Carfilzomib

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 02.02.2016

Allgemeines

Carfilzomib dient in Kombination mit Lenalidomid und dem GlukocortikoidDexamethason zur Behandlung von Erwachsenen mit einer Krebserkrankung des Knochenmarks (multiplem Myelom). Voraussetzung ist, dass mindestens eine vorangegangene Therapie nicht wirksam war.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Abbau unnützer Eiweiße in Krebszellen behindern
  • Wachstum von Krebszellen hemmen
  • spontanen Zelltod fördern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Carfilzomib im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Carfilzomib nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff darf Carfilzomib nicht eingesetzt werden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Bewertung durch den Arzt darf der Wirkstoff bei Patienten angewendet werden, die eine Herzmuskelschwäche der NYHA-Klasse III und IV, vor kurzem einen Herzinfarkt erlitten oder schlecht behandelbare Herzrhythmusstörungen haben. Bei diesen Patienten könnte ein höheres Risiko für Störungen der Herzfunktion vorliegen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Frauen im gebärfähigen Alter (und/oder deren Partner) müssen während und für einen Monat nach der Therapie mit Carfilzomib eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Wirksamkeit der "Pille" während der Behandlung vermindert ist. Außerdem besteht durch den Wirkstoff ein erhöhtes Risiko für Blutgefäßverstopfungen. Da dieses auch schon durch viele "Pille"-Präparate verstärkt wird, ist besonders auf solche zu verzichten. Am besten weicht man auf mechanische Verhütungsmethoden (Kondom, Pessar) aus.

Zur Anwendung des Wirkstoffs in der Schwangerschaft gibt es kein Studien. Tierexperimente zeigten jedoch ein Risiko für das Ungeborene. Der Arzt wird den Einsatz von Carfilzomib nur dann befürworten, wenn er den Nutzen für die Mutter über die Nachteile für das Kind stellt. Ein weiteres Risiko liegt in der üblichen Kombination des Wirkstoffs mit Lenalidomid. Lenalidomid ist mit Talidomid (dem Wirkstoff von Contergan) chemisch verwandt, welches nachweislich starke Missbildungen verursacht. Wird Carfilzomib zusammen mit Lenalidomid eingesetzt, muss eine Schwangerschaft unbedingt vermieden werden.

Es ist nicht bekannt, ob Carfilzomib oder seine Abbauprodukte in die Muttermilch übergehen. Ein Risiko für das gestillte Kind kann nicht ausgeschlossen werden. Somit ist das Stillen während und für mindestens zwei Tage nach der Behandlung als Vorsichtsmaßnahme verboten.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Carfilzomib bei Kindern und Jugendlichen ist nicht in Studien erwiesen. Brustkrebs kommt in dieser Altersgruppe praktisch nicht vor.

Welche Nebenwirkungen kann Carfilzomib haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Carfilzomib. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Lungenentzündung, Infektion der Atemwege Nasen-Rachen-Entzündung, Blutplättchenmangel, Mangel an Neutrophilen Blutzellen, Blutarmut, Mangel an Lymphzellen, Kalium-Mangel im Blut, Blutzuckerüberschuss, verminderter Appetit, Schlaflosigkeit, Schwindel, Nervenstörungen in Armen und Beinen, Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Atembeschwerden, Husten, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Bauchschmerzen, Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, Schmerzen in Armen und Beinen, Muskelkrämpfe, erhöhtes Kreatinin im Blut, Infusionsreaktion, Fieber, Wassereinlagerung in Armen und Beinen, Schwäche, Erschöpfung.

