Eine Frau in Unterwäsche hält sich ein Schild mit der Aufschrift "HPV" vor den Unterleib
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HPV: Was eine Infektion mit dem Virus bedeutet

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 30.04.2024 - 15:00 Uhr

Humane Papillomviren (HPV) sind sehr verbreitet. Je nach Virustyp können sie zu Warzen an Händen, Füßen oder im Intimbereich, seltener auch zu Tumoren führen, etwa am Gebärmutterhals. Eine Infektion kann aber auch unbemerkt verlaufen. Treten Beschwerden auf, können sie bei Mann und Frau unterschiedlich sein. Wie gefährlich die Infektion mit einem HP-Virus ist und wie die Übertragung abläuft, erfahren Sie hier.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu HPV

Nicht immer, aber häufig sind Partner*innen von Personen mit sexuell übertragbaren HPV-Infektionen ebenfalls infiziert. Daher ist es nach einem positiven Test ratsam, seine*n Partner*in darüber zu informieren.

HP-Viren befinden sich in Haut und Schleimhaut. Eine Ansteckung mit sexuell übertragbaren Papillomviren erfolgt meist bei Geschlechtsverkehr, Oralverkehr oder intimen Hautkontakt. Seltener, aber möglich, ist eine Schmierinfektion beispielsweise über gemeinsam genutzte Handtücher. 

Nicht unbedingt. Abgesehen davon, dass es neben Geschlechtsverkehr auch andere Übertragungswege gibt, kann eine Infektion mitunter lange verborgen bleiben. Es ist also möglich, dass die Ansteckung mit sexuell übertragbaren HP-Viren vor der aktuellen Beziehung stattgefunden hat.

HPV-Infektionen sind meist harmlos. Es gibt rund 200 verschiedene HP-Viren, von denen nur wenige das Krebsrisiko erhöhen. Häufig bekommt das Immunsystem die Infektion in den Griff.

Was ist HPV?

Humane Papillomviren (HPV), auch humane Papillomaviren genannt, infizieren die menschliche Haut, einige von ihnen auch die Schleimhaut.

Die verschiedenen HPV-Typen können unterschiedliche Beschwerden hervorrufen:

  • Die meisten sind für Warzen, etwa an Händen, Füßen und Gesicht, verantwortlich.
  • Einige befallen die Schleimhäute und Geschlechtsorgane und verursachen beispielsweise Feigwarzen oder Bowenoide Papulose.
  • Die sogenannten Hochrisikotypen können Veränderungen des Gewebes bewirken und so unter Umständen zu Gebärmutterhalskrebs führen. Aber auch Karzinome an anderen Stellen wie Vulva, Anus und Penis sind möglich.

HPV-Infektionen werden außerdem mit Morbus Bowen (einer Vorstufe von weißem Hautkrebs) und Keratoakanthomen (gutartigen Hauttumoren) in Verbindung gebracht.

Häufigkeit: Wie viele Menschen sind mit HP-Viren infiziert?

HPV-Infektionen zählen zu den häufigsten Virusinfektionen. Warzen an Händen, Füßen und im Gesicht betreffen vor allem Kinder und Jugendliche.

HP-Viren sind die am häufigsten sexuell übertragenen Viren weltweit. Mit den die Geschlechtsteile betreffenden Erregern infizierte sich bis zur Einführung der HPV-Impfung fast jeder sexuell aktive Erwachsene mindestens einmal im Leben. 

Welche HPV-Typen gibt es?

Es existieren rund 200 verschiedene Typen der DNA-Viren. Insgesamt befallen etwa 40 HP-Viren die Geschlechtsorgane.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft derzeit zwölf Hochrisiko-Virustypen als sicher krebserregend ein: 16, 18, 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58 und 59. Am häufigsten sind die Typen 16 und 18. Fast immer geht Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) auf eine HPV-Infektion zurück.

Unter den Niedrigrisiko-Typen spielen insbesondere die Typen 6 und 11 eine Rolle, die Genitalwarzen verursachen. Vor allem die Typen 1 bis 4, 7 und 10 verursachen Warzen an Händen und Füßen.

HPV-Übertragung: Wie steckt man sich mit dem Virus an?

HP-Viren können über kleinste Läsionen oder Risse in die menschliche Haut oder Schleimhaut eindringen und sich im Inneren der Zellen vermehren. In der Regel erfolgt die Ansteckungen über direkten körperlichen Haut- oder Schleimhautkontakt. Seltener ist auch eine Schmierinfektion über kontaminierte Gegenstände möglich.

Bei normalen Warzen findet die Übertragung häufig in Schwimmbädern und Sportstätten statt. Genitalwarzen werden vorrangig durch Geschlechtsverkehr und intimen Körperkontakt sowie mitunter Oralverkehr übertragen. Eine Ansteckung über Sperma, Blut oder Speichel ist eher unwahrscheinlich. Allerdings kann eine Mutter das Virus bei der Geburt auf ihr neugeborenes Kind übertragen. 

