müssen während der Behandlung sorgfältig ärztlich überwacht werden.
  • Die Anwendung des Medikaments kann bis zu zehn Tage lang die Bestimmung des Hormons hCG im Blut/Urin beeinträchtigen und zu einem falsch positiven Schwangerschaftstest führen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Choriongonadotropin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Choriongonadotropin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Choriongonadotropin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Choriongonadotropin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen , zu welcher der Wirkstoff Choriongonadotropin gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Choriongonadotropin

Choriongonadotropin kann einen Mangel an bestimmten Geschlechtshormonen ausgleichen und dient zur Behandlung von Störungen der Fruchtbarkeit bei Frauen und Männern.

In der Frauenheilkunde wird der Wirkstoff zur Anregung der Eizellreifung und der Auslösung des Eisprungs eingesetzt. Er kann zudem den Erhalt einer Schwangerschaft bei unzureichender Bildung des Sexualhormons Progesteron aufgrund einer Gelbkörperschwäche unterstützen.

Beim Mann kommt Choriongonadotropin bei ungenügend entwickelten Hoden oder einer unzureichenden Bildung von Samenzellen zum Einsatz.

Knaben werden bei Hodenhochstand mit dem Wirkstoff behandelt, um die Verlagerung der Hoden aus dem Bauchraum in den Hodensack anzuregen. Weiterhin kommt Choriongonadotropin bei einer auf Hormonmangel beruhenden Verzögerung der Geschlechtsreife (Pubertät) bei Jungen zur Anwendung.

Choriongonadotropin wird zudem bei Knaben und Männern zur Prüfung der Funktionsfähigkeit der Hoden eingesetzt.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Choriongonadotropin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Choriongonadotropin

Choriongonadotropin ist ein für die weibliche Fortpflanzung notwendiges Hormon. Es wird im Mutterkuchen (Plazenta) schwangerer Frauen gebildet und dient zur Aufrechterhaltung einer Schwangerschaft.

Zudem hat es eine ähnliche Wirkung wie das so genannte luteinisierende Hormon (LH), das bei Frau und Mann von der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) gebildet wird. Zusammen mit dem follikelstimulierenden Hormon (FSH) ist LH bei der Frau für das Wachstum und die Entwicklung von Eizellen, beim Mann für die Produktion von Samenzellen (Spermien) und bei beiden Geschlechtern für die Bildung von Geschlechtshormonen erforderlich. Produziert der Körper nicht ausreichend LH, kann dies zu Störungen der Fruchtbarkeit (Fertilität) führen.

Von außen zugeführtes Choriongonadotropin ahmt die Wirkung von LH nach und kann einen Mangel an diesem Hormon ausgleichen. Im Körper der Frau regt der Wirkstoff das Eibläschen (Follikel) im Eierstock zum Eisprung an. Es bewirkt ferner die Umwandlung des Eibläschens in den Gelbkörper (Corpus luteum) und die Bildung der Sexualhormone Progesteron und Östrogen im Eierstock. Auf diese Weise schafft der Wirkstoff die Voraussetzung für eine Schwangerschaft.

Beim Mann führt Choriongonadotropin im Hoden zur Bildung und Ausschüttung von Testosteron. Dieses Sexualhormon regt die Ausprägung männlicher Geschlechtsmerkmale an. Zudem fördert der Wirkstoff die Entwicklung und Reifung männlicher Samenzellen.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.