Häufige Nebenwirkungen:
Blutvergiftung, Grippe, Harnwegsinfektionen, Bronchitis, Virusinfektion, Neutrophilen-Mangel mit Fieber, Mangel an weißen Butkörperchen, Austrocknung, Mineral-Überschuss (Kalium, Calcium) im Blut, Mineral-Mangel (Magnesium, Natrium, Calcium, Phosphat) im Blut, zu viel Harnsäure im Blut, Eiweißmangel im Blut, Angstzustände, nervliche Missempfindungen, nervliche Unempfindlichkeit, Grauer Star, verschwommenes Sehen, Herzmuskelschwäche, Vorhofflimmern, Herzrasen, Herzklopfen, tiefliegende Venenverstopfung, niedriger Blutdruck, Hautrötung, Lungenembolie, Wasser in der Lunge, Nasenbluten, Mund- und Halsschmerzen, Sprechstörung, Keuchen, Lungenhochdruck, Verdauungsstörung, Zahnschmerzen, erhöhte Leberwerte (ASAT, ALAT, Gamma-GT, Bilirubin), Hautausschlag, Juckreiz, Hautrötung, vermehrtes Schwitzen, Muskelschmerzen (auch in der Brust), Knochenschmerzen, Muskelschwäche, akutes Nierenversagen, Nierenfunktionsstörung, verminderte Kreatinin-Clearance, Brustschmerzen, Schmerzen, Reaktionen an der Infusionsstelle, Schüttelfrost, erhöhtes Entzündungseiweiß (C-reaktives Protein) im Blut.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Arzneimittelüberempfindlichkeit, hämolytisch-urämisches Syndrom, massenhafter Zerfall von Krebszellen (Tumor-Lyse-Syndrom), Schlaganfall, Herzstillstand, Herzinfarkt, mangelnde Durchblutung des Herzmuskels, verringerte Pumpleistung des Herzens, Herzbeutelentzündung, Herzbeutelerguss, Bluthochdruck-Krise, akutes Atemnotsyndrom (ARDS), akutes Lungenversagen, interstitielle Lungenerkrankung, Magen-Darm-Durchbruch, Leberversagen, Gallenstau, Versagen mehrer Organe gleichzeitig.

Seltene Nebenwirkungen:
Blutgerinnsel durch TTP, Verstopfung kleinster Blutgefäße, vorübergehende Hirnschädigung (PRES), Bluthochdruck-Notfälle.

Besonderheiten:
Vor Behandlungsbeginn müssen alle Patienten ausreichend mit Flüssigkeit versorgt werden. Während der Behandlung hingegen ist auf eine Flüssigkeitsüberladung durch mangelnde Herzfunktion zu achten.

Möglicherweise kann sich der Herzrhythmus durch die Therapie im Sinne einer QT-Verlängerung verschlechtern. Der Arzt wird bei Verdacht ein EKG durchführen.

Bei allen Nebenwirkungen, die die Lunge betreffen, ist sofort der behandelnde Arzt zu informieren. Gegebenenfalls wird er empfehlen, die Behandlung zu unter- oder abzubrechen.

Währdend der Behandlung mit dem Medikament ist der Blutdruck regelmäßig zu kontrollieren. Bei starkem Anstieg wird der Arzt die Dosis von Carfilzomib vermindern oder die Therapie abbrechen.

Der Arzt wird die Nierenfunktion mindestens monatlich kontrollieren. Dies gilt insbesondere bei Patienten mit niedrigerer Kreatinin-Clearance zu Therapiebeginn, weil diese ein höheres Risiko für akutes Nierenversagen haben.

Anzeichen einer Infusionsreaktion sind Fieber, Schüttelfrost, Gelenk- und Muskelschmerzen, Gesichtsrötung, Gesichtsschwellung, Erbrechen, Schwäche, Kurzatmigkeit, Blutdruckabfall, Ohnmacht, Engegefühl im Brustkorb oder Angina pectoris. Diese Reaktionen können unmittelbar oder bis zu 24 Stunden nach der Anwendung von Carfilzomib auftreten. Der Arzt wird deshalb vor der Infusion das GlukokortikoidDexamethason anwenden, um die Häufigkeit und den Schweregrad der Reaktionen zu vermindern.

Der Arzt wird die Leberwerte zu Beginn der Behandlung und monatlich während der Behandlung mit Carfilzomib kontrollieren. Sollten sie sich deutlich verschlechtern, kann er die Dosierung vermindern oder die Behandlung unterbrechen.

Kommt es während der Therapie zu Krampfanfällen, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Verwirrtheit, Blindheit, Bewusstseinsstörung und anderen Beeinträchtigungen des Sehenvermögens oder der Nervenfunktion zusammen mit Bluthochdruck, kann dies auf eine Nebenwirkung hindeuten. Der Arzt ist sofort zu verständigen; er wird die Behandlung gegebenenfalls abbrechen.

Welche Wechselwirkungen zeigt Carfilzomib?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Carfilzomib scheint die Wirksamkeit von Östrogen-Gestagen-Kombinationen zur Schwangerschaftsverhütung ("Pille") zu beeinträchtigen. Da während der Therapie eine Schwangerschaft unbedingt vermieden werden sollte, sind stattdessen gute mechanische Verhütungsmittel (Kondom, Pessar) einzusetzen.

