Alitretinoin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 07.09.2019

Allgemeines

Alitretinoin dient der Behandlung von schweren chronischen Hautausschlägen auf den Händen, die sich auf eine Therapie mit starken, örtlich angewendeten Glukokortikoiden nicht bessern. Der Wirkstoff darf nur bei Erwachsenen eingesetzt werden.

 

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Entzündungen hemmen
  • Bildung von Hornzellen regulieren

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Alitretinoin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Alitretinoin nicht verwendet werden?

Alitretinoin darf nicht angewendet werden bei

  • Überempfindlichkeit gegen Alitretinoin oder anderen Retinoiden (wie beispielsweise Isotretinoin)
  • Leberfunktionsstörungen
  • schweren Nierenfunktionsstörungen
  • nicht ausreichend behandelten Fettstoffwechselstörungen mit Überschuss an Cholesterin oder Triglyceriden im Blut
  • nicht ausreichend behandelter Schilddrüsenunterfunktion
  • Überschuss an Vitamin A im Blut.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle das Alitretinoin eingesetzt werden bei

  • Patienten, die in der Vergangenheit bereits unter Depressionen gelitten haben, weil diese wiederkehren oder sich verstärken können
  • trockener Haut und trockenen Lippen, da durch die Behandlung eine Verschlimmerung möglich ist
  • Fettstoffwechselstörungen, auch wenn sie ausreichend behandelt sind
  • Patienten mit Zuckerkrankheit, starkem Übergewicht, Herz- und Kreislauferkrankungen, weil bei diesen besonders die Blutfettwerte ständiger Überwachung bedürfen.
 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Alitretinoin kann starke Missbildungen bei Ungeborenen verursachen. Es darf daher bei Schwangeren und Frauen, die eine Schwangerschaft planen, nicht eingesetzt werden.

Einen Monat vor Beginn der Behandlung, während und mindestens einen Monat nach Ende der Therapie muss ununterbrochen eine Schwangerschaft wirksam verhütet werden, was durch regelmäßige Schwangerschaftstests zu bestätigen ist. Dies gilt auch bei Patientinnen mit fehlender Periode.

Für Patientinnen im gebärfähigen Alter darf der Arzt jeweils nur die Tablettenmenge für 30 Behandlungstage verschreiben; diese Verschreibungen sind nur bis zu sechs Tage nach ihrer Ausstellung gültig. Damit soll sichergestellt werden, dass die Patientin nicht inzwischen schwanger wurde.

Da Alitretinoin auch in die Muttermilch übergehen kann, ist auch die Anwendung bei stillenden Frauen verboten.

In speziellen Studien an Männern konnte nach Behandlung mit Alitretinoin eine Beeinträchtigung der männlichen Fruchtbarkeit nachgewiesen werden. Männliche Patienten dürfen ihr Medikament mit Alitretinoin nicht an andere weitergeben, insbesondere nicht an Frauen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Anwendung von Alitretinoin bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wird nicht empfohlen, da es nicht genügend Studien zur Sicherheit und Wirkung in dieser Altersgruppe gibt.

Welche Nebenwirkungen kann Alitretinoin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Alitretinoin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Kopfschmerzen, Triglycerid-Überschuss im Blut, Cholesterin-Überschuss im Blut, niedriger Anteil günstiger Blutfette (HDL) im Blut.

Häufige Nebenwirkungen:
Blutarmut, erhöhter Eisengehalt des Blutes, Mangel an bestimmten Blutzellen (Monozyten), Überschuss an Blutplättchen, Laborwerte einer Schilddrüsenunterfunktion (TSH erniedrigt, freies T4 erniedrigt), Bindehautentzündung, trockenes Auge, Augenreizung, Gesichtsröte, erhöhte Leberwerte (Transaminasen), trockene Haut, trockene Lippen, Lippenentzündung, Ekzeme, Hautentzündung, Hautrötung, Haarausfall, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, erhöhte Kreatinphosphokinase im Blut.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Verschwommenes Sehen, grauer Star, Nasenbluten, Juckreiz, Hautabschälung, Ekzem aufgrund von Hautaustrocknung, Knochenwucherungen, Wirbelkörperentzündung (Spondylitis ankylosans).

Seltene Nebenwirkungen:
gutartige Erhöhung des Schädelinnendrucks, Entzündung von Blutgefäßen.

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Depressionen, Stimmungsschwankungen, Selbstmordgedanken.

Besonderheiten:
Da die Wirkung von UV-Strahlung durch die Therapie verstärkt wird, dürfen sich die Patienten keinem übermäßigen Sonnenlicht aussetzen und müssen die unüberwachte Nutzung von Solarien vermeiden. Sofern erforderlich, sollte ein Sonnenschutzmittel mit einem Sonnenschutzfaktor von mindestens 15 verwendet werden.

Trockene Augen können durch Auftragen einer Feuchtigkeit spendenden Augensalbe oder eines Tränenersatzmittels behandelt werden. Es können Unverträglichkeitsreaktionen gegen Kontaktlinsen auftreten, sodass während der Behandlung das Tragen einer Brille erforderlich sein kann.

Patienten mit Sehstörungen müssen einen Augenarzt aufsuchen. Gegebenenfalls wird er die Behandlung mit dem Wirkstoff beenden.