Es ist möglich, dass sich eine Person gleichzeitig mit verschiedenen oder auch mehrmals hintereinander mit dem gleichen HPV-Typ infiziert.

HPV trotz fester Partnerschaft?

Es kommt vor, dass sexuell übertragbare HP-Viren bei Personen in langjährigen monogamen Beziehungen festgestellt werden, ohne dass eine*r der beiden Partner*innen anderweitige sexuelle Kontakte hatte. Denn das Virus kann mitunter lange unerkannt im Körper verweilen. Wer sich wann bei wem infiziert hat, ist daher schwer zu sagen. Wichtig ist allerdings, die*den Partner*in einzuweihen und gegebenenfalls ebenfalls untersuchen zu lassen.

HPV: Welche Symptome und Folgen hat eine Infektion?

Je nach Virus-Typ kann sich eine HPV-Infektion auf verschiedene Weise manifestieren:

  • Warzen auf der Haut, vor allem an Händen und Füßen
  • Genitalwarzen (Feigwarzen) auf Haut und Schleimhaut im Anogenitalbereich, seltener auch auf der Mundschleimhaut
  • Gewebeveränderungen (Dysplasien), vor allem zwischen Scheide und Gebärmutterhals, seltener auch an anderen Bereichen wie Schamlippen, Scheideneingang, Penis, After und Mund- und Rachenbereich. Dabei handelt es sich um Krebsvorstufen, die sich über Jahre hinweg zu einem Tumor entwickeln können, aber nicht müssen.

Häufig verlaufen Infektionen mit HP-Viren jedoch unbemerkt und heilen von selbst aus.

HPV: Warzen sind meist harmlos

Warzen und Genitalwarzen sind zwar unangenehm, aber fast immer harmlos. Verschiedene HP-Viren rufen verschiedene Arten von Warzen hervor, nämlich:

  • Hautwarzen (Verrucae vulgares), die an Händen, Fingern, Fußsohle und mitunter auch der Nasenspitze auftreten und zu bis zu einem Zentimeter großen grau-weißen Tumoren mit zerklüfteter Oberfläche heranwachsen

  • Dornwarzen (Verrucae plantares), die meist an den Fußsohlen und seltener an den Handflächen nach innen in die Haut wachsen und vor allem an den Füßen beim Gehen schmerzen können

  • Plane Warzen (Verrucae planae juveniles), die in Form von hautfarbenen, flachen Papeln im Gesicht und am Handrücken wachsen

  • Feigwarzen (Condylomata acuminata), auch Kondylome genannt, die sich von flachen Knötchen im Intim- und Analbereich zu blumenkohlartigen Papeln entwickeln und selten von Schmerzen, Blutungen und Nässegefühl begleitet werden

In seltenen Fällen können sich aus Feigwarzen große, blumenkohlartige Warzen, sogenannte Buschke-Löwenstein-Tumoren entwickeln, die zu bösartigen Plattenepithelkarzinomen werden können.

    Tumoren: Mögliche Folgen einer HPV-Infektion bei Frauen und Männern

    Während eine HPV-Infektion bei Männern nur selten ernsthafte Folgen hat, ist das Risiko für Erkrankungen bei Frauen höher. Denn Gewebeveränderungen am After, am Penis oder im Mund entwickeln sich nur selten zu bösartigen Tumoren. Anders am Gebärmutterhals: In Deutschland erkrankten 2020 4.320 Frauen an einem Zervixkarzinom.

    HPV im Anfangsstadium bei der Frau

    Gewebeveränderungen durch die Hochrisiko-Papillomviren werden in der Regel nicht von Symptomen begleitet. Die meisten Menschen bemerken also gar nicht, dass sie infiziert sind. Bei 90 Prozent der Frauen heilt eine HPV-Infektion innerhalb von zwei Jahren ohne Therapie folgenlos aus.

    Etwa zehn Prozent bleiben dauerhaft infiziert. Bei ihnen können sich Gewebeveränderungen infolge der Hochrisikotypen entwickeln (zervikale intraepitheliale Neoplasien). Etwa ein bis drei Prozent dieser Dysplasien führen über viele Jahre hinweg (mindestens zehn Jahre) zu Gebärmutterhalskrebs. Falls eine HPV-Infektion bekannt ist, sollten deshalb engmaschig Pap-Tests erfolgen, um einen möglichen Tumor rechtzeitig zu erkennen.

    Symptome treten bei Gebärmutterhalskrebs erst spät auf, wenn der Krebs möglicherweise schon weit fortgeschritten ist. Erste Beschwerden sind dann beispielsweise:

    • übelriechender, verfärbter Ausfluss aus der Scheide
    • Zwischenblutungen
    • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr

    HPV: Das Virus loswerden

    Es existiert keine medikamentöse Therapie speziell gegen HP-Viren. Häufig kommt es zu Spontanheilungen.