Bei gemeinsamer Anwendung zusammen mit Herzglykosiden wie Digoxin oder dem GichtmittelColchicin kann sich eine Veränderung von deren Wirkung ergeben. Der Arzt wird den Patienten in einem solchen Fall sorgfältig überwachen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Während der Behandlung mit dem Medikament wird der Arzt die Herzfunktion sorgfältig überwachen.
  • Während der Behandlung und noch für einen Monat danach muss eine Schwangerschaft von beiden Partnern sorgfältig mit wirkungsvollen mechanischen Verhütungsmethoden (Kondom, Pessar) vermieden werden.
  • Bei allen Nebenwirkungen, die die Lunge betreffen, ist sofort der behandelnde Arzt zu informieren.
  • Kommt es während der Therapie zu Krampfanfällen, Kopfschmerzen, Bluthochdruck, Abgeschlagenheit, Verwirrtheit, Blindheit, Bewusstseinsstörung und anderen Beeinträchtigungen des Sehens oder der Nervenfunktion, ist sofort ein Arzt zu verständigen. Er wird die Behandlung gegebenenfalls abbrechen.
  • Die Leberwerte sind zu Beginn der Behandlung und währenddessen monatlich ärztlich zu kontrollieren. Sollten sie sich deutlich verschlechtern, kann die Dosierung vermindert oder die Behandlung unterbrochen werden.
  • Bis zu 24 Stunden nach der Infusion können Fieber, Schüttelfrost, Gelenk- und Muskelschmerzen, Gesichtsrötung, Gesichtsschwellung, Erbrechen, Schwäche, Kurzatmigkeit, Blutdruckabfall, Ohnmacht, Engegefühl im Brustkorb oder Angina pectoris auftreten.
  • Der Arzt wird die Nierenfunktion mindestens monatlich kontrollieren.
  • Die Behandlung mit dem Medikament darf nur unter der Aufsicht eines erfahrenen Krebs-Arztes erfolgen.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament kann es zu Schwäche, Schwindel, Ohnmacht, verschwommenem Sehen, Schläfrigkeit und/oder einem Abfall des Blutdrucks kommen, die Autofahren oder die Maschinenbedienung gefährlich machen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Carfilzomib?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Carfilzomib enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Carfilzomib

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Carfilzomib. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Carfilzomib gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Carfilzomib

Carfilzomib dient in Kombination mit Lenalidomid und dem GlukocortikoidDexamethason zur Behandlung von Erwachsenen mit einer Krebserkrankung des Knochenmarks (multiplem Myelom). Voraussetzung ist, dass mindestens eine vorangegangene Therapie nicht wirksam war.

Das Ausmaß der Krebserkrankung kann sehr unterschiedlich sein. Es reicht von Krebsvorstufen und nur langsam voranschreitenden Krebserkrankungen bis zu solchen, die ohne Behandlung schnell zum Tod führen würden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Carfilzomib sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Carfilzomib

Der Krebs des Knochenmarks (multiples Myelom) ist gekennzeichnet durch die bösartige Vermehrung sogenannter Plasmazellen. Die entarteten Plasmazellen produzieren in der Regel Antikörper oder Bruchstücke davon. Da alle bösartigen Plasmazellen von einer gemeinsamen Vorläuferzelle abstammen, haben sie das gleiche Erbgut (sie sind ein Zellklon) und produzieren die gleichen Antikörper. Das bösartige Wachstum der Plasmazellen führt zu Knochenschmerzen und zur Schädigung der Knochen bis hin zu spontanen Knochenbrüchen. Das aus dem Knochen gelösten Calcium konzentriert sich im Blut und die Zahl der im Knochenmark gebildeten roten Blutkörperchen nimmt ab. Die im Übermaß produzierten Antikörper und deren Bruchstücke können durch Ablagerung im Gewebe zu Funktionsstörungen vieler Organe, zu Nierenversagen und zur Beeinträchtigung der Durchblutung führen.

Carfilzomib ist ein Hemmstoff für die Stelle in den Krebszellen, die überflüssige Eiweiße wieder abbaut, das sogenannte Proteasom. Durch die Anhäufung von unnützen Eiweißen werden die Krebszellen in ihrem Wachstum behindert oder es wird ein Prozess in Gang gesetzt, den man als "programmierten Zelltod" oder Apoptose bezeichnet.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.