Juckreiz (Pruritus)
Ob am ganzen Körper oder nur an einer Stelle – Juckreiz ist ein sehr unangenehmes Gefühl in der Haut. Man möchte sich dort kratzen, scheuern oder reiben. In den meisten Fällen ist Juckreiz zwar lästig, aber harmlos. Was gegen das Jucken hilft.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Juckreiz (Pruritus)
Juckreiz ist ein unangenehmes Gefühl in der Haut. Meist löst es das Bedürfnis aus, an der Körperstelle zu reiben, zu scheuern oder zu kratzen, zum Beispiel mit den Fingernägeln. Nicht immer bessert sich der Juckreiz, wenn man ihm nachgibt und kratzt – manchmal verschlimmert es ihn sogar. Juckreiz ist das am häufigsten vorkommende Symptom, das von der Haut ausgeht.
Empfindungen der Haut wie Schmerz, Kälte- oder Hitzegefühl dienen als Warnsignal und lösen Schutzreflexe aus – wie zum Beispiel das schnelle Wegziehen der Hand von einer heißen Herdplatte. Auch Juckreiz (Fachausdruck: Pruritus) zählt im Prinzip zu diesen Schutzmechanismen: Er löst Kratzbewegungen aus, die dazu dienen, etwaige Insekten, Parasiten oder Fremdkörper von der Hautoberfläche zu entfernen.
Im Gegensatz zu einem kurzfristigen, akuten Juckreiz – für den es nicht immer einen erkennbaren Grund gibt – kann lang anhaltender, chronischer Juckreiz auf eine Erkrankung oder Störung hinweisen. Verschiedene Krankheiten können dann die Ursache sein.
Tritt der Juckreiz scharf begrenzt auf, fühlt sich eher "kitzelnd-hell" an und lässt sich gut lokalisieren, bezeichnen Mediziner ihn als epikritischen Pruritus. Ein eher dumpfer, quälender und schlecht lokalisierbarer Juckreiz hingegen heißt protopathischer Pruritus.
Nicht immer sieht man an der juckenden Stelle eine Hautveränderung. Juckreiz kann jedoch auch mit weiteren Beschwerden einhergehen, wie zum Beispiel:
- Hautrötungen
- Quaddeln oder Hautbläschen
- trockener Haut
- schuppender Haut
Dauert Juckreiz über Wochen an oder stört sogar den Schlaf, kann das den Alltag stark beeinträchtigen und unter Umständen Erschöpfung, Ängste oder depressive Beschwerden nach sich ziehen.
Juckreiz (Pruritus): Ursachen
Je nach Art und betroffenem Körperbereich kommen bei Juckreiz (Pruritus) verschiedene Ursachen infrage.
Hauterkrankungen, bei denen oft starker Juckreiz auftritt, sind beispielsweise:
- Neurodermitis
- Kontaktallergie
- Schuppenflechte (Psoriasis)
- Hauterkrankungen durch Parasiten, wie z.B. Krätze (Skabies)
- Pilzinfektionen (Mykosen)
- Nesselsucht (Urtikaria)
- Sonnenallergie
Juckreiz kann als sogenannter lokalisierter Juckreiz an einer einzelnen Körperstelle auftreten. Beispiele dafür sind Juckreiz am After (etwa als Folge von Hämorrhoiden, Ekzemen oder Würmern) und Juckreiz im Genitalbereich – oder wenn nur die Kopfhaut juckt. Wenn nicht nur ein Bereich, sondern der ganze Körper juckt, spricht man von generalisiertem Juckreiz.
Sowohl für lokalisierten als auch für generalisierten Juckreiz kommen als Ursachen verschiedene Grunderkrankungen in Frage. Der Juckreiz tritt dann meist zusätzlich zu anderen Beschwerden der jeweiligen Krankheit als begleitendes Symptom auf, so zum Beispiel bei:
- Stoffwechselstörungen, wie
- Schilddrüsenfunktionsstörungen (z.B. Schilddrüsenunterfunktion)
- Diabetes mellitus
- Krebserkrankungen, wie
- Lymphom
- Leukämie
- Plasmozytom
- neurologischen Erkrankungen, wie
- Neuropathie
- multiple Sklerose
- Arzneimittelüberempfindlichkeiten
- Blutkrankheiten, wie
- Erkrankungen der Leber oder Niere, wie
- Leberzirrhose
- Leberentzündung
- Gallenstauung
- Nierenversagen
- Infektionen mit bestimmten Erregern, z.B.
- psychische Erkrankungen, wie
- Depressionen
- Angststörungen
- Zwangsstörungen
- Dermatozoenwahn, bei dem die Betroffenen fest davon überzeugt sind, von Hautparasiten befallen zu sein – obwohl das nicht so ist.
