Wundversorgung: Mutter versorgt die Wunde am Finger ihres Kindes.
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Wundversorgung: Erste Hilfe bei Wunden

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 05.12.2023

Kleinere Wunden sind im Alltag schnell passiert. Dann ist eine richtige Wundversorgung essenziell, um Infektionen vorzubeugen und die Heilung zu fördern. Welche Schritte bei der Erstversorgung von Wunden wichtig sind und wie die Therapie von chronischen Wunden erfolgt, erfahren Sie hier. 

Primäre Wundversorgung: Erste-Hilfe-Maßnahmen bei kleinen Wunden

Die Wundversorgung umfasst sämtliche Schritte, die zur Wundheilung beitragen und Infektionen vorbeugen. Eine primäre Wundversorgung größerer Wunden, etwa nach einer OP, führt ärztliches Fachpersonal durch. Jedoch können kleine Wunden oft selbst gut versorgt werden. Die primäre Wundversorgung kleiner Schrammen, Schürf- oder Schnittwunden sollte folgendermaßen ablaufen:

  • Hände waschen: Zunächst müssen die Hände gründlich gewaschen und desinfiziert werden. Empfehlenswert ist zudem, Einmalhandschuhe zu tragen, um eine Infektion der Wunde zu verhindern.

  • Wundreinigung: Blutende Wunden sollten zunächst etwas weiter bluten, damit kleine Schmutzpartikel herausbefördert werden. Danach ist die Verletzung mit Leitungswasser oder Wundlösungen zu reinigen. Mit speziellen Wundtüchern sollte zudem der Wundrand gesäubert werden. Verbleiben Fremdkörper und Schmutz in der Wunde, können diese vorsichtig mit einer desinfizierten Pinzette entfernt werden.

  • Wunddesinfektion: Der nächste Schritt der Wundversorgung ist die Desinfektion der Wunde mit speziellen Wunddesinfektionssprays. Diese töten Keime ab und können so einer Infektion mit schädlichen Erregern vorbeugen.

  • Salben oder Gele: Ist die Verletzung oberflächlich, kann dann eine antiseptische Salbe oder ein antiseptisches Gel aufgetragen werden.

  • Wunde abdecken: Im Anschluss muss die Verletzung mit einem sterilen Verband oder Pflaster abgedeckt werden.

  • Verbandswechsel: Nach ein bis zwei Tagen sollte die Wundauflage gewechselt werden.

Versorgung stark blutender Wunden

Stoppt die Blutung nicht, kann es hilfreich sein, eine sterile Kompresse oder ein steriles Tuch auf diese zu drücken. Nach fünf bis zehn Minuten sollte die Blutung stoppen – anderenfalls muss der Notruf (112) kontaktiert werden. 

Bis notärztliche Hilfe eintrifft, sollte ein Druckverband angelegt werden: 

  • Eine Kompresse auf die Wunde legen, 
  • diese mit einer Mullbinde ein- bis zweimal umwickeln,
  • einen Gegenstand, etwa eine andere verpackte Mullbinde, auf die Wunde legen und
  • diesen mit einer weiteren Mullbinde umwickeln und
  • das Ende mit einem Pflaster fixieren.

Wann ist eine ärztliche Wundversorgung nötig?

Nicht alle Wunden können selbst versorgt werden. Es sollte eine*ein Ärztin*Arzt aufgesucht werden, bei:

  • stark blutenden Wunden
  • stark verschmutzen Wunden
  • ausgeprägten Schmerzen in der Wundregion
  • Brandwunden
  • Bisswunden
  • Platzwunden
  • Augenverletzungen
  • Verletzungen an den Genitalien
  • tiefen, klaffenden Schnittwunden
  • chronischen Wunden
  • fehlender Tetanus-Impfung oder bei unklarem Impfstatus
  • bei Fieber
  • Entzündungszeichen, wie stark angeschwollener Wundbereich und Rötung

Sekundäre Wundversorgung bei chronischen Wunden

Das Wundmanagement von infizierten und chronischen Wunden unterscheidet sich von einer primären Wundversorgung. Als chronisch gelten Wunden, die auch nach acht Wochen nicht abgeheilt sind. Oft entstehen diese bei Menschen mit Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus oder durch Dekubitus (Druckgeschwür). Auch Patient*innen mit Ulcus cruris (offenes Bein) müssen durch professionelle Wundmanager*innen versorgt werden.

Zur Reinigung sind regelmäßige antiseptische Spülungen notwendig. Mitunter ist es auch erforderlich, abgestorbenes Gewebe am Wundrand und in tieferen Hautschichten zu entfernen. So soll der Heilungsprozess beschleunigt werden. Sind nachweislich keine Keime wie Bakterien mehr in der Wunde, kann diese gegebenenfalls mit Nähten verschlossen werden.

Moderne Wundversorgung: Trocken oder feucht?

Bei der trockenen Wundversorgung handelt es sich um die im Alltag gebräuchlichere Form: Nach der Reinigung und Desinfektion der Wunde wird diese mit sterilen Pflastern oder Wundverbänden zugedeckt. Ziel ist, die Wunde möglichst trocken zu halten. Bei chronischen Wunden ist eine Austrocknung jedoch in der Regel nicht sinnvoll. Diese erfordern eine moderne, feuchte Versorgung. 

Eine moderne Wundversorgung wird oftmals mit feuchten (hydroaktiven) Wundauflagen durchgeführt. Diese stellen ein optimales, feuchtes Wundmilieu sicher, was die Wundheilung beschleunigen soll. Da die feuchten Wundauflagen in der Regel einzeln verpackt sind, ist auch das regelmäßige Verbandswechseln einfacher und sicherer. Das ist etwa auch ein Pluspunkt bei der Pflege von Angehörigen. 

Ob die Wundbehandlung trocken oder feucht erfolgen sollte, entscheiden Fachleute stets individuell.