Bild einer Frau mit Lippenherpes, die Creme auf ihrem Finger hat.
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Lippenherpes: Herpes an der Lippe richtig behandeln

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 05.10.2023

Schmerzende, juckende und kribbelnde Lippe: Das sind erste mögliche Anzeichen von Lippenherpes. Anschließend bilden sich meist die typischen Lippenbläschen, die für Betroffene oft sehr belastend sind. Wie sich Herpes an der Lippe behandeln lässt und welche Cremes dabei helfen, die Dauer zu verkürzen, erfahren Sie hier.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Lippenherpes

Bei ersten Anzeichen von Lippenherpes können Betroffene auf frei verkäufliche, virushemmende Cremes, Salben oder Pflaster setzen. Zudem lässt sich mithilfe solcher Mittel auch die Dauer verkürzen.

Ja, die den Lippenherpes auslösenden Viren sind ansteckend. Auch wenn keine Bläschen sichtbar sind, können Menschen, die Herpes-simplex-Viren (HSV) in sich tragen, diese weitergeben.

Lippenherpes kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. Dazu zählt auch ein geschwächtes Immunsystem, wie es im Rahmen einer Erkältung oder Coronaerkrankung der Fall sein kann.

Was ist Lippenherpes?

Bei Lippenherpes (medizinisch auch Herpes labialis, umgangssprachlich Fieberbläschen genannt) kommt es zu schmerzhaften Bläschen an der Lippe. Ursache ist eine Infektion mit bestimmten Herpesviren, die rund 90 Prozent der Bevölkerung in sich trägt. Doch nur bei etwa 40 bis 50 Prozent kommt es auch tatsächlich zu Herpes an der Lippe – die Viren können sie jedoch trotzdem übertragen.

Wer einmal Herpes labialis hatte, bekommt in der Regel immer wieder Fieberbläschen. Die Erstinfektion erfolgt meist bereits im Kindesalter – mit zunehmendem Alter steigt jedoch die Wahrscheinlichkeit einer Infektion.

Lippenherpes mit Cremes und Hausmitteln behandeln

Unbehandelt heilt Lippenherpes in den meisten Fällen nach ein bis zwei Wochen von allein ab. Die Dauer lässt sich meist mit Cremes und Hausmitteln verkürzen. Insbesondere eine Erstinfektion sollte jedoch immer ärztlich untersucht und behandelt werden. Betroffene mit ausgeprägtem Herpes an der Lippe und Menschen mit Immunschwäche sollten sich ebenso ärztlichen Rat einholen. In diesen Fällen ist oft ein starkes virushemmendes, verschreibungspflichtiges Mittel gegen Lippenherpes in Form von Tabletten nötig. Möglicherweise spritzen Ärzt*innen das Arzneimittel auch direkt in eine Vene.

Salben und Cremes: Was hilft gegen Herpes an der Lippe?

Um einen unkomplizierten Lippenherpes zu behandeln und die Dauer zu verkürzen, können bei ersten Anzeichen Salben, Gels, Cremes oder Pflaster angewendet werden. Derartige Mittel enthalten virushemmende Wirkstoffe, wie zum Beispiel Aciclovir oder Penciclovir. Die Medikamente sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich und können die Dauer um etwa einen Tag verkürzen. Teilweise verhindern die Salben auch, dass sich ein Lippenbläschen bildet.

Besonders wichtig ist es jedoch, schnell zu handeln:

  • Bei ersten Symptomen wie einem Kribbeln an der Lippe sollte innerhalb der nächsten 24 Stunden mit der Behandlung angefangen werden – je früher, desto besser.
  • Das Arzneimittel sollte für die kommenden fünf Tage alle zwei bis drei Stunden auf die betroffene Stelle aufgetragen werden.

Darüber hinaus eignen sich auch Lippenpflegemittel wie Vaseline oder ein Lidocain-Gel für die Behandlung von Herpes an der Lippe.

Wichtig: Wer auf das Fieberbläschen Salben oder Cremes aufträgt, sollte dazu immer ein Wattestäbchen verwenden. So lässt sich eine Verbreitung der Viren verhindern.