Weitere mögliche Juckreiz-Ursachen sind:
- trockene Haut
- kratzige Kleidung
- Insektenstiche oder -bisse (z.B. Mückenstiche, Grasmilben)
- Stress
- Trockene Haut
- Hautkontakt mit Glaswolle
- Schwangerschaft
Nicht nur Krankheiten können Juckreiz hervorrufen. Manchmal lösen auch Medikamente als Nebenwirkung ein Jucken aus. Daneben können bestimmte Botenstoffe im Körper, wie zum Beispiel Histamin, zu Juckreiz führen. Histamin spielt eine wichtige Rolle bei allergischen Reaktionen. Auch der Kontakt mit giftigen Pflanzen wie dem Riesenbärenklau kann zu Juckreiz führen.
Lange nahm man an, dass Juckreiz, vereinfacht gesagt, eine schwächere Form des Schmerzreizes sei und beide Impulse auf gleiche Weise im Nervensystem weitergeleitet werden. Mittlerweile weiß man jedoch, dass Schmerzen und Juckreiz auf unterschiedlichen Nervenbahnen ins Gehirn geleitet werden.
Im Tierversuch gelang es, die juckreizvermittelnden Nervenzellen gezielt zu hemmen. Ob solche Ergebnisse in Zukunft auch zur Juckreiz-Therapie genutzt werden können, bleibt abzuwarten.
Juckreiz (Pruritus): Diagnose
Um herauszufinden, welche Ursachen der Juckreiz hat, stellt der Arzt den Betroffenen zunächst einige Fragen, wie etwa:
- Wo juckt es?
- Wie stark ist der Juckreiz?
- Seit wann tritt er auf?
- Juckt es immer in bestimmten Situationen?
- Haben Sie in der letzten Zeit Medikamente eingenommen?
- Sind bei Ihnen Grunderkrankungen oder Allergien bekannt?
Diese und weitere Fragen können dem Arzt erste Hinweise geben und dabei helfen eine Diagnose zu stellen.
Nach der Befragung folgt eine körperliche Untersuchung. Dabei sucht der Arzt beispielsweise nach Kratzspuren, trockenen Hautstellen, farblichen Veränderungen oder Hinweisen auf Krankheitserreger. In manchen Fällen tastet er außerdem Lymphknoten, Leber und Milz ab.
Zur erweiterten Diagnostik können zählen:
- Blutuntersuchungen,
- eine Stuhluntersuchung oder
- eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums.
Vermutet der Arzt eine Infektion mit einem Erreger, macht er einen Abstrich von der betroffenen Stelle und lässt eine Erregerkultur anlegen.
Abhängig davon, welche Ursache der Arzt hinter dem Juckreiz vermutet, kann er weitere Untersuchungen veranlassen.
Juckreiz (Pruritus): Therapie
Bei Juckreiz (Pruritus) richtet sich die Therapie nach der zugrunde liegenden Ursache.
Was Sie bei Juckreiz tun können
Folgende Tipps können Ihnen dabei helfen, Juckreiz zu lindern und Hautverletzungen durch Kratzen vorbeugen:
- Besser als zu kratzen ist es, sanft auf die juckende Stelle zu klopfen.
- Kühlung kann Juckreiz lindern: Legen Sie eine Kühlpackung oder kalte Kompresse auf die Hautstelle. Auch feuchte Umschläge können helfen.
- Baden oder duschen Sie kühl bis lauwarm.
- Meiden Sie Kleidung beziehungsweise Stoffe, die Ihre Haut reizen können.
- Achten Sie bei trockener Haut auf ausreichend Feuchtigkeitspflege und Rückfettung der Haut nach dem Duschen.
Um die Beschwerden zu lindern, kann es in manchen Fällen auch helfen, wenn man die entsprechenden Stellen mehrmals täglich, besonders nach dem Waschen, mit einer wirkstofffreien Fettsalbe eincremt. Zur Körperreinigung sollten Sie nur alkalifreie Seifen verwenden. Cremes oder Lotionen mit Menthol, Kampfer, Harnstoff oder Gerbstoffen können den Juckreiz kurzfristig lindern.
Medikamente gegen Juckreiz
Spezielle Salben gegen Juckreiz enthalten zum Beispiel:
- Cayennepfeffer-Extrakt (Capsaicin)
- lokale Anästhetika (z.B. Lidocain)
- Kortison
- Calcineurininhibitoren (z.B. Tacrolimus)
Auch Medikamente zum Einnehmen können bei Juckreiz manchmal zum Einsatz kommen. Häufig handelt es sich hierbei um Antihistaminika (z.B. Cetirizin) an. Wenn psychische Ursachen vorliegen, können angstlösende, beruhigende Medikamente (Anxiolytika) und Neuroleptika zum Einsatz kommen. Hilfreich gegen Juckreiz ist außerdem eine Bestrahlung mit UV-B-Strahlen.
Wird der Juckreiz durch eine andere Krankheit (z.B. eine Stoffwechselstörung oder Bluterkrankung) ausgelöst, ist eine gezielte Therapie dieser Grunderkrankung erforderlich.