Treten Anzeichen einer gutartigen Erhöhung des Schädelinnendrucks (Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Sehstörungen) auf, ist die Behandlung mit dem Wirkstoff unverzüglich abzubrechen.

Wenn eine Fettstoffwechselstörung nicht ausreichend behandelt werden kann oder sich Anzeichen einer Bauchspeicheldrüsenentzündung entwickeln (Übelkeit, starke Oberbauchschmerzen) muss die Behandlung mit Alitretinoin abgebrochen werden.

In Fällen, bei denen eine Erhöhung der Leberwerte nicht von alleine zurückgeht, wird der Arzt eine Verminderung der Dosierung des Wirkstoffs oder einen Abbruch der Therapie in Erwägung ziehen.

Bei Auftreten starken Durchfalls ist sofort der Arzt zu verständigen. Er wird dann eine Untersuchung auf eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung durchführen. Im Falle einer derartigen Diagnose muss die Behandlung mit Alitretinoin sofort abgebrochen werden.

Schwere allergische Reaktionen wie Blutgefäßentzündungen, Blutergüsse oder rote Hautflecken erfordern eine Unterbrechung der Behandlung und eine sorgsame Beobachtung durch den Arzt.

Patienten, die mit Alitretinoin behandelt wurden, dürfen danach für mindestens einen Monat kein Blut spenden. Es könnte die Leibesfrucht einer schwangeren Empfängerin schädigen.

 

Welche Wechselwirkungen zeigt Alitretinoin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Während einer Behandlung mit Alitrtinoin darf kein Johanniskraut (gegen Depressionen) angewendet werden. Johanniskraut kann nämlich die Wirkung der "Pille" abschwächen, die bei gebärfähigen Frauen unbedingt eine Schwangerschaft während der Therapie verhüten soll.

Die gleichzeitige Verabreichung von Enzymhemmern wie dem Pilzmittel Ketoconazol führt zu einer Erhöhung der Alitretinoin-Konzentration im Blut und kann eine Dosisverminderung erforderlich machen.

Alitretinoin seinerseits mindert die Wirkung des Cholesterinsenkers Simvastatin.

Aufgrund des Risikos einer Übersättigung mit Vitamin A darf Alitretinoin nicht gemeinsam mit Vitamin A oder dessen chemischen Verwandten eingenommen werden.

Bei gleichzeitiger Gabe von Alitretinoin und Antibiotika aus der Wirkstoffgruppe der Tetrazykline kann es zu einer gutartigen Erhöhung des Schädelinnendrucks kommen. Die gleichzeitige
Anwendung von Tetrazyklinen muss daher vermieden werden.

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Schwere allergische Reaktionen wie Blutgefäßentzündungen, Blutergüsse oder rote Hautflecken erfordern eine Unterbrechung der Behandlung und sorgsame Beobachtung durch den Arzt.
  • Bei Auftreten starken Durchfalls ist sofort der Arzt zu verständigen.
  • Die Wirkung von UV-Strahlung wird durch die Therapie mit dem Medikament verstärkt. Benutzen Sie daher hohe Sonnenschutzfaktoren und besuchen Sie keine Solarien.
  • Bei Anzeichen einer Bauchspeicheldrüsenentzündung wie Übelkeit, starken Oberbauchschmerzen muss die Behandlung abgebrochen werden.
  • Trockene Augen können mit Feuchtigkeit spendender Augensalbe oder künstlichen Tränen behandelt werden. Bei Unverträglichkeitsreaktionen gegen Kontaktlinsen ist eine Brille zu tragen.
  • Patienten mit Sehstörungen müssen einen Augenarzt aufsuchen. Gegebenenfalls wird er die Behandlung beenden.
  • Bei Anzeichen einer gutartigen Erhöhung des Schädelinnendrucks (Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Sehstörungen) ist die Behandlung unverzüglich abzubrechen.
  • Das Medikament kann die Sehfähigkeit im Dunkeln beeinträchtigen. Nachtfahrten und das Bedienen von Maschinen in der Dunkelheit sind daher gefährlich.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

 

Welche Medikamente beinhalten Alitretinoin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Alitretinoin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

 
Medikament
Darreichungsform

 

So wirkt Alitretinoin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Alitretinoin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Alitretinoin gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Alitretinoin

Alitretinoin dient der Behandlung von schweren chronischen Hautausschlägen auf den Händen, die sich auf eine Therapie mit starken, örtlich angewendeten Glukokortikoiden nicht bessern. Der Wirkstoff darf nur bei Erwachsenen eingesetzt werden.

 

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Alitretinoin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Alitretinoin

Alitretinoin gehört zur Wirkstoffgruppe der Zytostatika, da es sich auf die Zellvermehrung, Zellspezialisierung, den planmäßigen Zelltod und das Wachstum zellversorgender Blutgefäße auswirkt. Speziell beeinflusst Alitretionin auch die Verhornung und das Abwehrsystem der Haut.

Allerdings ist der Wirkmechanismus von Alitretinoin beim chronischen Ausschlag an den Händen nicht bekannt. Der Wirkstoff unterdrückt das Immunsystem der Haut und wirkt entzündungshemmend, was bei Ekzemen von Bedeutung ist. Es wurde beobachtet, dass Alitretinoin bei menschlicher Haut nur einen geringen Einfluss auf die Absonderung von Talg hat.

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.