Welche Hausmittel können bei Lippenherpes helfen?

Neben Salben und Cremes können auch Hausmittel gegen Herpes an der Lippe helfen und die Dauer verkürzen. Hilfreiche Tipps sind zum Beispiel:

  • Kühlen: Bei ersten Symptomen kann die betroffene Stelle mit Eis oder einem Kühlpack, eingewickelt in einem Tuch, gekühlt werden.

  • Zinksalben: Das enthaltene Zink trocknet die Bläschen aus und wirkt zudem entzündungshemmend.

  • Teebaumöl: Teebaumöl wird eine desinfizierende und antientzündliche Wirkung zugesprochen. Tipp: Mehrmals täglich mit Wasser verdünnt auf das Fieberbläschen auftragen.

Lippenherpes: Welche Symptome verursacht Herpes an der Lippe?

Lippenherpes äußert sich meist schon durch andere Symptome, bevor die Lippenbläschen zu sehen sind. Die betroffene Stelle an der Lippe kann im Frühstadium beispielsweise

  • brennen,
  • jucken, 
  • spannen, 
  • schmerzhaft oder 
  • gereizt sein.

Innerhalb der nächsten zwölf bis 36 Stunden bilden sich dann die Bläschen an den Schleimhäuten im Lippenbereich. Diese können sich auch im Bereich um den Mund, der Nase und in der Mundhöhle zeigen. Die Bläschen

  • entzünden sich häufig, 
  • bereiten oft starke Schmerzen, 
  • füllen sich mit Flüssigkeit, 
  • platzen im Verlauf auf und
  • bilden gelbliche Krusten. 

Nach etwa sieben bis zehn Tagen wird der gebildete Schorf wieder abgestoßen. Insbesondere beim Sprechen oder Lachen schmerzen die Lippenbläschen stark und können schnell reißen und nässen. Säurehaltige Flüssigkeiten wie zum Beispiel Essig oder Saft reizen die Fieberbläschen oft zusätzlich.

Bei Erstinfektion sind weitere Symptome möglich 

Neben den Lippenbläschen sind in schweren Fällen weitere Symptome möglich, wie: 

Was verursacht Lippenherpes?

Herpes labialis wird durch eine Infektion mit Herpes-simplex-Viren (VHS) verursacht. Auslöser können zwei verschiedene Erreger sein: Typ 1 und Typ des Herpes-simplex-Virus. Fast immer steckt hinter dem Herpes an der Lippe eine Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus-Typ-1, wohingegen der Typ 2 meist ursächlich für Genitalherpes ist.

Lippenherpes: So erfolgt die Ansteckung

In vielen Fällen erfolgt eine Ansteckung mit Herpes-simplex-Viren bereits im Kindesalter durch Kontakt mit erregerhaltigem Speichel oder Bläscheninhalt. Die Viren können sowohl über 

  • eine Tröpfcheninfektion (direkter Kontakt, etwa durch Küssen) als auch über 
  • eine Schmierinfektion (indirekt über kontaminierte Gegenstände) übertragen werden.

Auch durch Oralverkehr ist eine Ansteckung möglich. Die Viren können vom Mund in den Genitalbereich von Sexualpartner*innen gelangen. Dann sind die Herpes-simplex-Viren vom Typ 1 mögliche Auslöser von Genitalherpes.

Wichtig: Nicht nur Menschen mit sichtbaren Fieberbläschen sind ansteckend. Auch ohne äußerlich sichtbare Anzeichen ist die Ansteckung möglich, denn Betroffene scheiden auch dann Viren über die Schleimhaut aus.

Inkubationszeit

Die Inkubationszeit von Herpes labialis, also die Zeit zwischen Infektion und Auftreten erster Symptome, beträgt zwei bis zwölf Tage. 