    Warzen sind sehr ansteckend. Besonders Feigwarzen sollten daher behandelt werden. Das Risiko, dass sich wieder neue Warzen entwickeln, ist allerdings hoch, weil mit der Behandlung in der Regel nicht alle Viren beseitigt werden.

    HPV: Warzen entfernen

    Um durch HPV ausgelöste Warzen in den Griff zu bekommen, existieren grundsätzlich zwei verschiedene Möglichkeiten:

    • konservative Behandlung durch eine Lokaltherapie mit Cremes oder Lösungen (gewöhnliche Warzen mit 5-Fluorouracil, salicylhaltigen Pflastern oder dem Wirkstoff Imiquimod, Feigwarzen mit Imiquimod oder Podophyllotoxin)
    • operative Therapie durch eine Abtragung der Warzen mittels Ausschabung (Kürettage), Vereisung (Kryotherapie), einer erhitzten Drahtschlinge (Elektrokauter) oder Laser

    Falls Gewebeveränderungen aufgrund der Infektion existieren, werden diese zunächst beobachtet. Häufig bilden sich diese von selbst zurück. Erst, wenn schwere Dysplasien entstehen, muss der betroffene Bereich entfernt werden. Da sich Gebärmutterhalskrebs über viele Jahre hinweg entwickelt, sind die Chancen hoch, dass dieser dann rechtzeitig erkannt und behandelt wird.

    HPV: So erfolgt die Diagnose

    Bei herkömmlichen Warzen reicht gewöhnlich die Blickdiagnose, um eine HPV-Infektion festzustellen. Gewebeuntersuchungen und eine Typisierung des Virus sind nur selten notwendig. Schlecht erkennbare Feigwarzen, insbesondere im Anfangsstadium, lassen sich mit einer dreiprozentigen Essigsäure sichtbar machen.

    HPV-Test und PAP-Abstrich

    Eine Infektion mit Hochrisiko-Virustypen wird meist nur bei einem HPV-Test offenbar. Dabei wird ein Abstrich aus der Schleimhaut des Gebärmutterhalses auf das Erbmaterial humaner Papillomviren untersucht. Bei einem positiven Ergebnis ist das Risiko für Gebärmutterhalskrebs erhöht. Bereits bestehende Zellveränderungen kann der HPV-Test jedoch nicht nachweisen.

    Dafür ist der Pap-Test zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs da. Werden hierbei Zellveränderungen festgestellt, liegt eine HPV-Infektion nahe. Sofern noch nicht geschehen, wird an einen positiven Pap-Test ein HPV-Test angeschlossen.

    Die Krankenkasse übernimmt bei Frauen zwischen 20 und 34 Jahren einmal im Jahr die Kosten für den Pap-Abstrich. Frauen ab 35 Jahren bekommen im Rahmen der Krebsvorsorge alle drei Jahre einen Pap-Abstrich in Verbindung mit einem HPV-Test. Außerhalb dieser Vorsorgeuntersuchungen muss der Test selbst gezahlt werden, außer es liegen ein positiver Pap-Abstrich oder Gewebeveränderungen vor.

    HPV-Test auch bei Männern sinnvoll?

    Auch Männer können sich auf HPV testen lassen, jedoch findet der Test bei ihnen nicht standardmäßig statt. Sinnvoll kann es sein, Männer auf Analkarzinome durch HPV zu untersuchen, die Sex mit Männern haben. Das gilt insbesondere, wenn ihr Immunsystem etwa aufgrund einer HIV-Erkrankung geschwächt ist.

    Lässt sich einer Infektion mit HPV vorbeugen?

    Gewöhnlichen Warzen durch HP-Viren lässt sich nur bedingt vorbeugen. Da HP-Viren ein feuchtwarmes Klima bevorzugen, kann es helfen, die Füße nach dem Duschen gut abzutrocknen und in Schwimmbädern Badeschuhe zu tragen. Außerdem ist es wichtig, auf eine gesunde Haut zu achten und sie zu pflegen. Ebenso sollten Dinge wie Handtücher nicht gemeinsam genutzt werden.

    Indirekt lässt sich der Verlauf einer HPV-Infektion positiv beeinflussen, indem man das Immunsystem durch ausreichend Bewegung und eine abwechslungsreiche Ernährung unterstützt. 

    Feigwarzen lassen sich bei sexuell aktiven Menschen zwar nicht gänzlich vermeiden, aber das Risiko wird durch die Verwendung von Kondomen verringert.

    HPV-Impfung rettet Leben

    Eine HPV-Impfung kann Krebserkrankungen durch HPV und Feigwarzen verhindern. Seit 2007 wird der Impfstoff für Mädchen zwischen 9 und 17 Jahren empfohlen, seit 2018 auch für Jungen. Im Idealfall sollten die Impfungen vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen. Erwachsene Frauen und Männer müssen die Kosten für die Impfung selbst tragen.

    Einer Studie zufolge haben Frauen, die vor dem Alter von 17 Jahren gegen HPV geimpft wurden, ein um 88 Prozent niedrigeres Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, als ungeimpfte Frauen.