Herpes an der Lippe kann immer wieder ausbrechen

Die Herpes-simplex-Viren gelangen nach der Erstinfektion in die Nervenleitbahnen (Axone) und infizieren den dazugehörigen Nervenknoten (Ganglion). Somit bleibt die Infektion ein Leben lang bestehen. Durch verschiedene Faktoren kann es dann zu einer Reaktivierung der Erreger und somit immer wiederkehrendem Lippenherpes kommen. Mögliche Auslöser sind: 

  • Sonnenstrahlung (ultraviolettes Licht)
  • hormonelle Schwankungen, zum Beispiel während der Schwangerschaft oder Menstruation
  • Stress
  • geschwächtes Immunsystem, etwa durch eine andere Erkrankung oder starke körperliche Belastung
  • Verletzungen wie Verbrennungen
  • Fieber
  • Reizungen des Ganglions, beispielsweise durch eine Entzündung oder zahnärztliche Behandlung

Lippenherpes: Verlauf und Komplikationen

In den meisten Fällen heilt Herpes labialis innerhalb von sieben bis zehn Tagen von allein und folgenlos aus – Narben bleiben in der Regel nicht zurück. Rückfälle sind hingegen typisch: Wer einmal Fieberbläschen hatte, bekommt diese oft ein- bis zweimal pro Jahr. Bei etwa fünf bis zehn Prozent der Betroffenen sind mehr als fünf Ausbrüche jährlich möglich.

Komplikationen

In der Regel treten keine Komplikationen auf. Kommt es zu einer zusätzlichen Infektion des Fieberbläschens mit Bakterien, kann das die Symptome verstärken und sich zusätzlich ein eitriges Sekret bilden. Bei schweren Verbrennungen oder Menschen mit Neurodermitis kann sich der Herpes auf größere Hautbereiche ausdehnen. Zudem halten die Beschwerden bei Menschen mit Immunschwäche oft länger an.

Selten gelangen die auslösenden Viren vom Lippenbereich in andere Körperstellen:

  • Wer sich mit ungewaschenen Fingern an die Nase greift, kann dort Nasenherpes bekommen.
  • Sind die Augen betroffen, drohen Sehstörungen oder schlimmstenfalls eine Erblindung.
  • Gelangen die Herpesviren ins Gehirn, kann eine Gehirnentzündung (Enzephalitis) die Folge sein.

Lippenherpes: So lässt sich den Herpesbläschen vorbeugen

Da die Erstinfektion meist im Kindesalter erfolgt, kann dieser nur schwer vorgebeugt werden. Jedoch lässt sich unter Umständen einer Reaktivierung des Lippenherpes vorbeugen.

Folgende Tipps können dabei helfen:

  • Stress reduzieren
  • Immunsystem stärken und auf gesunde Lebensweise achten
  • UV-Strahlung durch Sonnenstrahlung oder Solarium-Besuche meiden
  • Lippen pflegen und vor kleinen Verletzungen schützen

Zudem sollten Menschen mit akutem Fieberbläschen auf folgende Punkte achten, um eine Ansteckung dritter Personen zu vermeiden:

  • niemanden küssen
  • direkten Kontakt mit den Bläschen vermeiden
  • regelmäßig und besonders gründlich Händewaschen
  • kein Geschirr, Besteck oder Handtücher mit anderen Personen teilen
  • auf Oralsex verzichten, da sonst Genitalherpes ausgelöst werden kann
  • keinen Sport mit Körperkontakt ausüben

Eine Infektion mit Herpes-simplex-Viren ist besonders für Babys bis zur achten Lebenswoche mit Komplikationen verbunden, da ihr Immunsystem noch nicht ausgereift ist. Deshalb sollten Menschen mit Herpes an der Lippe besonders bei Säuglingen und auch kleinen Kindern auf Vorsichtsmaßnahmen achten, um eine Ansteckung zu vermeiden. 

Wie lässt sich Lippenherpes diagnostizieren?

Lippenherpes kann in der Regel einfach aufgrund der typischen Symptome und der sichtbaren Bläschen diagnostiziert werden. In den meisten Fällen sind deshalb keine weiteren Untersuchungen nötig, um die Diagnose zu sichern.

Unter Umständen kann es sinnvoll sein, den genauen Virus-Typen zu bestimmen. Hierfür kann eine Untersuchung des Bluts oder des Bläscheninhalts veranlasst werden.